Eine Reise in die Miniaturwelt von Charly Blaim
Vom Rennwagen bis zur FKK-Seenlandschaft: Das treibt den Miniatur-Bastler von Seeon an
Ein pensionierter Polizist aus Seeon baut Landschafts- und Fahrzeug-Modelle. Allein 1500 Mini-Autos und -Motorräder stehen in seinem Keller. Eine Reise in die Miniaturwelt von Charly Blaim.
Seeon-Seebruck – Charly Blaim hat bei der Werkstattweihnacht von Hans Gastager bei Alpes-Tonewood erstmals etwa zehn Landschaftsminiaturen ausgestellt, die auch käuflich zu erwerben waren. Das Angebot reichte von in künstlichen Schnee gehüllten idyllischen Winterkulissen bis hin zur FKK-Seenlandschaft mit einer Vielzahl von 13 Millimeter großen Nackerten. Aufgrund vieler Details entsteht beim Betrachter eine gewisse Komik, und das Bedürfnis, weitere Einzelheiten im Wimmelbild ähnlichen Gesamtkunstwerk zu entdecken.
Mit zwölf Jahren angefangen
Im Gespräch der Chiemgau-Zeitung stellte sich heraus, dass Charly Blaim, der im Februar seinen Siebziger feiert, seit fünf Jahren diese Art der Ruhestandsgestaltung als pensionierter Gendarm betreibt. Doch angefangen hatte seine Leidenschaft zum Basteln bereits im jungen Alter von 12 Jahren.
Dem im Bayerwald in Grafenau geborenen Charly wurde von seinem Vater, der ebenfalls Polizist war, der Rennsport nahe gebracht. „Schon in jungen Jahren nahm mich mein Vater zum Sandbahnrennen nach Straubing oder auf die Speedway-Bahn in Abensberg mit, und mit zwölf Jahren erhielt ich den ersten Motorrad-Bausatz geschenkt, ein Formel-1-Bollide der Marke Matra MS 11“. Damit begann Blaims Liebe für Motorräder und schnelle Autos, die er mittlerweile seit knapp sechs Jahrzehnten zusammenbaut und als gesammelte Werke in Vitrinen in seinem geräumigen Keller sauber geordnet wie in einem Museum stehen hat. „In jungen Jahren baute ich zwei bis drei Bausätze pro Jahr zusammen, in den 1970ern steigerte sich das dann auf zehn bis zwölf Stück jährlich“.
Nach dem Schulabschluss bewarb er sich ebenfalls bei der Polizei und kam nach den ersten Jahren bei der Bereitschaftspolizei in Eichstätt schließlich nach Seeon, wo im heutigen Kultur- und Bildungszentrum des Bezirks Oberbayern seinerzeit noch die Bereitschaftspolizei mit einer Außenstelle untergebracht war. „Damals konnte ich die Nachtschichten als Unterführer vom Dienst (UvD) oft nutzen, um an meinen Bausätzen zu arbeiten.“ In Seeon lernte er auch seine aus dem Ort stammende Frau Elfriede kennen, mit der er seit 1976 nicht nur glücklich verheiratet ist, sondern scheinbar auch ein eingespieltes Team in Sachen Werkstatt-Basteleien bildet.
Bereits in jungen Jahren sorgte Elfriede in der ersten gemeinsamen Wohnung dafür, dass Charlys Modellbausätze staubfrei blieben, und auch heute schaut sie sich bei Waldspaziergängen nach Naturschätzen wie Wurzeln, Moosen, Hölzern oder Steinen um, die Charly in die Miniaturlandschaften einbauen könnte.
Die Sammelleidenschaft von Motorrad- und Rennwagen-Plastik-Bausätzen führte schließlich so weit, dass sich Charly Blaim auch bereits fertig zusammengebaute Miniatur-Fahrzeuge aus Plastik erwarb, und so seine Sammlung immer größer wurde. Heute hat Blaim etwa 1500 Fahrzeuge in seinem Keller stehen, vor allem in den Maßstäben 1:12, 1:18 und 1:20, davon sind etwa ein Drittel PKWs und zwei Drittel Motorräder. Genau Buch führt Blaim über seine gesammelten Fahrzeuge nicht, aber zu seinen einzelnen Vitrinen kennt er jede Menge Geschichten.
1500 Modellautos stehen im Keller
In den Jahren 2002 bis 2005 zog Blaim sein bisher größtes Bastel-Projekt durch. Er baute drei Jahre lang originalgetreu eine Ducati-Werkstatt im Maßstab 1: 12 nach, in der elf Monteure, die er sich als „Boxen-Crew im Rohzustand“ per Internet bestellte, eifrig in der Werkstatt am Zerlegen und Zusammenbau der Ducati-Modell-Motorräder beschäftigt sind. Jeder einzelne Monteur musste von Charly Blaim mit passender Farbe und den original getreuen Ducati-Emblemen an deren Overalls beklebt, bemalt und gestaltet werden.