„Historischer Moment“ in Traunstein
30-Millionen-Überraschung für den Campus Chiemgau: Wie die Region davon profitiert
Große Überraschung für den Kreisausschuss Traunstein: Der Freistaat sichert eine Unterstützung von 30 Millionen Euro für den Neubau des Campus Chiemgau zu. Das ist genau geplant.
Traunstein/Chiemgau – Bei der Vorstellung der aktuellen Neubaupläne für den Campus Chiemgau in Traunstein im Kreisausschuss sprach Landrat Siegfried Walch von einem „historischen Moment“: Per Videobotschaft meldete sich Markus Blume, Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, in der Sitzung zu Wort und stellte für das „Leuchtturmprojekt“ des Landkreises einen „staatlichen Investitionskostenzuschuss von bis zu 30 Millionen Euro“ in Aussicht. Das Gesamtprojekt ist bisher mit mindestens 100 Millionen Euro beziffert.
Erstmals präsentierte Landkreis-Geschäftsführer und Projektsteuerer Lothar Wagner auch ein Modell und Ansichten der neuen Campus-Gebäude. Sie sollen nach dem Beginn vorbereitender Bauarbeiten im Februar 2025 bis 2028/2029 fertiggestellt sein. In der Sitzung wurde zudem deutlich, dass Ruhpolding ein weiterer Schwerpunkt der Campus-Aktivitäten für einen neuen Studiengang werden soll. Dort wird aktuell die frühere Schmerzklinik im Vinzentinum zum Studentenwohnheim mit Vorlesungssälen umgebaut.
Überregionale Bedeutung als Wirtschaftsstandort
Mit sichtlichem Stolz reagierte Landrat Siegfried Walch auf die ansehnliche Förderzusage des Freistaats für den neuen Hochschulstandort am Bahnhofsgelände in Traunstein. Dies zeige, dass die überregional bedeutsame Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandorts von höchster Stelle unterstützt werde. Neue Weiterbildungsangebote und ergänzende Meisterkurse der IHK Akademie Traunstein und des Bildungszentrums Traunstein der Handwerkskammer würden zeigen, „dass berufliche und akademische Bildung im Campus Chiemgau sich ideal ergänzen“, erklärte Walch. Beide Organisationen sind Campus-Partner zusammen mit der Technischen Hochschule Rosenheim.
Seit dem Start 2019 hat sich der Campus Chiemgau rasant entwickelt, wie Lothar Wagner deutlich machte. Aktuell werden drei Studiengänge angeboten mit 272 Studenten, sechs Professoren und rund 13 Forschungsprojekten. Dies alles geschieht unter dem Dach des Campus-Gebäudes am Stadtplatz, das aber bereits aus allen Nähten platzt. Deshalb laufen aktuell in Ruhpolding die Vorbereitungen für eine Ausweitung des Studienbetriebs und einen neuen Studiengang.
Neues Wohnheim und Studiengang in Ruhpolding
Dazu hat die Wohnungsbau GmbH des Landkreises Mitte des Jahres das Areal der ehemaligen Schmerzklinik im Vinzentinum in Ruhpolding erworben. Das Gebäude wird aktuell zu einem Studentenwohnheim umgebaut und erhält zusätzliche Räume für Unterrichts- und Forschungszwecke. Ab Herbst 2025 soll dort der neue Studiengang „Smart Interactive Media“ starten. Mit der Verbindung von Informatik, Design/Gestaltung und Computeranimation sieht sich der Landkreis in einer bundesweiten Vorreiterrolle und will damit auch neue Unternehmen anziehen.
Mit Hochdruck laufen aktuell auch die Vorplanungen für die Bebauung des Bahnhofsgeländes in Traunstein. Hier sollen im ersten Bauabschnitt bis 2028/2029 ein vier- und ein sechsgeschossiges Lern- und Unterrichtsgebäude entstehen mit viel Licht und einer „Rooftop-Bar“ samt Fernblick auf dem Dach. Zentraler Raum ist ein großer Audimax-Hörsaal, der flexibel um zwei angrenzende Räume erweitert werden kann. Nach „intensiven Abstimmungsgesprächen“, so Lothar Wagner, haben sich die drei Partner inzwischen auf ein Raumprogramm aus „Labs“ und „Spaces“ geeinigt. „Früher hätte man dazu Klassenräume und Werkstatt gesagt“, ergänzte Walch schmunzelnd. Bevor der erste Spatenstich gesetzt werden kann, laufen aktuell aber noch ergänzende Arbeiten an der Altlastenentsorgung auf dem Areal und parallel dazu die Entwurfs- und Eingabeplanung.
Frage nach Kostenkalkulation
Im Auge hat der Landkreis zudem die steigende Zahl neuer Studenten. Dazu ist auf dem Gelände des Gesundheitsforums an der Herzog-Friedrich-Straße (das frühere Annette-Kolb-Gymnasium) ein weiteres Studentenwohnheim mit drei Geschossen in Holzmodulbauweise mit 40 Plätzen geplant. Es soll bis Semesterbeginn im Oktober 2025 fertiggestellt sein. Ein weiteres Wohnheim ist laut Planung auf dem Campus-Areal am Bahnhof ausgewiesen.
In der Diskussion wollte Dr. Lothar Seissiger (FW) wissen, welche finanzielle Belastung aufgrund der unterschiedlichen Maßnahmen insgesamt auf den Landkreishaushalt zukämen. Walch erklärte, seit der Sitzung im März habe sich nichts an der Gesamtkostenkalkulation geändert. Die Zahlen seien in den Finanzplanungen eingestellt. Er schlug jedoch vor, eine detaillierte Ausarbeitung der Kosten nochmals in einer eigenen Sitzung vorzustellen.
Wohnheime auch für Berufsschüler?
Ob die neuen Studentenheime auch von Berufsschülern genutzt werden könnten, wollte Traunsteins 2. Bürgermeisterin Burgi Mörtl-Körner (Bündnis 90/Die Grünen) wissen. Landrat Walch sagte dazu, dass im Rahmen eines Gesamtkonzepts für den bereits beschlossenen Neubau der Berufsschule I an der Wasserburgerstraße dort auch ein Wohnheim gebaut werden sollte. Platz sei vorhanden.
Andreas Füssl (AfD) erkundigte sich nach der Bedarfsermittlung und den Kriterien für die Vergabe von Studentenzimmern. Walch erklärte, nach den Erfahrungen aus Rosenheim würden 30 bis 40 Prozent der Studenten einen Wohnheimplatz wünschen. Sollten in Ruhpolding nicht alle Plätze belegt werden können, sei dies eine gute Alternative, um Servicekräfte aus der Gastronomie unterbringen zu können.

