Entscheidung in Seeon-Seebruck
Ästhetischer? Warum der Gemeinderat seinen Beschluss zur PV-Anlage am Hafen revidiert
In Seeon-Seebruck wurde in der jüngsten Gemeinderatssitzung beschlossen, auf dem Dach des Hafengebäudes Seebruck eine Indach-PV-Anlage zu installieren. Damit wurde ein früherer Beschluss vom Mai für eine Aufdach-Anlage revidiert.
Seeon-Seebruck – Der Seeon-Seebrucker Gemeinderat hat seine Entscheidung vom Mai dieses Jahres, auf dem Dach des Hafengebäudes Seebruck eine Aufdach-PV-Anlage zu installieren, revidiert und sich für eine sogenannte Indach-PV-Anlage ausgesprochen. Die Entscheidung fiel in der jüngsten Gemeinderatssitzung einstimmig. Wie wiederholt berichtet, hatte sich der Gemeinderat dafür entschieden, sich vom Holzschindeldach des Hafenwirt-Gebäudes zu verabschieden und den Umweltgedanken dem Ensembleschutz vorzuziehen.
Integrierte PV-Modulen
Nach Angaben der Verwaltung seien bei der Planung des Sanierungsprojekts die Optik und Wirtschaftlichkeit geprüft und gegenübergestellt worden. Dabei seien zwei Varianten intensiv geprüft worden: Aufdachmodule mit Alublechangleichungen an die Anschlusspunkte der Dachkonstruktion und eine Indachlösung mit Stahlblechbahnen und integrierten PV-Modulen.
Eine Indach-PV-Anlage bietet eine nahtlose Integration und ein ästhetisches Erscheinungsbild, während eine Aufdach-PV-Anlage flexibler ist und sich für eine Vielzahl von Dachtypen eignet. Weiter hieß es, dass durch das Anbinden der PV-Anlage und die anstehende Sanierung des Küchenbereichs des „Hafenwirts“ auch dringend eine neue Elektroverteilung eingeplant und berücksichtigt werden müsse. Deshalb habe man Peter Behringer als Architekten und eine Ingenieurfirma zur Unterstützung hinzugezogen.
Dabei habe sich herausgestellt, dass der Preis und die Ausführungsdauer sowie das optische Erscheinungsbild immer mehr gegen eine Aufdachanlage sprächen. Deshalb wurde eine Kostenaufstellung einer Indach-Lösung angefordert und einer Aufdach-Lösung gegenübergestellt, die der Architekt in der Sitzung erläuterte.
Die Anlage selbst schlägt mit 342.000 Euro zu Buche. Inklusive der Elektroarbeiten, Schneefang und so weiter liege man bei 411.500 Euro. Zuzüglich der Zimmererarbeiten, die auch bei einer Aufdach-Anlage anfallen würden, bewege man sich bei rund 625.000 Euro. Hinzu kommen noch die Leistungen des hinzugezogenen Architekten und Ingenieurs. Unterm Strich würde eine Indach-Lösung günstiger kommen. Durch die erzeugte Energie des „Hafenwirts“ sollte sich die Anlage in zirka zehn Jahren amortisieren, hieß es.
Der Empfehlung der Verwaltung, wegen der Optik, der Wirtschaftlichkeit und einer kürzeren Montagezeit, eine Indach-Lösung zu wählen, genehmigte das Gremium einstimmig. Gleichzeitig wurde auch der Beschluss vom Mai dieses Jahres, eine Aufdach-Anlage einzuplanen, aufgehoben. Die Gesamtkosten sind im kommenden Haushalt einzuplanen und eine Indach-Lösung zu forcieren und auszuschreiben.
Vertreter des Gemeinderats und Bürgermeister Martin Bartlweber hatten sich am Sitzungstag in Wasserburg ein Bild von einer Indach-Lösung einer namhaften Firma gemacht und sich in der Sitzung sehr positiv darüber ausgelassen.
„Es wäre ein Frevel, keine PV-Anlage zu installieren.“
Nach Ansicht von Franz Wörndl (CSU) würde eine Indach-PV-Anlage wesentlich besser zum ganzen Hafenensemble dazu passen. „Es wäre ein Humbug und Frevel auf einem Gebäude, wie dem Hafenwirt mit einem Stromverbrauch von jährlich rund 200.000 Kilowattstunden, keine PV-Anlage zu installieren. Wörndl wies auch darauf hin, dass das desolate Dach spätestens nächstes Jahr gerichtet werden müsse.
In den Augen der Dritten Bürgermeisterin, Dr. Christine Kosanovic (FW), haben sich die Variantenuntersuchungen rentiert. Die lange Suche habe sich gelohnt, auch im Hinblick auf eine zukunftsorientierte Lösung der Strandbadsanierung“, sagte Kosanovic. „Wenn wir schon so viel Geld ausgeben, dann sollte es auch zukunftsfähig sein“, erklärte Martha Gruber (FW), für die unter anderem der Schneefang ein wichtiger Punkt ist.
Sepp Daxenberger (CSU) mahnte an, die Kosten im Auge zu behalten und erinnerte daran: „Zuerst war ein Dreier und jetzt ist ein Sechser vorne dran.“ In puncto Kostenfaktor pflichtete ihm Bartlweber zwar bei, man komme aber um eine Sanierung nicht herum.
„Es freut mich, dass wir mit dem jetzigen System Kosten sparen“, räumte Michaela Losbichler (Grüne) ein. Sie wies auch darauf hin, dass die Gemeinde mit der PV-Anlage in Sachen Klimaschutz eine Vorreiterrolle einnehmen sollte.
Zweiter Bürgermeister Norbert Maier (FW) erinnerte daran, dass sich der Gemeinderat dafür ausgesprochen habe, die gemeindeeigenen Gebäude soweit möglich mit PV-Anlagen auszustatten. „Jetzt ist da ein Gebäude da und da tun wir auch eine drauf“, so der Vizebürgermeister.
Hafen ist schützenswert
Die Tatsache, dass sich durch eine neue Dachgestaltung des Hafengebäudes das Ensemble des Hafengeländes verändern wird, bedauert vor allem der Seebrucker Heimatpfleger Hans Fenzl. „Der Seebrucker Hafen gilt als Alleinstellungsmerkmal“„ sagte Fenzl. So hätte man seiner Ansicht nach mit einer Kombination aus PV und Holzschindel was machen können, was dem Herz guttäte.