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Reise nach Afrika

Zwischen „Lehmhütte und Handy“: So hilft Dr. Brei aus Wasserburg den Armen in Tansania

Hermann Kühn, Dr. Thomas Brei und Jakob Kühn.
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Hermann Kühn, Dr. Thomas Brei und Jakob Kühn (von links).

„Wenn der Tag doch 30 Stunden hätte“: Dr. Thomas Brei aus Wasserburg ist Priester und Arzt. Seit vielen Jahren lebt er in Tansania und hilft, wo er kann. Sein neuestes Projekt ist die „bäuerliche Freizeit-Existenz“. Was es damit auf sich hat und wie er damit die unmittelbare Not der Leute lindert.

Wasserburg - Eine Reise in das Ruwenzori-Gebirge, eine Gebirgskette, die die Länder Uganda (Ostafrika) und die Republik Kongo (Zentral-Afrika) miteinander verbindet, nutzten Vater Hermann Kühn, sein Sohn Jakob Kühn, beide aus Wasserburg, und ihr gemeinsamer Freund Armin Kothlow, der in Rott aufgewachsen ist, dazu, anschließend den Wasserburger Priester, Arzt und mittlerweile auch Klinikmanager Dr. Thomas Brei im benachbarten Tansania in Mwanza am südlichen Ende des Victoriasees zu besuchen. Mit ihm verbindet die Drei eine langjährige, ja fast lebenslange Freundschaft.

Auf der Heimreise vom Mount Margherita lag diese Route zwar nicht gerade so am Weg. Ein direkter Umweg war sie dann aber auch nicht. Die drei starteten mit einem Flug über Kairo, weiter nach Entebbe am nördlichen Rand des Victoriasees, nahe der ugandischen Hauptstadt Kampala. Ziel ihrer Reise in Uganda war der Rwenzori Moutains National Park und dort die Besteigung des mit 5.109 Metern dritthöchsten Berges des afrikanischen Kontinents.

Die achtstündige Fahrt zum Ausgangspunkt des Unternehmens in der Stadt Kasese war schon im Voraus über die örtliche Rwenzori Rangers Hikers Association organisiert worden. Diese führte auch die Trekking-Touren zum Berg und auf den Gipfel durch. Fünf Tage waren die drei oberbayerischen Bergsteiger, zunächst noch mit Gummistiefel durch ein Hochmoor, später dann mit Bergausrüstung und einem zusätzlichen Tag für die Gipfelbesteigung mit Steigeisen, unterwegs. „Ein fantastischer Blick am Gipfel über den Wolken an einem Ort, an dem die Quelle des Nils entspringt. Zwar war der Höhensturm eine Herausforderung für uns, aber der blaue Himmel und das Glück nicht vom häufigen Nebel empfangen zu werden, haben wir als Geschenk empfunden“ erzählt Hermann Kühn begeistert von diesem schon fast einzigartigen Bergerlebnis.

Auf dem Gipfel (von links): Jakob Kühn, Hermann Kühn und Armin Kothlow.

Insgesamt bestand die Gruppe aus 22 Personen, den drei Berg-Touristen und den einheimischen überaus offenen und wissbegierigen Trekking-Guides, den Bergführern und den anderweitig helfenden Männern. „Für alle von ihnen war unsere Besteigung des Berges die Möglichkeit, durch zusätzliche Arbeit das Leben mit ihren Familien zu verbessern. Es ist für sie eine Wertschöpfung zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen. Für uns war ihre fröhliche Bescheidenheit eine Bereicherung für unser Denken“ sagt Hermann Kühn.

