Jahrelang stand das „Historische Wirtshaus“ leer
Endlich wieder Leben in Aiging - Gastgeberin Marina Seehäusl: „Das ganze Haus ist ein Juwel“
Jahrelang stand das „Historische Wirtshaus“ in Aiging leer und die Gemeinde Nußdorf suchte einen Käufer - jetzt schlägt Marina Seehäusl dort ein neues Kapitel auf: Mit ihrem „Taferngasthof Augenblick“ haucht sie dem jahrhundertealten Haus im wahrsten Sinne wieder Leben ein. Wir haben sie besucht.
Nußdorf im Chiemgau/Chieming - Man muss noch nicht mal vor der alten, schweren Holztür stehen, um zu merken: Das Wirtshaus in Aiging bei Nußdorf lebt wieder. Schon am Parkplatz vernimmt man ein klingendes Windspiel - und in den alten Gemäuern trifft man dann auf Marina Seehäusl. „Das hier ist ein Schmuckstück, ein Juwel“, sagt sie beim Besuch von chiemgau24.de. 2022 hat die Gemeinde das Haus zum Verkauf ausgeschrieben. Und seit zwei Monaten hat es Marina Seehäusl wieder für alle geöffnet, als „Taferngasthof Augenblick“.
Die Geschichte des Hauses ist überall präsent
Marina Seehäusl sieht sich nicht nur als Wirtin, sondern viel mehr als Gastgeberin - und das auch völlig zurecht. Denn einerseits hat sie in Aiging viel mehr als nur ein Restaurant, andererseits wohnt sie auch selbst dort. Einen „lebendigen Raum für Kultur, Genuss und Begegnung“ will sie schaffen. Die Tradition des Hauses, Baujahr 1471, will sie erhalten und gleichzeitig neue Impulse setzen. Abgesehen vom Restaurant mit Gastgarten hat sie in Aiging auch noch Hotelzimmer, einen Fachwerksaal unterm Dach mit Konzertflügel und eigener Bar als Veranstaltungsraum, Wohnmobilstellplätze und nicht zuletzt den Keller mit vielen Exponaten und Antiquitäten: „Er erzählt viel über die Geschichte des Hauses.“
Schon die vier verschiedenen Gasträume wirken eigen: mal bodenständig, mal edel, mal historisch. Immer aber mit viel Liebe fürs Detail. Marina Seehäusls Speisekarte will nicht durch eine riesige Auswahl bestechen. „Bei mir gibt es gute Qualität für die ganze Familie, mit Herz zubereitet“: Fisch, Salate, Schweinebraten - und Pizzen, deren Beläge einer Weltreise gleichen: bayerisch, ukrainisch, griechisch, französisch, niederländisch... Wenn‘s die Zeit erlaubt, steht sie auch selbst in der Küche: „Das macht mir Spaß!“
„Wie mein Wohnzimmer, in dem sich immer viele treffen“
Bekannt ist Marina Seehäusl - wie auch ihr amtlicher Nachname vermuten lässt - vom Seehäusl in Stöttham bei Chieming. 20 Jahre lang war das ihre gastronomische Heimat, „dann kam eine Veränderung“. Über eine Freundin erfuhr sie dann, dass das „Historische Wirtshaus“ frei ist. „Und als ich es mir zum ersten Mal angeschaut habe, war es Liebe auf den ersten Blick. Ich bin glücklich, dass ich das Haus beseelen darf.“ Alles ging ruckzuck. Erst im Spätherbst vorigen Jahres zog Marina Seehäusl ein, Ende Dezember öffnete ihr „Augenblick“.
Der „Augenblick“ ist für Marina Seehäusl mehr als nur ein Name: „Wenn Menschen sich treffen, sind es Augenblicke. Unser ganzes Leben besteht daraus. Egal ob Farben, Räume, Teller...“ So richtig an die Öffentlichkeit ist Marina Seehäusl mit ihrem neuen Projekt eigentlich noch gar nicht gegangen. Und trotzdem: „Als die Leute hier gesehen haben, dass plötzlich wieder Licht brennt, sind sie gleich neugierig geworden.“ Schnell sprach es sich herum. Und natürlich kennen Marina Seehäusl auch genügend Stammkunden aus ihrem früheren Domizil am Chiemsee.
Geöffnet hat der „Taferngasthof Augenblick“ in Aiging Mittwoch bis Samstag von 13 bis 22 Uhr und sonntags von 12 bis 20 Uhr. Am 8. März plant Marina Seehäusl eine Eröffnungsfeier, um Helfern, Firmen, Mitarbeitern und den Gemeinden in Chieming und Nußdorf zu danken. Und nicht nur dann sollen fürs „Augenblick“ Marina Seehäusls Worte gelten: „Es ist wie mein Wohnzimmer. Nur, dass sich dort immer viele treffen.“ (xe)
