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Ein gewöhnlicher Tag an der Berufs- und Realschule in Traunstein entwickelte sich plötzlich zu einem Horror-Szenario. Aufgescheucht durch zwei scheinechte Waffen rückte die Polizei zu einem Großeinsatz aus. Was folgte waren bange Stunden der Ungewissheit für Schüler, Lehrer und Eltern.
Traunstein – „Ich wusste erst gar nicht, was hier plötzlich abging”, sagt Thomas Ohme, Zehntklässler der Berufsschule Traunstein, als er sichtlich erleichtert gegen 15 Uhr das Gebäude an der Wasserburgerstraße verließ. Hinter ihm lagen rund vier Stunden, die er mit seinen Mitschülern im Klassenraum eingesperrt war, bewacht vom Sondereinsatzkommando der Polizei. Was eigentlich ein ganz normaler Tag für den Traunsteiner Schüler werden sollte, entwickelte sich am Mittwochvormittag gegen 10.30 Uhr zu einem Szenario, das die Schüler eigentlich nur aus Actionfilmen kennen.
SEK mit Hubschrauber in Traunstein
Mit über 100 Einsatzkräften, inklusive Hubschrauber und Spezialeinheiten aus München, rückte die Polizei zu einem Großeinsatz aus und drang sowohl in die Berufs- als auch in die gegenüberliegende Realschule ein. Grund dafür war die Meldung einer Lehrkraft, die mehrere junge Personen mit einem „waffenähnlichen Gegenstand” auf das Schulgelände spazieren sah. „Nach dem Einsatz stellte sich heraus, dass es sich um männliche Berufsschüler mit zwei Soft-Air-Waffen handelte”, berichtet Polizeihauptkommissar Stefan Sonntag .
Großeinsatz der Polizei an Berufsschule in Traunstein am 28. Februar 2023
Bis die Beamten diese Erkenntnis erlangten, vergingen jedoch für mehrere hundert Schüler und die dazugehörigen Eltern einige Stunden der Unsicherheit. „Ich war vollkommen schockiert und hatte wahnsinnige Angst um meinen Sohn”, berichtete eine aufgelöste Mutter, die sich zwischenzeitlich bei der eingerichteten Betreuungsstelle beim nahegelegenen Pfarramt eingefunden hatte. Wenige Zeit später konnte sie ihren Sohn wieder glücklich in die Arme schließen.
Nerven bei den Eltern lagen blank
„Ich war zwischenzeitlich mit den Nerven ziemlich durch“, meint auch Hans Lamminger, als er seinen Sohn und seine Tochter aus der ebenfalls abgeschotteten Realschule abholte. Gegen Mittag hatte er über den heimischen Gruppenchat von dem Großeinsatz erfahren und war kurze Zeit später vor Ort.
Während vor dem Gebäude die Aufregung groß war, habe sich die Stimmung in den Klassenzimmern nach einiger Zeit wieder gelegt, wie Berufsschüler Ohme bestätigt. „Wir haben über Online-Chats schnell mitbekommen, dass es wohl nur Soft-Airs waren.” Da außerdem vor jeder Tür des Klassenzimmers ein Beamter zur Absicherung abgestellt gewesen sei, waren laut Ohme die meisten nach einiger Zeit wieder beruhigt. „Ich hatte keine Probleme da drin und nach gut vier Stunden durften wir ja auch wieder gehen”, meint der Zehntklässler betont gelassen.
Eine besondere Ruhe hatte laut dem Sohn Lammingers auch der Religionslehrer. Denn dieser habe die zusätzliche Unterrichtszeit genutzt, um mit seinem Stoff voranzukommen.
Frage der Haftung steht noch aus
Nachdem gegen 14.45 Uhr Entwarnung gegeben und nach dem Nervenspiel niemand verletzt wurde, bleibt für die Polizei nur noch die Frage nach Motiv und Haftung. „Ab dem 14. Lebensjahr sind Jugendliche strafmündig”, meint Sonntag. Ob die Schüler dann auch für den Großeinsatz aufkommen müssen, steht noch nicht fest. Wie teuer der Einsatz genau war, ist ebenso noch unklar. „Dazu kann heute keine Einschätzung getroffen werden“, heißt es auf OVB-Anfrage aus dem Polizeipräsidium Oberbayern Süd. Im Moment sind laut Hauptkommissar Sonntag erst einmal alle froh, dass der Einsatz glimpflich ausgegangen ist.