Hilfe bei der Einreise

Wieder zurück in Kasese, einer Stadt in Uganda, wurden die Rucksäcke für die Weiterreise nach Tansania umgepackt. Die neu gewonnenen Bergfreunde brachten sie noch in einer Tagesreise an die Grenze zum Nachbarland. Dort erwartete sie schon Dr. Thomas Brei, der kenntnisreich bei der Einreise half – was alleine schon wegen der umfangreichen Alpinausrüstung nicht ganz unwichtig war. Angekommen am Hospital waren zunächst einige umarmende Begrüßungen zu überstehen. „Seit vier Jahren war ich nicht mehr hier, da hat sich schon manches positiv entwickelt“ sagt Hermann Kühn und erzählt noch von einem neuen Projekt seines Freundes Dr. Thomas Brei.

Übernachtet wurde beim Aufstieg und Abstieg in Zelten. Eine Überdachung für die Nacht ist dringend notwendig. Das Rwenzori-Gebirge ist die regenreichste Gegend der Welt. Auf dem Bild zu sehen sind Jakob (links) und Hermann Kühn.

Denn der ist mittlerweile in die Landwirtschaft eingestiegen. Er nennt das seine „bäuerliche Freizeit-Existenz“. Angefangen hat er mit zugelaufenen Hunden. Später kamen noch Hasen, Hühner, Schafe und Ziegen hinzu. Dazu hat er noch drei Milchkühe bekommen, die er aus der Sicht eines Allgemeinarztes als „schwanger“ einstufte. Die Hege und Pflege seiner Tiere, daran teilzunehmen und zu sehen, was daraus wird, erfüllt ihn mit Dankbarkeit und er kann für ein paar Augenblicke seine Probleme und Alltagssorgen im Hospital und darum herum vergessen. „Damit kann ich nun für die unmittelbare Not von ein paar armen Mitmenschen in der Nachbarschaft zwar nicht mit Geld, aber mit Milch, Eiern und manchmal mit etwas Fleisch helfen und den Mangel wenigstens ab und zu lindern“ sagt er hier, mehr als Priester, weniger als Arzt. Und er fügt noch an: „Teilen ist wie ein Segen!“

Um Arbeitsplätze für einige einheimische Frauen und Männer zu schaffen, hat Thomas Brei sein kleines Tierreich mittlerweile strukturiert. Der Wasserburger Arzt und Priester hat dazu geschrieben: „Das große Problem hier ist nicht eine Arbeitslosigkeit wie man sie von Europa aus kennt. Es gibt hier einfach kaum Arbeit. Und die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer. Die Menschen, ganz besonders die jungen Männer, das Durchschnittsalter in Tansania liegt bei 18 Jahren, hoffen trotzdem auf Arbeit, damit ein Stück Hoffnung auf ein selbstständiges und unabhängiges Leben möglich wird. Eine Perspektive in die Zukunft mit dem kleinen Traum von einer zumindest einfachen aber sicheren Normalität mit einer Familie“.

Schulung der Mitarbeitenden: Einheimische Frauen und Männer bekommen im Hospital einen Erste-Hilfe-Kurs und können damit bei der Wundversorgung und in der Pflege mit eingesetzt werden.

Thomas Brei sieht seine Aufgabe deshalb auch als eine spirituell-gläubige und sozial-medizinische Zusammenführung zur Lösung vieler Probleme. In seinem Hospital steht er immer wieder vor der Aufgabe, dass er zwar bei seinen vielen Patientinnen und Patienten jeden Alters körperliche Heilung oder zumindest Linderung mit inzwischen schon recht professionellen Voraussetzungen erreichen kann. Die Lebenssituation mehr als es ihm bisher möglich war begleiten zu können, damit „das Geschöpf Mensch als Ganzes Heilung erfährt“, wie der Priester Thomas Brei sagt, gelingt ihm aus seiner eigenen Sicht noch zu wenig. Wahrscheinlich würde er sich 30 und mehr Stunden am Tag mit seinem Krankenhaus beschäftigen, wenn ihm der Tag mehr als nur 24 Stunden zur Verfügung stellen würde.

