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Ein neuer Spitzenreiter im Landkreis

Zahlen-Schock für die Region Rosenheim: Auf einmal mehrere tausend Menschen weniger

Frage-Marathon: Rund 65.000 Menschen im Landkreis Rosenheim befragten die Interviewer des Zensus (Symbolfoto).
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Frage-Marathon: Rund 65.000 Menschen im Landkreis Rosenheim befragten 2022 die Interviewer des Zensus (Symbolfoto).

Das ist schon ein Hammer: Der Landkreis Rosenheim ist kleiner als gedacht. Und Kolbermoor überholt Bad Aibling. Wie kann das sein? Und wie sehen die Zahlen wirklich aus?

Rosenheim – Das Finanzamt findet einen. Das ist anscheinend sicher. Keine Chiemsee-Insel kann klein, keine Almhütte abgelegen genug sein, um einem Steuerflüchtling Unterschlupf zu bieten. Die Behörde weiß, wer wo ist. Zumindest vermittelt sie den Eindruck.

Darauf legt es offenbar nicht jede staatliche Einrichtung an. Das Statistische Landesamt zum Beispiel. Es nimmt Stichproben und rechnet hoch. Damit zum Beispiel Kommunen besser planen können, etwa was den Bedarf an Wohnungen betrifft. Ganz genau sind diese Zahlen nicht.

Landkreis Rosenheim verliert über vier Prozent

Im Landkreis Rosenheim ist der Unterschied sogar beträchtlich. Das ergeben jüngste Berechnungen, die den Stand 2023 widerspiegeln. Nach der Hochrechnung der Zahlen des Zensus 2022 leben im Landkreis 256.815 Menschen. Das sind – festhalten, bitte! – 11.567 Menschen oder 4,3 Prozent weniger als zuvor berechnet.

Wo sind all die Menschen hin? Um das zu beantworten, muss man ein wenig zurückgehen, ins Jahr 2011. Da fand der Zensus statt, aus dessen Ergebnissen die Zahlen für die nächsten Jahre fortgeschrieben wurden. Es war also niemand durch die Lande gereist, um an jede Haustür zu klopfen und die Häupter der Bewohner zu zählen. Sondern es handelt sich um eine Berechnung, die Jahr für Jahr aktualisiert wird. Nach dem Zensus von 2011 sollten 268.391 Menschen im Landkreis leben. Nach der Volkszählung von 2022 jedoch mussten diese Zahlen nach unten korrigiert werden.

Melderegister sind nie perfekt

Der Grund für die große Unschärfe liegt in den Melderegistern, beziehungsweise in der mal mehr, mal weniger ausgeprägten Meldedisziplin. Einmal stehen Menschen im Melderegister, die unter der angegebenen Anschrift gar nicht mehr wohnen. Dann wieder wohnen da Menschen, die unter der betreffenden Adresse gar nicht gemeldet sind. Diese Ungenauigkeiten summieren sich mit den Jahren.

„Die Qualität der Fortschreibung hängt im Wesentlichen von der Einhaltung melderechtlicher Vorschriften durch die Bürgerinnen und Bürger ab“, sagt eine Sprecherin des Statistischen Landesamtes. „In einigen Fällen melden sich Personen nicht an ihrem tatsächlichen Wohnort an, andere ziehen ins Ausland, ohne sich abzumelden, oder bereits verstorbene Personen sind noch im Melderegister erfasst.“ Auch die großen Fluchtbewegungen seit dem Zensus 2011 und die Coronapandemie spielten als Fehlerquelle eine wichtige Rolle.

Statistiker nehmen mehr Stichproben

Darüber hinaus haben die Statistiker ihre Methode verfeinert. „Bei den großen Gemeinden mit 10.000 oder mehr Einwohnern haben wir die Karteileichen und Fehlbestände über eine Stichprobe aufgedeckt und anschließend auf die gesamte Gemeinde hochgerechnet“, erklärt Steffen Seibel vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden. Weil bei diesem Zensus aber auffiel, dass auch in kleinen Gemeinden erhebliche Unstimmigkeiten zu entdecken waren, weiteten die Statistiker das Verfahren aus.

Stichproben wurden 2022 auch in kleinen Gemeinden genommen. Der neue Zensus sollte also nicht nur die Statistik um die in elf Jahren aufgelaufenen Meldefehler bereinigt haben, sondern auch genauer sein. Für die aktuelle Volkszählung waren im Landkreis Rosenheim rund 65.000 Menschen an knapp 13.000 Anschriften von speziell geschulten Interviewern befragt worden.

Ein neuer Spitzenreiter im Landkreis

Die neue Berechnung bringt Bewegung auch in die Spitze der Tabelle: Kolbermoor ist mit 18.926 Einwohnern nun die bevölkerungsreichste Stadt im Landkreis Rosenheim. Es folgt Bad Aibling mit 18.265 Einwohnern. Bisher war diese Reihenfolge genau umgekehrt. Auf dem dritten Platz liegt weiterhin der Markt Bruckmühl mit 16.659 Einwohnern.

Verluste muss auch Rosenheim wegstecken. 65.192 Einwohner hatte der Zensus von 2011 für 2023 errechnet. Die neuen Zahlen nach dem Zensus von 2022 ergeben 63.284 Einwohner. Mit 2,9 Prozent fällt der Verlust der kreisfreien Stadt allerdings geringer aus als der des Landkreises. Noch eine gute Nachricht: Mit 63,284 Einwohnern bleibt Rosenheim hinter München und Ingolstadt die drittgrößte Stadt Oberbayerns. Und die 14. größte Stadt in ganz Bayern.

Um auf das Finanzamt und das Thema Steuern zurückzukommen: Auf die Finanzen des Landkreises hat die neue Einwohnerzahl zunächst keine Auswirkungen. Die Änderungen, so heißt es in der Mitteilung des Landratsamtes, machen sich erst im kommenden Jahr bemerkbar.

Die aktuellen Zahlen für die Region finden sich unter www.landkreis-rosenheim.de. Alle aktuell verfügbaren Zensusergebnisse für Bayern können unter www.zensus2022.bayern.de abgerufen werden.

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