„Fledermaus-Monitoring“
Mit Detektoren und Zähl-Hilfen: Warum der Naturschutz zur Fledermaus-Suche ausrückt
Ein eindrucksvolles Schauspiel: Der Bund Naturschutz Wasserburg hat sich mit Detektoren und Zähl-Hilfen auf die Suche nach Fledermäusen gemacht. Warum die Abendsegler vom Aussterben bedroht und wie Sie helfen können.
Wasserburg – Mit Detektoren und Zählhilfen ausgerüstet beobachtete auf der Innhöhe in Wasserburg gut ein Dutzend interessierte Naturschützer den Ausflug der Abendsegler, einer der größten heimischen Fledermausarten, um deren Bestand zu ermitteln. Die Geduld der Wartenden wurde allerdings gehörig strapaziert, bequemten sich die flinken nächtlichen Jäger, wohl wegen der niedrigen Temperaturen, doch erst gegen 21 Uhr dazu, ihre Nahrungssuche zu beginnen.
Ein eindrucksvolles Schauspiel erwartete die Anwesenden dann aber, denn innerhalb von wenigen Minuten brachen fast alle Fledermäuse zur gleichen Zeit zur nächtlichen Jagd auf. Ziel der Aktion war, wie der 1. Vorsitzende der Bund Naturschutz Ortsgruppe Wasserburg, Max Finster, es darstellte, mit dieser jährlichen Zählung die aktuelle Population im größten Wasserburger Abendsegler-Quartier festzustellen. Begleitet wurden die Teilnehmenden dabei vom Artenschutzexperten beim Landesverband, Dr. Andreas Zahn, der mit zahleichen Informationen das Warten verkürzte. Die Zählergebnisse gehen nun in das amtliche Fledermaus-Monitoring bei der Regierung von Oberbayern ein.
Über 250 der fliegenden Säugetiere konnten an diesem Abend dokumentiert werden, fast 50 mehr als letztes Jahr, was Dr. Zahn als gutes Zeichen deutete. 2018 seien die fliegenden Säugetiere nämlich schon mal unterhalb der Hundertergrenze geblieben. Manche Anwohner sehen zwar wegen der Verschmutzung durch Kot-Rückstände und zeitweisen Lärm die Population der Abendsegler und anderer kleinerer Fledermaus-Arten unter den Verschalungen an den Wohnblocks kritisch.
Aber allabendlich verspeist ein Exemplar zahlreiche Insekten, mengenmäßig ein Drittel des eigenen Körpergewichtes. Dies zeige, so Max Finster, auch den unglaublichen Nutzen in unserem Lebensraumgefüge. Leider seien alle etwa 21 bayerischen Fledermausarten zwischenzeitlich vom Aussterben bedroht, zum Teil sehr akut.
So helfen Sie Fledermäusen
Seit den 1950er Jahren sind die Fledermausbestände in Deutschland dramatisch eingebrochen. Heute sind alle heimischen Fledermausarten gefährdet. Nicht nur ihre Nahrungsgrundlagen schwinden, sie finden auch immer weniger Lebensräume, teilt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) mit. Weltweit gebe es über 1.100 Fledermausarten, in Mitteleuropa knapp 30. In Bayern wurden bisher 24 Fledermausarten nachgewiesen, aber nur knapp 21 davon pflanzen sich hier regelmäßig fort, so der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) mit.
Fledermäuse suchen – je nach Art – Unterschlupf in Dachstühlen, Kirchtürmen, Baumhöhlen oder Nistkästen, hinter Fensterläden und Wandverkleidungen, aber auch in Holzstößen und sonstigen Verstecken in und an Gebäuden, teilt der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) mit. In warmen Sommernächten verirren sie sich schon mal durchs offene Fenster in unsere Wohnungen, erklärt der LBV.
Wochenstuben müssen im Juni und Juli völlig in Ruhe gelassen werden, weil die Mütter mit kleinen Jungtieren besonders störungsempfindlich sind. Wenn ein Dachstuhl, in dem Fledermäuse hausen, renoviert werden soll, ist genau zu prüfen, in welchen Monaten das Quartier bewohnt wird, an welchen Hangplätzen sich die Tiere aufhalten und welche Ausflugöffnungen sie nutzen. Arbeiten an und in der unmittelbaren Nähe von Fledermausquartieren sind in einer Jahreszeit durchzuführen, in der die Tiere abwesend sind. Bei Dachstuhlrenovierungen ist vor allem auf den Erhalt der Einfluglöcher zu achten, erklärt der Verein weiter.
Winterschlafende Fledermäuse, zum Beispiel in Kellern dürfen nicht aufgeweckt werden, auch nicht berührt oder länger angeleuchtet. Winterquartiere sollten nicht unnötig kontrolliert werden, um alle Störungen zu vermeiden. Ein plötzliches Erwachen kann der Fledermaus die Energie für circa zwei Wochen Winterschlaf kosten. Durch das Aufhängen von Fledermaus-Nistkästen wird den Tieren zusätzlicher Raum geboten, so der LBV.

