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Ein aktives Aufstehen gegen Rassismus

„Nie wieder ist jetzt“: Rund 2500 Bürger beteiligen sich an Lichterkette in Traunstein

Die Lichterkette reichte vom Denkmal für die Verfolgten des Nationalsozialismus im Stadtpark bis in die Kernstraße.
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Die Lichterkette reichte vom Denkmal für die Verfolgten des Nationalsozialismus im Stadtpark bis in die Kernstraße.

Zahlreiche Bürger zeigen in Traunstein Gesicht und setzen mit einer Lichterkette ein Zeichen gegen Diskriminierung und Hass. Die Polizei spricht von 2500 Teilnehmern und zieht eine positive Bilanz.

Traunstein – Ein sichtbares bürgerschaftliches Zeichen für Demokratie, Toleranz und Vielfalt haben viele Bürger aus dem Landkreis Traunstein und darüber hinaus am Samstagabend gesetzt. Viele folgten dem Aufruf des Bündnisses „Lichterkette Traunstein“ und beteiligten sich an einer Lichterkette, die vom Denkmal für die Verfolgten des Nationalsozialismus im Traunsteiner Stadtpark über die Bahnhofstraße, den Bahnhof und die Güterhallenstraße bis in die Kernstraße reichte, an der sich der Gedenkstein für die Familie Holzer befindet.

Die jüdische Familie des alteingesessenen Traunsteiner Viehhändlers wurde 1938 in der Reichspogromnacht von den Nationalsozialisten vertrieben und später in Konzentrationslagern ermordet.

Ein aktives Aufstehen gegen Rassismus

Viele Bürger standen mit ihren Kerzen und Lichtern zusammen, um gemeinsam ein Zeichen gegen Diskriminierung und Hass zu setzen. Die Organisatoren betonten im Vorfeld, dass man mit der Aktion ein klares Zeichen gegen Faschismus und Populismus setzen wolle. Man stehe für eine weltoffene und demokratische Gesellschaft.

Die Lichterkette reichte vom Denkmal für die Verfolgten des Nationalsozialismus im Stadtpark bis in die Kernstraße.

Dass diese in Gefahr ist und sich Geschichte wiederholen könne und es daher ein aktives Aufstehen der Bürger und Gesellschaft gegen Rassismus und Antisemitismus brauche, machten sie mit dem Slogan „Nie wieder ist jetzt“ deutlich.

Nur einige wenige Schilder und Plakate wurden mitgebracht, die sich überwiegend gegen jegliche Form von Diskriminierung und Rassismus richteten – manche auch mit klaren Slogans gegen die AfD.

Einzelne Teilnehmer hatten einen Davidstern auf Pappkartons aufgemalt und den Lichterketten-Slogan dazu geschrieben. Ansonsten waren die Lichter, Kerzen und Laternen das Symbol des gemeinsamen Zusammenstehens. Und auch so mancher Passant, der in der Stadt unterwegs war, ließ sich von der Aktion anstecken und reihte sich in die Menschenkette ein.

So manche Passanten, die in der Stadt unterwegs waren, ließen sich von der Aktion anstecken und reihten sich in die Menschenkette ein.

Die Überzeugung, dass man für das „Nie wieder!“ jetzt aufstehen und Gesicht zeigen müsse, fand Konsens bei den Teilnehmern, wie beispielsweise bei Magdalena Erl aus Altenmarkt: „Es ist wichtig etwas gegen den Rechtsruck zu unternehmen. Wir müssen alle etwas dagegen tun, dass es sich nicht wie vor 100 Jahren entwickelt.“

„Stille Mehrheit muss hörbar sein“

Elke Fröhler aus Traunstein betonte, dass man ein Zeichen gegen die „laute Minderheit“ setzen wolle. „Die stille Mehrheit muss hörbar sein“, sagte sie. Lucia Bscheid aus Traunstein betonte, man wolle ein Zeichen setzen, dass Menschenrechte für alle gelten. Daher beteilige sie sich an der Lichterkette.

Konrad Gruber aus Teisendorf sagte, die Enthüllungen über Geheimtreffen rechtsextremer Gruppierungen über einen Geheimplan zur Vertreibung von Menschen aus Deutschland hätten ihn „zutiefst erschüttert“. Er betonte weiter: „Die Parallelen zur beschämendsten Zeit unserer Nation sind so deutlich und unverhohlen, dass völlig klar ist: ‚Nie wieder ist genau jetzt!‘“.

„Nie wieder!“: So wie diese drei Bürgerinnen setzten hunderte Menschen am Samstag in Traunstein ein Zeichen dafür, dass sich die Schrecken der Nazizeit nicht wiederholen dürfen.

Auch Teilnehmerin Martina Höss aus Traunstein sagte, sie wolle „ein Zeichen gegen Diskriminierung und für eine bunte, vielfältige und tolerante Gesellschaft setzen.“ Ursula Folwaczny aus Traunstein stand am Gedenkstein der Familie Holzer in der Kernstraße und betonte, dass sie beim Vorbeigehen oft an das Schicksal der ermordeten Traunsteiner Juden erinnert werde. „Es berührt mich, wenn ich daran denke, was hier geschehen ist. Der Rechtsruck jetzt tut richtig weh.“ Es sei wichtig, ein klares Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus zu setzen.

Stiller Protest – aber entschieden

Auch viele Vertreter politischer Parteien aus der Kommunal- und Landespolitik reihten sich in die Menschenkette ein. Landtagsabgeordneter Konrad Baur (CSU) beispielsweise nannte es die „schönste Form des Protests“, mit der sich die Bürger ruhig und still, aber in der Sache entschieden gegen jede Form von Hetze, Rechtsextremismus und Populismus stellten. Die Lichterkette sei ein leiser und stiller Protest, aber in ihrer Wirkung eine ganz wichtige Aktion.

Manfred Müller, einer der Initiatoren der Lichterkette, schätzte die Zahl der Teilnehmer auf mehr als 3000. Es freue ihn, dass Jung und Alt und ganze Familien gemeinsam bei der Lichterkette auf die Straße gegangen seien. Die Polizei sprach auf Nachfrage von bis zu 2500 Teilnehmern und zeigte sich mit dem friedlichen Verlauf der Aktion zufrieden.

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