Was Bürger und Stadträte in Tittmoning umtreibt
„Der größte Feind ist die Zeit“: Fragen, Sorgen, Hoffnungen zur Hauruck-Landesgartenschau 2026
Soll Tittmoning so kurzentschlossen zugreifen? Das Angebot für die Landesgartenschau 2026 lag von heute auf morgen auf dem Tisch. Aber Bürger und auch Stadträte sprechen ihre Fragen und Bedenken ganz offen an. Über das Stimmungsbild einer 5900-Einwohner-Stadt, die - trotz Offenheit - hin- und hergerissen scheint.
Tittmoning - „Vieles hat wirklich Charme. Aber unser größter Feind ist die Zeit. Das ist meine Sorge.“ Zweieinhalb Jahre Vorbereitungszeit hat Tittmoning, wenn man das Angebot der Landesgartenschau 2026 ergreift. Doch in jenen drei Sätzen, die Stadträtin Maria Kellner (FW) bei der Infoveranstaltung am Montag (23. Oktober) sprach, drückt sich exakt Tittmonings Zwiespalt aus. Es wurde kein Blatt vor den Mund genommen: Weder von den über 30 Bürgern, die im Pfarrsaal das Wort ergriffen, noch von den anwesenden Stadträten. Auch Hans Glück (Ökologische Bürgerliste) oder 2. Bürgermeisterin Barbara Danninger (FW) zeigten sich noch unentschlossen. Doch bis zur Sitzung am 14. November muss die Entscheidung her.
Parkplatz-Thema bekommt nochmal neues Gewicht
Ein ganz anschauliches Beispiel: der Stadtplatz. Mindestens 80 Autos weniger sollen dort künftig parken können, um mehr Platz für Bürger, Märkte und Gastronomie zu schaffen. Das Ziel ist Konsens in der Stadt. Doch wohin mit den Autos? Die Pläne sind nicht neu, aber zuvor sollte eigentlich in der Wasservorstadt ein Parkdeck gebaut werden, als Ersatz. „Jetzt machen wir es genau andersrum“, so Stadträtin Kellner. Über das Parkdeck wird schon etliche Jahre diskutiert. Dass es bis 2026 plötzlich irgendwie gebaut wird, scheint ausgeschlossen.
Genauso ausgeschlossen ist es für Bürgermeister Andreas Bratzdrum (CSU) aber, dass die Besucher der Landesgartenschau (LGS) die jetzigen Parkplätze der Wasservorstadt belegen. Wo also dann? „Wir sind mit Grundstückseigentümern im Gespräch. Das bringen wir alles noch ins Konzept“, so Bratzdrum. Werden dann irgendwelche Wiesen zugeparkt? „Es wird keine Wildparker auf landwirtschaftlichen Flächen geben. Wir regeln das alles sauber.“ Einem Tittmoninger entfuhr es: „Wir können uns doch nicht bewerben, ohne Lösungen zu haben.“ Klar ist aber: Die Gäste sollen außerhalb der Altstadt parken.
Kommt die LGS, muss anderes warten
Fest steht auch: Will man die LGS, muss anderes warten. Der Kita-Neubau zum Beispiel, oder der neue Bauhof. Dafür bräuchte es Erlöse aus dem Verkauf des alten Brückner-Geländes, wo Wohnraum geplant ist. Doch der Immobilienmarkt stottert. Und reicht die Zeit bis 2026 überhaupt? Gut ein Jahr Feinplanung, gut ein Jahr Bau. „Für Gutachten und Genehmigungenen haben wir natürlich mehr Gewicht“, war sich Michael Blanck von der Landesgartenschau GmbH sicher - schon kam Einspruch von Ilse Englmaier vom Bund Naturschutz: Für die Pläne, die Salzach-Zugänge zu verschönern, bräuchte es unbedingt eine FFH-Verträglichkeitsprüfung und eine Artenschutzprüfung. Schließlich habe die geschützte Äskulapnatter dort ihren Lebensraum.
Zuversicht überwiegt: „Ein strammer Zeitplan kann auch ein Segen sein“
„Ein strammer Zeitplan kann auch ein Segen sein“, meinte dagegen Hans Rosenberger vom gleichnamigen Fridolfinger Industriebetrieb, „sonst ist noch mehr Zeit für Workshops“. Überhaupt waren diejenigen, die die Landesgartenschau vor allem als Chance begreifen, bei der Infoveranstaltung deutlich in der Überzahl. Viele der Projekte wollte die Stadt ohnehin umsetzen, jetzt wird endlich angepackt und es gibt auch noch jede Menge Fördergelder dafür - so der Tenor der vielen Befürworter. Tittmoning wird im Rampenlicht stehen, wird sich herausputzen, wird attraktiver für Betriebe und Arbeitnehmer. „Es geht um die Lebensqualität der nächsten Generationen“, fasste es Bürgermeister Bratzdrum zusammen.
Mehr erlebbares Wasser, mehr Grün - das ist der Plan für 2026. Der unterirdische Ponlachbach und der Stadtbach sollen wieder an die Oberfläche, dazu vielleicht die Reaktivierung von Mühlen. Die Salzach nahe der Grenzbrücke soll schöner und zugänglicher werden, der Burginnenhof werde grüner, genauso wie der Klostergarten. Die Burgterrasse mit der Hälfte des Sportplatzes könnte zum Treffpunkt zwischen Altstadt und Brückner-Neubaugebiet werden. Und der Stadtplatz soll, wie erwähnt, wieder mehr Marktplatz als Parkplatz sein. Bratzdrum schätzt die Investitionskosten auf zehn Millionen Euro - und hofft auf 80 Prozent Förderungen.
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