Mit Spenden finanziert

Bezahlt wird die erbrachte Leistung in der Klinik von Krankenversicherungen oder durch Direktzahlung der Patienten, die keine Versicherung haben und es sich leisten können. Manchmal gilt auch noch der „Naturaltausch“ bei ärztlichen Hilfen. Die mit niedrigen Preisen angesetzte allgemeinmedizinische Basis- und Notversorgung wird aus dem stark aus den Spenden gespeisten Sozialfonds des Krankenhauses subventioniert. Im Extremfall und nach einer Fallprüfung durch eine Sozialarbeiterin gibt es eine komplette Kostenübernahme über den Sozialfonds. Das von den Geber-Organisationen gesteckte langfristige Ziel ist, dass die laufenden Betriebskosten des Krankenhauses von Spenden aus dem Ausland weitgehend getragen werden. Ebenso müssen Neuanschaffungen, Instandhaltungen und Reparaturen sowie innovative Investitionen aus den Spenden finanziert werden.

Mit dem Auto holte Dr. Thomas Brei seine Freunde aus der Wasserburger Heimat bei der Einreise von Uganda nach Tansania ab (von links): Jakob Kühn, Hermann Kühn und Dr. Thomas Brei.

Angewiesen ist Dr. Thomas Brei bei seiner Arbeit deshalb weiterhin auf die Unterstützung aus der Heimat. „Nur damit kann ich meine Verantwortung dafür nachhaltig absichern. Und die Hilfe und Unterstützung kommt auch direkt an“ sagt er und erzählt dazu eine Geschichte über eine Mutter mit zwei Kindern, die aufgrund eines Verkehrsunfalles seither gelähmt ist und die trotzdem noch ihre alte eigene Mutter betreut, damit diese ihren Alltag gestalten kann. Über Sachspenden aus Deutschland, in diesem Falle war es ein großer und stabiler Rollstuhl für draußen, ein leichter und mobil-wendiger für zu Hause, kann sie nun ihre eigenen Aktivitäten gestalten und für die Familie da sein.

Viel von der nur begrenzt zur Verfügung stehenden Zeit verbrachten Thomas Brei und die beiden Kühns mit Gesprächen darüber, was von den vielen Notwendigkeiten zunächst angepackt werden kann. Denn die anstehenden Baumaßnahmen im Klinikbereich finden nicht nur eine Begründung in einer verbesserten Infrastruktur der Klinik. Zusätzlich und mindestens genauso wichtig ist dabei die Schaffung von weiteren Arbeitsmöglichkeiten für die einheimische Bevölkerung.

Das mit den Insignien der Freiwilligen Feuerwehr Wasserburg beschriftete rote Häusl ist das Feuerwehrhaus der Hospital-Feuerwehr. Eingebaut in das kleine Gebäude ist die im Ernstfall eine notwendige Wasserpumpe - sollte es mal brennen.

Das Leben zwischen „Lehmhütte und Handy“ wie Jakob Kühn erzählt, funktioniert. „In unserer westlichen Welt wird gar nicht wahrgenommen, mit welchem Tempo in Afrika die Menschen lernbegierig in der digitalen Welt angekommen sind. Das Festnetztelefon wurde übersprungen. Es gab ja keine entsprechenden Leitungen. Das Handy mit seinen Möglichkeiten ist deshalb beispielsweise mit der Übersetzung zwischen der Landessprache Kiswahili und dem englischen Sprachgebrauch eine Voraussetzung für eine problemlösende Kommunikationen“.

Mit guten und besten Wünschen von Dr. Thomas Brei, eben „vom Thomas“ an seine bayerische Heimat und seine Unterstützer in Deutschland und in den Bistümern mussten die Kühn‘s wieder die Heimreise antreten. Ja, die Hilfe und Unterstützung aus der Ferne braucht Thomas Brei auch weiterhin und wahrscheinlich noch viele viele Jahre. Beim Abschied rief Dr. Brei ihnen noch nach: „Ihr wisst ja. Einmal Wasserburger – immer Wasserburger“.

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