Mutmaßlich mit Softair-Waffen unterwegs
Großeinsatz in der Berufsschule I in Traunstein: Welche Konsequenzen drohen den Verursachern?
Am Dienstag hielt ein Großeinsatz der Polizei an der Berufsschule I Traunstein in Atem. Auslöser war die Sichtung mehrerer junger Personen mit waffenähnlichen Gegenständen. Inzwischen sind die mutmaßlichen Verursacher und ihre Softair-Waffen gefunden. Wir haben uns nun erkundigt, welche Konsequenzen drohen könnten.
Rosenheim/Traunstein - „Wir haben die mutmaßlichen Verursacher ausfindig gemacht. Näheres können wir dazu momentan noch nicht sagen“, erklärt Stefan Sonntag, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd im Gespräch mit unserer Redaktion. „Hinsichtlich der Folgen wären da zunächst einmal die bereits unmittelbar nach dem Geschehen am Dienstag angesprochene Prüfung einer möglichen Kostenübernahme für den Einsatz. Es war ein sehr großer Einsatz, was unserer Einschätzung nach auch so nötig war. Eine zuständige Fachabteilung prüft in solchen Fällen, ob die Kosten den Verursachern in Rechnung gestellt werden können. Doch zunächst muss überhaupt entschieden sein, ob die Verursacher feststehen. Vorher kann zur Höhe der Kosten und so weiter nichts gesagt werden.“
Großeinsatz der Polizei an Berufsschule in Traunstein am 28. Februar 2023
Der zweite Bereich seien die laufenden Ermittlungen der Kriminalpolizei Traunstein auf Anweisung der Staatsanwaltschaft Traunstein. „Hier geht es um den Verdacht verschiedener Straftaten, konkret Verstößen nach dem Waffengesetz“, fährt Sonntag fort. „Wie gesagt sind die ermittelnden Beamten da bereits auf einem guten Weg, die Softair-Waffen sind als Beweismittel sichergestellt und die mutmaßlichen Verursacher gefunden.“ - „Dabei wird auch geprüft, ob weitere Straftatbestände verwirklicht wurden“, ergänzt wiederum Dr. Rainer Vietze, Oberstaatsanwalt und Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Traunstein.
„Zur genauen Beurteilung und strafrechtlichen Bewertung des Sachverhalts durch die Staatsanwaltschaft ist die Kenntnis aller Fakten und Aussagen notwendig. Zunächst müssen insbesondere die erforderlichen Vernehmungen durchgeführt werden. Dies wird voraussichtlich noch einige Wochen dauern.“ Bei den Tatverdächtigen handele es sich um Jugendliche. „Sollte sich der Tatverdacht bestätigen, so sind Ahndungen nach dem Jugendstrafrecht zu erwarten. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes, der bei jugendlichen Beschuldigten in besonderem Maße zu beachten ist, können dazu derzeit keine näheren Auskünfte erteilt werden.“
Strafverteidiger: Sehe aktuell keine starke kriminelle Energie dahinter
„Nur weil ein großes Polizeiaufgebot angerückt ist, muss es nicht zwangsläufig auch um gravierende Straftaten gehen“, betont Rechtsanwalt Peter Dürr aus Rosenheim auf Nachfrage unserer Redaktion. Er ist Strafverteidiger und unter anderem spezialisiert auf Jugendstrafrecht. „Natürlich ist aber die Polizei in diesem Fall ihrer Aufgabe gerecht geworden. Leider gab es ja in der Vergangenheit einige schlimme Fälle, wie beispielsweise der OEZ-Amoklauf, die es absolut nachvollziehbar machen, zur Gefahrenabwehr alle Register zu ziehen.“
Weiterhin könne man zum jetzigen Zeitpunkt auch sagen, dass man als Waffenbesitzer eine gewisse Verantwortung habe. „Auch wenn die mutmaßlichen Verursacher diese Softair-Waffen legal besitzen sollten, weil sie den entsprechenden Waffenschein haben, bedeutet das nicht, dass sie diese auch offen führen dürften.“ Hier spielen eine Reihe von Faktoren eine Rolle, wie das Oberbayerische Volksblatt nach einem Fall an der Hochschule München berichtete. Letztlich müssten nun, wie gesagt, die weiteren Ermittlungen und deren Ergebnisse abgewartet werden. „Nach dem jetzigen Stand dessen, was öffentlich bekannt ist, sehe ich da aber keine starke kriminelle Energie dahinter.“
Am Dienstag rückte die Polizei nach Traunstein zu einem Großeinsatz aus, an dem über 100 Einsatzkräften, inklusive Hubschraubern und Spezialeinheiten aus München beteiligt waren. Die Einsatzkräfte drangen sowohl in die Berufs- als auch in die gegenüberliegende Realschule ein. Auslöser war die Meldung einer Lehrkraft, die mehrere junge Personen mit einem „waffenähnlichen Gegenstand” auf das Schulgelände gehen sah. Nach dem Einsatz stellte sich heraus, dass es sich um männliche Berufsschüler mit zwei Soft-Air-Waffen handelte, wie die Polizei im Anschluss berichtete. Weil die sogenannten Anscheinswaffen täuschend echt aussehen, stellen sie auch Waffenexperte immer wieder vor Probleme, wie das Oberbayerische Volksblatt berichtet. Bis dahin verlebten die Schüler und Lehrkräfte aber mehrere bange Stunden, wie Augenzeugen im Anschluss erzählten.
hs
