Leuchtturmprojekt für Bildung und Wirtschaft
Neue Innovations-Schmiede im Chiemgau: So profitieren Firmen und Existenzgründer
Zwei Säulen, die die Region als Wirtschaftsstandort stärken sollen: Der IHK-Regionalauschuss diskutiert in Traunstein über Chancen für Start-ups und den neuen Hochschulstandort in Traunstein.
Traunstein – Das vom bayerischen Wirtschaftsministerium geförderte digitale Gründerzentrum Stellwerk 18 ist seit 2017 eine treibende Kraft in der Förderung von Unternehmertum im digitalen und Start-up-Bereich in der gesamten Region Südostoberbayern. Seit November gibt es neben der Geschäftsstelle in Rosenheim auch eine Außenstelle auf dem Campus Chiemgau in Traunstein. Mit dem Vorzeigeprojekt des Bildungsstandorts Traunstein beschäftigte sich der IHK-Regionalausschuss in seiner jüngsten Sitzung im Gebäude der Chiemgau GmbH.
Florian Wiesböck, Geschäftsführer des Stellwerks 18 in Rosenheim, stellte die Vorteile des Gründerzentrums als Vernetzungs-Plattform für Innovation und Digitalisierung vor. Mittlerweile kooperieren hier 25 Start-up-Firmen mit 65 etablierten Unternehmen, Wirtschaftsförderungen, Hochschulen, Kammern und weiteren Partnern.
Wie Existenzgründer und Firmen profitieren
Neben günstigem Mietraum zur Geschäftsgründung und der technischen Ausstattung profitieren Existenzgründer von Coachings, Kontakten in die Wirtschaft und dem Austausch mit anderen Gründern. Umgekehrt kommen innovative Ideen und digitale Neuentwicklungen auch etablierten Firmen zugute. Als Beispiel nannte Wiesböck die Entwicklung einer internetbasierten Steuerungsplattform für Straßenleuchten der Firma Siteco aus Traunreut durch das Start-up „innFactory“. Wie er weiter erläuterte, unterstützt das Stellwerk 18 mit Fachvorträgen und IT-Foren, Gründerstammtischen oder Netzwerktreffen mit Unternehmen den befruchtenden Austausch.
Um die Aktivitäten des für ganz Südostoberbayern zuständigen Stellwerks 18 auszuweiten, gibt es seit November drei neue Gründerbüros im Campus Chiemgau-Gebäude am Stadtplatz in Traunstein. Zwei davon sind aktuell besetzt mit zwei Start-ups für die Entwicklung einer regionalen Freizeitplattform (hey.bayern) und eine Trainings-App für Fußballnachwuchs (Upstarplayers). 13 regionale Netzwerkpartner sind in die Kooperation eingebunden. Ganz neu ist der Aufbau weiterer Aktivitäten in den Landkreisen Mühldorf und Altötting mit sechs Kooperationspartnern.
Den aktuellen Planungsstand zum Neubau des Campus Chiemgau am Bahnhof in Traunstein stellte Lothar Wagner, Geschäfts- und Gesamtprojektleiter im Landratsamt Traunstein, vor. Wie er erläuterte, werde das Leuchtturmprojekt in Abstimmung mit der Stadt und gemeinsam mit der Technischen Hochschule (TH) Rosenheim, der Handwerksakademie und der IHK-Akademie vorangetrieben. Aktuell seien im Bachelor-Studiengang E-Commerce, im berufsbegleitenden Bachelor-Studiengang Maschinenbau und im Masterstudiengang „Advanced Industrial Engineering“ rund 210 Studierende eingeschrieben. Sie werden derzeit am Stadtplatz unterrichtet.
Im kommenden Jahr sollen zusätzlich zwei neue Studiengänge für virtuelle Mediengestaltung und innovative Designgestaltung dazukommen.
Wie Wagner aufzeigte, umfassen die Bauten ein mehrstöckiges Lern- und Lehrstätten-Gebäude der Hochschule mit Verwaltung und Caféteria, in dem auch die IHK-Akademie und die Handwerksakademie untergebracht sind. Dazu kommen ein Wohnheim für 120 Studenten, Parkanlagen und zwei später realisierbare Erweiterungsbauten.
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Wohnraum für Studenten Mangelware
In der anschließenden Diskussion interessierte Thomas Eberl, ob angesichts eines hohen Studentenanteils aus Indien auf dem Campus Chiemgau nicht in der Region Fachkräfte ausgebildet werden, die dann wieder in ihre Heimat zurückkehren. Wagner hielt dem den wachsenden Fachkräftemangel entgegen. Zudem blieben Untersuchungen zufolge 40 bis 50 Prozent dieser Studenten in Deutschland.
Bernhard Dobler interessierte, ob angesichts digitaler Studiengänge die 200 Studenten auch physisch anwesend seien, was Wagner bejahte. Das größere Problem sei der fehlende Wohnraum. Franz Obermayer jun. wollte wissen, ob man sich in der Stadt auch über Angebote für das studentische Nachtlebens Gedanken mache. Wagner verwies darauf, dass im Hauptgebäude eine Rooftop-Bar geplant sei. Ansonsten gebe es sicher „Entwicklungspotential“ in Traunstein.
Die Stiftungsforschung des Landkreises Traunstein zur Förderung der Hochschul-Forschung stellte Dr. Birgit Seeholzer, Geschäftsführerin der Chiemgau GmbH, vor. Wie sie erläuterte, könnten sich Unternehmen daran durch Zustiftung für die Erhöhung des finanziellen Grundstocks beteiligen.
