Es soll die dritte, große Säule im Kulturleben der Stadt werden
„Den Raum den Traunsteinern zurückgeben“: Vereinshaus will richtig durchstarten
Es war schon eine Brauerei, ein Schülerheim oder ein Kunstauktionshaus - jetzt soll das „Vereinshaus“ in der Unteren Stadt wieder intensiv als Veranstaltungszentrum genutzt werden: „Wir wollen den Raum den Traunsteinern zurückgeben“, so Konrad Baur vom Förderverein. Was sich ändert, was geplant ist - und wo es noch hakt.
Traunstein - Das Ziel ist klar und ambitioniert: Neben der Klosterkirche und dem NuTS will das Vereinshaus „die dritte, große Säule im Traunsteiner Kulturleben werden“, meint Konrad Baur. Er ist 1. Vorsitzender der „Freunde des Vereinshauses“ und will mit dem jahrhundertealten Gebäude an der Traunerstraße jetzt endlich von der Bremse runtergehen - denn: Noch immer ist der große Saal als Kunstauktionsfläche gewidmet. Bisher waren nur zwölf Abendveranstaltungen jährlich erlaubt, jedesmal brauchte es eine Sondergenehmigung. Jetzt will man das Vereinshaus offiziell zum Veranstaltungsraum für 200 Personen machen.
Chöre, klassische Musik, Theater oder Vereinsauftritte
„Wir wollen das Vereinshaus wiederbeleben. Das soll eine gescheite Geschichte werden“, so Baur beim Besuch von chiemgau24.de. Und: eine Nische will man besetzen. Theater, klassische Musik, Vorträge, Auftritte von Orchestern oder Chören, ein Platz für die Vereine. Ins Nachtleben will man sich dagegen nicht einmischen. „Das würde nicht in die Umgebung passen. Wir hatten noch nie Stress mit den Nachbarn und das soll auch so bleiben“, meint Konrad Baur. Grob gegen 22 Uhr soll Schluss sein. Was es im Vereinshaus auch nicht gibt, ist eine Küche. „Alles lässt sich hier nicht machen. Drum werden wir der Klosterkirche oder dem NuTS auch nichts wegnehmen.“
Kaum vergleichbare Veranstaltungsräume in Traunstein
Die „Freunde des Vereinshauses“ - knapp 100 Mitglieder zählt man - treten sowohl selbst als Veranstalter, als auch als Vermittler der Räume auf. Pro Wochenende eine größere, öffentliche Veranstaltung schwebt dem Vereinsvorsitzenden vor. „Leute auf die Bühne bringen, die sich andere Kulturstätten nicht leisten können“, sei die Devise. Fürs Kindersingen, Tanzkurse, Chor- oder Musikproben wurde der Saal bisher schon oft genutzt. „Wo sollten die sonst hingehen?“, stellt Baur als Frage in den Raum. Auch in der Traunsteiner Gastronomie fände sich ein vergleichbarer Saal für bis zu 200 Personen nicht unbedingt.
In trockenen Tüchern ist das Ganze aber noch nicht. Es gab noch kein Ok des Bauausschusses für die offizielle Nutzung als Veranstaltungssaal. Knackpunkt ist die Barrierefreiheit. Nach der Bayerischen Bauordnung ist sie bei öffentlich zugänglichen Gebäuden Pflicht. „Und faktisch sind wir auch barrierefrei“, ist Konrad Baur überzeugt und verweist auf den eigens neugebauten Lift. Rollstuhlfahrer hätten bisher im Vereinshaus auch keine Probleme gehabt. Aber: Nach den Vorschriften sind die Bewegungsradien im Aufzug und in der Toilette zu klein. Am kommenden Dienstag (23. Mai) wird sich zeigen, ob der Bauausschuss eine Ausnahme macht.
Ein Haus mit bewegter Geschichte
„Wir wollen den Raum den Traunsteinern wieder zurückgeben“, sagt Baur. Denn vor allem den älteren Generationen ist der Saal noch in bester Erinnerung: Das „Chiemgauer Volkstheater“ hatte hier in den 50er- und 60er-Jahren ein Zuhause. Außerdem rauschende Bälle, wilde Konzerte oder Auftritte des Orchesters von Max Greger. In den 80ern nutzte dann die evangelische Freikirche das Vereinshaus und die Trachtler richteten ihr Plattln und Dirndldrahn aus. Dann kam der Billard-Club und später eine Kunstausstellung. Im 17. Jahrhundert war hier an der Traunerstraße sogar eine Brauerei („Weißbräu“), ab 1882 ein Schülerheim. Der Saal, so wie er noch heute besteht, wurde 1921 errichtet.
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