Neue Verordnung für das Chiemseeufer
Hunde müssen am Chiemsee künftig an die Leine: Das ist der Grund
Gerissene Rehe und aufgeschreckte Vögel, die nicht mehr brüten können. Immer wieder kam es zu Zwischenfällen mit frei laufenden Hunden auf den Wegen in den Schutzgebieten entlang des Chiemseeufers. Künftig sollen alle Hunde in diesen Bereichen an die Leine.
Prien – Schon seit einiger Zeit kommt es immer wieder zu Problemen mit frei laufenden Hunden in den Schutzgebieten rund um den Chiemsee. Entdecken Hunde wilde Tiere, erwacht oft der Jagdtrieb in ihnen und sie sind kaum noch zu halten. So kam auch im Gremium des Priener Gemeinderats der Wunsch nach einer Anleinpflicht am Uferweg zur Sprache. Nun hat sich auch die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes dem Thema angenommen und eine Allgemeinverfügung entworfen.
Bodenbrüter sollen geschützt werden
„Ich habe mich mit den anderen Bürgermeistern am Chiemsee besprochen, und es herrscht die einhellige Meinung, dass es sinnvoll ist, Hunde anzuleinen”, sagte Priens Bürgermeister Andreas Friedrich bei der Gemeinderatssitzung am Mittwoch, dem 20. Dezember. Die Allgemeinverfügung der Unteren Naturschutzbehörde sieht vor, dass es im Schutzgebiet rund um den Chiemsee ganzjährig verboten sein soll, Hunde frei laufen zu lassen. Die Tiere sollen an einer kurzen Leine von maximal zwei Metern Länge geführt werden. Das soll nicht nur dem Schutz der Rehe gelten, sondern vor allem auch dem der zahlreichen Vögel, die im Schutzgebiet brüten. „Ziel der Anleinpflicht ist es, alle Vögel während der Brut- und Aufzuchtzeit und der Überwinterungs- und Wanderungszeit vor Störungen zu bewahren”, heißt es in der Verfügung.
Anleingebot an Wegegebot gekoppelt
Über die Notwendigkeit einer Anleingebots für Hunde war sich der Gemeinderat einig. Die entsprechende Verfügung wurde einstimmig angenommen. Mit der Allgemeinverfügung hatte das Gremium aber dennoch ein Problem. Das Landratsamt hatte das Anleingebot an ein Wegegebot gekoppelt, was im Gemeinderat für Diskussion sorgte. Ein Wegegebot würde bedeuten, dass die Menschen die offiziellen Wege am See nicht mehr verlassen dürfen. Auch das soll dem Schutz der Vögel dienen. „Das Wegegebot macht Sinn”, sagte Bürgermeister Friedrich. „Es führt aber zu Auswüchsen, die man nur schwer im Griff hat.” Die Folge wäre, dass mehrere Wege, die von den Besuchern gerne genutzt werden, gesperrt werden müssten. Das Betreten der Krautinsel wäre verboten, auch viele Anlandestellen für Wassersportler wären dann nicht mehr erlaubt.
„Das schießt über das Ziel hinaus”
„Die Untere Naturschutzbehörde schießt mit dem Wegegebot über das Ziel hinaus”, sagte der Zweite Bürgermeister Michael Anner (CSU) und ist sich mit seinem Parteikollegen Gunter Kraus einig. Das Problem sei auch, dass die Menschen oft nicht wissen, was ein offizieller Weg ist, und welcher nicht, sagte Kersten Lahl (BfP). „Das ersichtlich zu machen, würde einen Schilderwald verursachen.” Michael Feßler (CSU) findet den Vorschlag des Landratsamtes „ziemlich weltfremd”. Im Ergebnis wurde der Beschluss zur Allgemeinverfügung geteilt. Nachdem der Beschluss zum Anleingebot einstimmig angenommen wurde, stimmte das Gremium einstimmig gegen das vorgeschlagene Wegegebot.
Prien beteiligt sich am Projekt Chiemsee Ranger
Dass trotzdem am Chiemseeufer alles wie gehabt ablaufen kann, kann künftig auch im Bereich von Prien – zusätzlich zur Polizei – von den Chiemsee Rangern kontrolliert werden. Bislang hatte sich Prien nicht an dem Projekt des Abwasser- und Umweltverband Chiemsee (AUV Chiemsee) beteiligt. Ende Mai 2023 nahmen die Ranger ihre Arbeit auf. Sie wurden geschult, Gäste über die sensiblen Bereiche und die richtigen Verhaltensweisen am Chiemsee aufzuklären, aber auch bei allgemeinen Fragen, zum Beispiel über Ortskenntnisse, Ausflugsrouten oder Angebote zu beraten.