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Er habe aus Eifersucht Rosenheimer töten wollen

Säure-Anschlag? Neueste Details belasten Pettinger schwer: So kam ihm Kripo auf die Spur

Säure Angriff
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Dieser 41-jährige Mann aus Petting soll für die Säure-Attacke in Rosenheim verantwortlich sein.

Rosenheim/Traunstein – Ein 41-jähriger Pettinger soll aus Eifersucht seinen Nebenbuhler in Rosenheim mit hochgiftiger Säure angeschüttet und verätzt haben. Bisher schwieg er in dem Prozess um versuchten Mord vor dem Landgericht - am Dienstag lief die Verhandlung weiter.

Update, 15.40 Uhr - So kam ihm Kripo auf die Spur

Nun sagt der bisher wichtigste Zeuge im Prozess um den Säure-Anschlag in Rosenheim aus: der Ermittlungsführer der Kriminalpolizei. Bisher war noch nicht wirklich bekannt, wie die Beamten den Angeklagten als dringend Tatverdächtigen in Untersuchungshaft bekamen. Die beiden Männer wussten zwar wohl voneinander, kannten sich aber nicht. Und entsprechend dürfte der Angeklagte auch nicht gewusst haben, wo genau sein vermeintlicher Nebenbuhler in Rosenheim genau zu Hause ist.

Der 41-jährige Pettinger auf der Anklagebank organisierte sich Mitte März 2024 eine zusätzliche SIM-Karte mit neuer Telefonnummer. Die Nummer des Rosenheimers war im Internet veröffentlicht. Dann habe er ihm SMS geschrieben, sich aber als Frau, als „Silvia“, ausgegeben. Der Angeklagte wusste über die Hobbys und Aktivitäten des Rosenheimers genau. So hat er sich die genaue Anschrift des Rosenheimers in der Pernauerstraße erschlichen, so der Kripo-Mann.

„Die SIM-Karte war auf seinen Namen registriert“, gibt der Ermittlungsführer an. Gekauft hatte er sie ebenfalls Mitte März beim Media Markt in Traunstein. Auch dort konnte man ihm den Kauf nachweisen. Der 41-Jährige hatte die neue Nummer aber noch bei einem weiteren Kauf verwendet: Nämlich dann, als er Ende April 2024 bei einer Firma aus Görlitz die Flusssäure bestellte.

Fotos der Flusssäure-Flaschen, die in der Firma des Angeklagten auftauchten, werden im Gerichtssaal gezeigt. In englischer Sprache wird vor Hautverbrennungen und Augenschäden gewarnt. Preis: 29,97 Euro. Als Adressat auf dem Karton erscheint der Firmenname – und ein gewisser „Josef Mayer“. Doch niemand in der Firma des Pettingers hatte diesen Namen.

Den ersten Hinweis auf den Angeklagten gab der Geschädigte selbst. „Als wir ihn im Krankenhaus besuchten, meinte er, er habe eigentlich keine Feinde. Nur der Ex-Partner einer Freundin sei recht eifersüchtig“, so der Kriminalpolizist. Beim Säure-Anschlag selbst stand der Täter vermummt vor ihm. Als die Polizei den Pettinger dann erstmals mit den Vorwürfen konfrontierte, wollte er sich schon nicht äußern. Heute im Gericht dasselbe: Er schweigt noch immer.

Die Verhandlung wird am Mittwoch (12. Februar) ab 10.15 Uhr in Traunstein fortgesetzt.

Update, 13.10 Uhr - Zeugin: „Ein ganz lieber Mensch...“

Eine enge Freundin des Angeklagten ist nun als nächste Zeugin dran. Die Frau ist 36 Jahre alt und kommt aus Kirchanschöring. Sie trafen sich wöchentlich und hatten einen engen Kontakt. Doch plötzlich, im März 2024, rund zwei Monate vor dem Säure-Anschlag, kappte der Angeklagte alle Verbindungen zu ihr. Noch heute scheint die Frau nicht wirklich zu verstehen, was damals mit dem 41-Jährigen los war.

Einige Wochen später suchte der Angeklagte dann doch wieder den Kontakt zu seiner engen Bekannten – und entschuldigte sich in einem handgeschriebenen Brief, auf wertvollem Papier, wie sie sich noch heute gut erinnert. Darin schrieb der Angeklagte unter anderem: „Ich bin durch die Hölle gegangen und war in einer tiefen Krise. Es hat sich ein schwarzes Loch aufgetan. Ich befand mich in einer absoluten Leere und wusste nicht, wie ich wieder herauskommen soll.“

Angeblich hätte es Probleme mit seiner Firma gegeben, habe ihr der Angeklagte auf Nachfrage gesagt. Der März 2024, als sich der Angeklagte so abkapselte, war aber auch jene Zeit, als die Beziehung zu seiner Ex-Freundin endgültig in die Brüche ging. Und trotzdem: „Eifersucht kann ich mir bei ihm nicht vorstellen“, so die Kirchanschöringerin im Zeugenstand. Das vermutet schließlich die Staatsanwaltschaft als Tatmotiv.

