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Ticker: Mord-Prozess um den Tod von Hanna W. aus Aschau

Richterin: „Wir wären mit Beweisaufnahme durch“ - doch jetzt kommen Anträge der Verteidiger

Was stieß Hanna am 3.Oktober 2022 in Aschau zu? Ist Sebastian T. schuld an ihrem Tod?
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28. Prozesstag gegen Sebastian T. aus Aschau im Chiemgau am Traunsteiner Landgericht: Ihm wird der Mord an Hanna W. vorgeworfen.

Traunstein/Aschau im Chiemgau – Noch ist ein Ende im Mord-Prozess gegen Sebastian T. nicht konkret absehbar. Der Grund: immer wieder neue Beweisanträge seiner Verteidiger. Auch am heutigen, 28. Prozesstag dürfte damit zu rechnen sein - bekommt die Unfall-These rund um Hannas Tod dadurch mehr Gewicht?

Update, 12.35 Uhr - Beweisaufnahme vorerst abgeschlossen

„Also wir wären mit der Beweisaufnahme durch...“, meint Richterin Jacqueline Aßbichler. Sie macht damit klar: Gehe es nach dem Landgericht, könnte man jetzt an die Plädoyers und dann ans Urteil im „Fall Hanna“ gehen. Aber auch Aßbichler ist klar, dass es noch nicht so weit ist. Es warten noch Beweisanträge der Verteidigung. Und es werden wohl mehrere.

Zwei Beweisanträge präsentiert Regina Rick jetzt gleich, doch zusätzliche will sie beim übernächsten Prozesstag am 8. Februar vorlegen. Unter anderem einen zum Temperaturabfall bei Hannas Handy. „Das Telefon muss vor ihrem letzten Anruf ins Wasser geraten sein“, ist sie sich sicher. Das sollte nachgestellt und untersucht werden. Demnach habe Hanna ihren Not-Anruf bei ihren Eltern wohl eher aus den reißenden Fluten heraus getätigt, weil sie plötzlich im Bärbach landete und nicht, weil sie von Sebastian T. attackiert wurde.

Der erste Beweisantrag, den Anwältin Rick heute vorlegt, dreht sich nochmals um den Knast-Zeugen. Er belastete den Angeklagten schwer, in der JVA habe er ihm die Tat gestanden. „Wir dürfen ihm keinen Glauben schenken“, warnt Rick erneut. Der Mann verbreite Lügen, habe sich Vorteile für sein eigenes Verfahren erhofft. Die Verteidigung beantragt Akteneinsicht zu Fällen, in denen der „Knast-Zeuge“ in der Vergangenheit selbst vor Gericht stand.

Der zweite Beweisantrag fordert Geodaten eines Freundes von Sebastian T. Er sagte als Zeuge, er sei mit ihm am späten Nachmittag oder Abend des 3. Oktober beim Tischtennisspielen gewesen. Dort, wo der Angeklagte dann erzählte, dass in der letzten Nacht ein Mädchen in Aschau ermordet worden sei. Sebastian T. hätte damit Täterwissen offenbart. Rick zweifelt aber an, dass dieses Treffen am 3. Oktober stattfand. Es könnte auch erst am 4. Oktober gewesen sein – da war der Fall auch der breiten Öffentlichkeit schon bekannt und Sebastian T. wäre entlastet.

Der Prozess wird für heute unterbrochen und am Donnerstag ab 9.30 Uhr fortgesetzt. 

Update, 10.45 Uhr – Nächste Absage an Unfall-Theorie der Verteidiger

Hydrodynamiker Andreas Malcherek beginnt als erster Zeuge – er hatte schon einmal ausgesagt, welche Auswirkungen beispielsweise die Wasserkraftwerke in der Prien gehabt haben könnten. Schon bei seiner ersten Aussage schloss er es praktisch aus, dass sich Hanna ihre Verletzungen erst dort zugezogen hat. Jetzt geht es noch einmal ausführlich um die Rechen am letzten Kraftwerk, der Kaltenbacher Mühle. Verfing sich der leblose Körper von Hanna dort und zog sich dort die Verletzungen zu?

