Appell an den Bundesrechnungshof
Kosten für Verlegung von B299 und B304 schon jetzt verdreifacht? Umweltschützer schlagen Alarm
Durch die geplanten Umfahrungen von Garching, Tacherting, Trostberg, Altenmarkt und Matzing sollen die Bundesstraßen 299 und 304 „leistungsstärker“ werden: doch wo liegen die Kosten? Mehr als verdreifacht hätten sie sich, schlägt der Umweltschutzverband Alztal Alarm - und nimmt Kontakt zum Bundesrechnungshof auf.
Garching/Tacherting/Trostberg/Altenmarkt/Traunreut - Was nicht wirtschaftlich ist, darf nicht gebaut werden, hieß es von der Bundesregierung sinngemäß erst voriges Jahr mit Blick auf den Bundesverkehrswegeplan 2030. Ein Teil dieses Plans: Die Verlegungen der B299 und B304 zwischen Garching und Matzing. Doch geht es nach dem Umweltschutzverband Alztal (UVA), ist dieser Abschnitt inzwischen alles andere als wirtschaftlich. Unter Federführung des Trostbergers Reinhold Schopf hat man sich jetzt an den Bundesrechnungshof gewandt.
Mögliche Tunnel bei Garching und Trostberg machen alles noch teurer
Noch vor zehn Jahren wurden die Gesamtkosten für die Ortsumfahrungen von Garching, Tacherting, Trostberg, Altenmarkt und Matzing auf 150,9 Millionen Euro taxiert. Laut der neuesten Zahlen des Staatlichen Bauamts Traunstein liege man inzwischen aber bei über 480 Millionen Euro. „Die Bundesstraßen-Neutrassierung zwischen Garching und Matzing muss einer umfassenden Neuprüfung unterzogen werden“, so der UVA.
Besonders die Abschnitte südlich von Garching und Trostberg würden sich als Kostentreiber herausstellen - denn an beiden Stellen kommen nun Tunnellösungen infrage. Am Ende der Garchinger Ortsumfahrung liegt in sieben Meter Höhe der Alzkanal, der überbrückt oder untertunnelt werden müsse. Hier gibt das Staatliche Bauamt die veranschlagten Kosten mit 104,2 Millionen Euro an - ursprünglich waren es 31,5 Millionen. Und durch einen möglichen Tunnel bei Trostberg-Mögling auf 600 Metern könnten sich die Kosten der Trostberger Umfahrung auf 150 Millionen Euro mehr als verdoppeln.
UVA: „Wir hoffen, dass diese Projekte niemals umgesetzt werden“
Christian Rehm, der leitende Baudirektor des Staatlichen Bauamts, bekannte erst im März, dass es für die bisherigen Pläne bei Trostberg-Mögling nicht gut aussehe. Der Hang bei Mögling sollte wegen des Höhenunterschieds eigentlich „eingeschnitten“ werden. Doch das sei bautechnisch sehr aufwendig und naturschutzfachlich kaum zu rechtfertigen. Daher könnte südwestlich von Trostberg auch eine 500 bis 600 Meter lange Tunnellösung verfolgt werden. Auch die Ortsumfahrung Altenmarkts und der Bauabschnitt Nunhausen-Matzing könnten deutlich teurer werden, argumentiert der UVA.
„Wir hoffen, dass diese Bauprojekte niemals umgesetzt werden“, bekennt Reinhold Schopf mit seinem Umweltschutzverband offen - nicht nur wegen der steigenden Kosten, sondern auch wegen der Umweltverträglichkeit und des Schadens fürs Klima. 110 Hektar Land würde die Neutrassierung der Bundesstraßen fressen. Allein gegen den zweiten Bauabschnitt der Altenmarkter Ortsumfahrung wurden 1152 Einwendungen eingereicht. Wegen des Widerstands machten sich Mitte April Bundestagsabgeordnete vor Ort ein Bild der Lage - begleitet von Kundgebungen für und gegen die Ortsumfahrung.
Schopf listet in seinem Schreiben an den Bundesrechnungshof, das chiemgau24.de vorliegt, die Kostensteigerungen auf der gut 32 Kilometer langen Strecke von Garching bis Matzing genau auf: „Wir bitten um kritische Prüfung der aktuellen Planungen.“ Beim Bundesrechnungshof bestätigt man den Eingang des UVA-Schreibens. Man werde die Eingabe an das zuständige Prüfungsgebiet weiterleiten: „Dieses wird der Angelegenheit gegebenenfalls nachgehen.“
xe