Bergbahnen warnen
Lebensgefahr für Tourengeher im Skigebiet Winklmoosalm - und trotzdem Beschimpfungen statt Einsicht?
Die Saison hat im Skigebiet an der Winklmoosalm noch nicht begonnen, aber Ärger gibt es schon: Viele Skitourengeher ignorieren den gesperrten Bereich. Das ist äußerst gefährlich, denn durch die Pistenfahrzeuge herrscht Lebensgefahr. Es gibt aber noch eine weitere Gefahr.
Reit im Winkl – „Gebiet gesperrt, Lebensgefahr!“ Zäune und Gefahrenschilder sprechen eine eindeutige Sprache rund um die Pisten des Skigebiets Steinplatte-Winklmoosalm. Dennoch sind zahlreiche Spuren von Skitouren und Schneeschuhen zu sehen. Das sorgt bei Max Brandtner von den Bergbahnen Steinplatte für jede Menge Ärger: „Es sind Pistenraupen mit Seilwinde und Skidoos im Einsatz, dadurch kommt es zu extrem gefährlichen Situationen.“
In Tirol verunglückte erst kürzlich ein Oberbayer in einem gesperrten Gebiet tödlich. „Nur durch viel Glück und die Aufmerksamkeit unseres Pistenpersonals konnten Schwerverletzte oder Tote im Skigebiet Steinplatte-Winklmoos bisher vermieden werden“, sagt Brandtner. Die Menschen, die sich aktuell nicht an Schilder und Zäune halten, werden vom Pistenpersonal auch angesprochen und auf den gesperrten Bereich hingewiesen. „Die wenigsten reagieren einsichtig, teilweise werden wir beschimpft“, berichtet Brandtner.
Unterschätzen Skitourengeher die Gefahr?
Dabei wissen die meisten Leuten genau, auf was sie sich einlassen, aber unterschätzen die riesige Gefahr: Die Pistenraupen haken sich zur Absicherung mit dicken Stahlseilen oben an der Piste ein. Die Seilwinde kann sich dabei oft im Schnee verstecken. „Wenn das massige Drahtseil der Seilwinde aus dem Schnee schießt, kann niemand mehr reagieren“, warnt Brandtner. Dazu komme, dass die Eindringlinge die Sicht des Pistenpersonals nicht im Blick haben. Durch schwerwiegende Unfälle kann das Personal langfristig traumatisiert werden.
David Pichler, Geschäftsführer der Bergwacht Chiemgau, warnt ebenfalls: „Die Gefahr auf gesperrten Pisten ist generell sehr hoch. Es gibt immer noch zu viele Menschen, die die Gefahr unterschätzen, gerade die Gefahr durch die Seilwinde“. Auch er weiß, dass viele die Schilder ignorieren: „Manche scheinen da leider unbelehrbar zu sein, wenn sogar der Fall in Tirol nicht abschreckt. Es hilft nur informieren, informieren, informieren.“
Zusatzgefahr künstliche Schneehügel
Das aus Garmisch-Partenkirchen stammende 66-Jährige Todesopfer ist in Tirol nicht durch eine Pistenmaschine verunglückt, sondern durch eine weitere Gefahr: einen Kunstschneehügel. Diese Berge aus der technischen Schneeproduktion werden zunächst liegengelassen, ehe Pistenraupen den künstlichen Schnee verteilen. „Die Hügel sind bei gewissen Lichtverhältnissen nicht gut erkennbar“, weiß Brandtner.
Skigebiet eigentlich tourenfreundlich
Prinzipiell sei das Skigebiet gegenüber Skitourengehenden sehr freundlich eingestellt, „wir haben einen extra Parkplatz und eine eigene Aufstiegsloipe auf die Winklmoosalm“, so Brandtner. Es gelte das Motto, dass die Berge für alle da seien. „Wir haben kein Problem mit Tourengehern, wenn sie sich an die Regeln halten: An der Seite hochlaufen und keine Lifte benutzen“, sagt Brandtner.
Strafbar ist das Begehen des Berges nicht, es ist ein öffentlicher Raum. Brandtner erklärt aber, dass die Sperrung aus gutem Grund da sei. „Die Leitragenden kommen aus dem Pistenpersonal, es fehlt an gegenseitiger Rücksichtnahme.“ Das Thema komme jedes Jahr auf, bis zu 100 Menschen kommen vor dem Saisonstart durch gesperrtes Gebiet von deutscher Seite auf die Steinplatte. Am Freitag, den 13. Dezember sind die Sperrungen allerdings Geschichte: Dann ist Saisonstart im Skigebiet Steinplatte-Winklmoosalm. Aber Vorsicht: Skitouren sind nur während der Betriebszeiten erlaubt, da täglich ab 16.30 Uhr wieder Skidoos und vor allem Pistenraupen mit Seilwinden im Skigebiet unterwegs sind, um die Pisten für den nächsten tag zu präparieren.