Malcherek findet es schon unwahrscheinlich, dass Hannas Körper überhaupt in Richtung der Rechen steuerte. Eher habe es ihn daran vorbeigetrieben. Und wenn: Die Rechenstäbe stehen 60 Zentimeter auseinander. Hannas Schulterabstand betrug aber nur 31 Zentimeter – und sie hat auf beiden Schulterdächern, links und rechts, dasselbe Verletzungsbild. „Dass beide Schultern am Rechen gleichzeitig verletzt werden, das kann nicht passieren“, so der Gutachter.

Und auch Biomechaniker Jiri Adamec sagt nochmal aus – und scheint sich heute noch sicherer, dass es keine Unfallverletzungen sind, als bei seiner letzten Aussage. „Im Gesamtbild sind Hannas Verletzungen als Triebverletzungen nicht nachvollziehbar“, fasst er zusammen. Die verschiedensten Verletzungen - oben, unten, links und rechts an Hannas Kopf – könnten wohl kaum in der Prien passiert sein. Verteidigerin Regina Rick glaubt dagegen, sie könnten nicht menschengemacht sein: „Der Täter hätte da ja die Hand wechseln müssen oder um den Kopf rumgehen müssen...“

Die beiden Gutachter sind nun fertig mit ihrer Aussage. Jetzt dürfte es noch um neue Beweisanträge gehen.  

Vorbericht – Hat die Verteidigung noch ein Ass im Ärmel?

Die Zeit drängt, das machte Vorsitzende Richterin Jacqueline Aßbichler erst am jüngsten Prozesstag wieder deutlich. Denn der „Hanna-Prozess“, so wichtig er auch ist, blockiert Termine ihrer Strafkammer. „Sonst müssen wir womöglich andere Insassen aus der Untersuchungshaft entlassen“, so die Richterin. Denn werden bestimmte Fristen bis zu Verhandlungsbeginn überschritten, müssen Verdächtige wieder aus der U-Haft entlassen werden. Und eigentlich hätte das Urteil im Aschauer Mord-Prozess noch vor Weihnachten 2023 fallen sollen.

Regina Rick, Wahlverteidigerin des Angeklagten, kündigte bereits an, dass sie neue Beweisanträge stellen wird. Ohne zuletzt genauer darauf einzugehen. Das dürfte sie am heutigen Dienstag (30. Januar) nachholen. Welche Trümpfe glaubt sie noch in der Hand zu haben? Mit den jüngsten Beweisanträgen dürften sich die Anwälte von Sebastian T. (22) keinen Gefallen getan haben. Denn die These, Hanna W. wäre nur durch einen unglücklichen Unfall ums Leben gekommen, wurde dadurch erst recht entkräftet. Auch das Alibi, Sebastian T. hätte zur Tatzeit am Handy gespielt, konnte ihm nicht verschafft werden.

Aktuell hat das Landgericht noch acht weitere Termine für die Verhandlung freigehalten, bis zum 5. März. Auch die letzten Zeugen, die die Verteidigung vorige Woche noch laden ließ, konnten zur Aufklärung des mutmaßlichen Tatgeschehens nichts aufklären. Sebastian T. soll am 3. Oktober 2022 Hanna W. auf ihrem Heimweg vom Club „Eiskeller“ bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen und sie dann in den Bärbach geworfen haben. Dort ertrank die damals 23-Jährige. Sebastian T. war anfangs für die Polizei nur als wichtiger Zeuge interessant, da er zur Tatzeit als Jogger gesehen wurde. Am 17. November 2022 wurde er jedoch festgenommen, sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Die Anklage lautet auf Mord.

chiemgau24.de wird aktuell vom Prozess berichten.

xe

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