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Mehr als 16 Millionen Euro in Hochwasserschutz investiert

Zehn Jahre nach dem Jahrhundert-Hochwasser: Ist Kolbermoor heute geschützt?

Einmal im Jahr rückt der Kolbermoorer Bauhof zur „Katastrophenschutzübung“ aus, denn jeder Handgriff muss sitzen, wenn im Ernstfall die mobilen Hochwasserschutzdämme an der Mangfall gebraucht werden. Bei der Übung im März wurde am Alten Friedhof ein mobiler Damm errichtet. Wie gut Kolbermoor heute geschützt ist, erklärt Bürgermeister Peter Kloo.
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Einmal im Jahr rückt der Kolbermoorer Bauhof zur „Katastrophenschutzübung“ aus, denn jeder Handgriff muss sitzen, wenn im Ernstfall die mobilen Hochwasserschutzdämme an der Mangfall gebraucht werden. Bei der Übung im März wurde am Alten Friedhof ein mobiler Damm errichtet. Ob und wie gut Kolbermoor heute geschützt ist, erklärt Bürgermeister Peter Kloo.

Wie gut ist Kolbermoor zehn Jahre nach der Flutkatastrophe gegen Hochwasser gerüstet? Mehr als 16 Millionen Euro wurden seitdem in den Schutz der Stadt verbaut. Doch lässt sich die Mangfall dadurch bändigen?

Kolbermoor – „Es war ein traumatisches Erlebnis, aber wir sind mit einem großen blauen Auge davongekommen. Es gab viele persönliche Katastrophen, aber zum Glück keine Opfer“, erinnert sich Bürgermeister Peter Kloo an die Kolbermoorer Jahrhundertflut von 2013. Die dramatischen Stunden haben sich in die Kolbermoorer Seelen gebrannt. Der verregnete Mai spülte erst kürzlich die Erinnerungen wieder an die Oberfläche. „Wir haben überlegt, ob wir die mobilen Spundwände aufbauen, um den Menschen die Angst zu nehmen“, sagt Kloo. Doch zum Glück beruhigte sich die Mangfall wieder.

Flut beschleunigt Hochwasserschutz

„Ohne die Jahrhundertflut würden wir heute noch über die Birkenallee am Schwarzen Weg diskutieren“, vermutet Kloo und weiß: „Sie hat den Hochwasserschutz in Kolbermoor gigantisch beschleunigt.“ Die Diskussion darüber, so erinnert er sich, habe schon in den 90er-Jahren begonnen. Doch erst 2002 – nach dem verheerenden Hochwasser im Osten Deutschlands – sei ein gewaltiger Ruck durch den Hochwasserschutz in Bayern gegangen.

Überschwemmungsgebiete wurden festgesetzt, Planverfahren eingeleitet. „2008 kam es dann zu einer Stagnation“, erinnert sich der Bürgermeister. Erst nach der Katastrophe von 2013 seien die Schutzmaßnahmen wieder angeschoben worden. Dass in Kolbermoor im Juni 2013 nicht mehr passiert ist, war ein großes Glück. „Das Hochwasser hat gezeigt, wie wichtig es ist, gut ausgebildete Leute zu haben. Das Zusammenspiel von Feuerwehren, Bauhof und Verwaltung hat hervorragend funktioniert“, ist Kloo dankbar. „Und zum Glück war auch das Stufenwehr in der Mangfall schon in ein Streifenwehr umgebaut worden, der Stichkanal zum Kanal zurück gebaut worden.“

Spundwände bändigen den Fluss

Seit 2013 hat sich in Kolbermoor viel getan. Freistaat Bayern und Stadt Kolbermoor investierten mehr als 16 Millionen Euro in Hochwasserschutzmaßnahmen. Allein die Sicherung der Mangfallufer im Innenstadtbereich vom Spinnereiwehr bis zur Stadtgrenze von Rosenheim kostete nach Informationen des Wasserwirtschaftsamtes Rosenheim etwa 9,15 Millionen Euro. Beidseits des Flusses wurden Spundwände eingebracht. In einem Teilabschnitt an der Brückenstraße mussten aus statischen Gründen Betonwände auf Bohrpfählen errichtet werden.

Kolbermoorer leben am und mit dem Fluss

2015 wurde für die Gestaltung der Spundwände eine Bürgerbeteiligung durchgeführt. Ein Ergebnis war der Wunsch, diese mit Betonfertigteilen abzudecken, der bis Herbst 2020 umgesetzt wurde. In einigen Bereichen wurde auch eine Stahlabdeckung installiert. Die Bürger machten aber auch deutlich, dass trotz der Gefahr ein Leben am Fluss und ein Zugang zur Mangfall möglich sein sollte. Deshalb wurde beispielsweise am Spielplatz am Karl-Daniels-Platz eine Öffnung in der Hochwasserschutzwand gelassen. Über Treppen ist der beliebte Platz am Mangfallufer also weiterhin zugänglich und verschwindet nur im Ernstfall hinter einer mobilen Mauer.

Im Bereich des Alten Friedhofs wurde auf der Wasserseite des Weges eine auf Bohrpfählen gegründete Betonmauer errichtet. Außerdem entstanden Sitzstufen an der Mangfallböschung. Im Hochwasserfall wird auch dieser Bereich mit mobilen Elementen geschlossen.

Weitere Öffnungen der Spundwand sind für die Bewirtschaftung der Uferböschung der Mangfall und eventuelle Rettungseinsätze am Fluss erforderlich. Eine ist mit einer mobilen Spundwand dauerhaft verschlossen und wird nur im Bedarfsfall geöffnet. Die anderen werden im Ernstfall ebenfalls vom Bauhof mit mobilen Systemen gesichert.

Letzter Abschnitt in Pullach

Auch Pullacher und Aiblinger Au sind inzwischen vor Hochwasser geschützt. Der erste Abschnitt entstand schon 2021. In den vergangenen Wochen wurde auf einer Länge von insgesamt 650 Metern eine Hochwassermauer in Form einer Stahlspundwand errichtet. Die Stadt ist gerüstet, doch die Mangfall lässt sich nicht zähmen. Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. „Die eingedeichten Gebiete müssten vor einem hundertjährlichen Hochwasser sicher sein, doch wir sind nicht davor gefeit, dass bei Starkregenereignissen nicht auch die Spundwände überspült werden könnten“, macht Bürgermeister Peter Kloo klar.

Stadt ist gerüstet, Mangfall bleibt wild

Deshalb sei es auch zehn Jahre nach der Jahrhundertflut ein Irrglaube, dass in Überschwemmungsgebieten Keller bedingungslos ausgebaut werden könnten. Und auch das Wasserwirtschaftsamt beobachtet seit langem ein Phänomen, das Andreas Holderer so beschreibt: „Menschen verdrängen die Hochwassergefahren schnell wieder und stellen Bauanträge für Bereiche, in denen das Wasser stand.“

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