Überhaupt spricht diese enge Bekannte des Pettingers nur in besten Worten über ihn: „Ein ganz lieber Mensch. Zuvorkommend und in keinster Weise aggressiv. Der kann keiner Fliege was zuleide tun.“ Doch als einer der nächsten Zeugen wird der Ermittlungsführer der Rosenheimer Kripo mit Spannung erwartet. Denn vom Angeklagten selbst erfuhr man bisher nichts. Er schweigt weiterhin, tauscht sich nur immer wieder flüsternd mit seinem Verteidiger aus.

Update, 10.30 Uhr – Wie kam der Täter zur Wohnung des Säure-Opfers?

Zweiter Prozesstag rund um den Säure-Anschlag in Rosenheim vorm Traunsteiner Landgericht. Wieder haben sich einige interessierte Zuhörer eingefunden. Die erste Frage, mit der sich das Gericht rund um Richter Volker Ziegler heute beschäftigt: Wie kam der Täter mit der Flusssäure am 13. Mai vorigen Jahres zur Wohnung des Säure-Opfers? Das Mehrparteienhaus in der Pernauerstraße, sechs Stockwerke hoch, hat schließlich etliche Wohnungen.

Die Zeugenaussage einer 47-jährigen Nachbarin wird jetzt verlesen. Vermutlich ließ sie den Täter in die Wohnanlage. „Ich war daheim und hab Fernsehen geschaut. Gegen 21.30 Uhr hat es an der Tür geklingelt“, so die Frau. An der Sprechanlage habe jemand gesagt: „Hallo, ich habe mich ausgesperrt.“ Sie habe nichts geantwortet und nur die Tür geöffnet.

„Wenige Minuten später hab‘ ich ein dumpfes Geräusch gehört. Wie ein Schlag. Ich dachte, jetzt hat er vielleicht seine Tür aufgebrochen“, so die Nachbarin. Kurz darauf sah sie dann schon das Blaulicht der Polizei vor der Wohnanlage. Mehr kann sie leider nicht sagen. Auch ein Foto des Angeklagten wurde der Frau gezeigt – sie kannte ihn nicht.

Laut dem Geschädigten stand der Täter aber maskiert vor seiner Tür. Als er mit Säure überschüttet wurde, habe er auch kein Wort gesagt und sei sofort danach wieder verschwunden. 

Auch die Mutter des Angeklagten, 65 Jahre alt und aus Petting, wird als Zeugin geladen. Man erhofft sich Näheres zu ihrem Sohn, Näheres zum Tattag. Aber die Rentnerin beruft sich auf ihr Aussageverweigerungsrecht

Vorbericht

Der Prozess um den versuchten Mord in einem Mehrparteienhaus in Rosenheim wird am heutigen Dienstag (11. Februar) vorm Traunsteiner Landgericht fortgesetzt. Am Abend des 13. Mai 2024 hatte ein Maskierter dem Bewohner ohne Vorwarnung einen halben Liter Flusssäure ins Gesicht und über den Körper geschüttet. In größeren Mengen kann die hochgiftige Säure bei Hautkontakt sogar zum Tod führen. Der Rosenheimer überlebte den Anschlag mit Verbrennungen im Gesicht und am Oberkörper und einem verätzten Auge. Das Auge kann er noch immer nicht richtig öffnen, eine Hornhauttransplantation wird nötig sein.

Wird der Angeklagte weiter schweigen?

Angeklagt ist ein 41 Jahre alter Mann aus Petting. Aus Eifersucht ließ er sich zu der fürchterlichen Tat hinreißen, glaubt die Staatsanwaltschaft. Das Opfer ist ein engerer Bekannter seiner Ex-Freundin. Zwei Monate waren die beiden am Tattag schon getrennt. Mit dem Rosenheimer - deutlich jünger als der Angeklagte - unternahm die Frau immer wieder Klettertouren in den Bergen. Sie meinte, dass sich die beiden Männer eigentlich gar nicht gekannt hätten. Und sowohl von ihr, als auch von einem Vereinskameraden wurde der Angeklagte als friedliebend und deeskalierend beschrieben. Er hatte in Petting ein Ehrenamt von hohem Rang inne.

Zu Prozessbeginn vorige Woche wollte sich der 41-Jährige zu den Vorwürfen nicht äußern. Im Vorfeld der Verhandlung habe er gegenüber dem psychiatrischen Gutachter sogar bestritten, der Täter zu sein. Aber auch belastende Indizien kamen bereits auf den Tisch. In der Firma des Angeklagten fand die Polizei weitere Flaschen der Flusssäure, dazu säurebeständige Handschuhe und die DNA-Spuren des Pettingers. Die Verhandlung beginnt um 9 Uhr. rosenheim24.de wird aktuell vom Prozess berichten. (xe)

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