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Wohin mit dem Wasser? Warum Thansau bei Unwetter von allen Seiten „zuläuft“
Nach Thansau fließt das Wasser aus allen Richtungen – auch unterirdisch. Nach dem Fluss- und Oberflächenhochwasser drückt nun das Grundwasser in die Keller. Welche Lösungen es gibt.
Rohrdorf – Auch Tage nach der Flut haben die Menschen in Thansau immer wieder Wasser in ihren Kellern. Nach der Flut, die sich über Straßen und Bäche in den Ort wälzte, ist es nun das Grundwasser, das in die Gebäude drückt. „In Folge der heftigen Niederschläge seit Anfang Juni ist auch der Grundwasserspiegel gestiegen“, erklärt Dr. Hadumar Roch vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim. Gleichzeitig wirkt sich das Hochwasser der Gewässer auf den unterirdischen Grundwasserspiegel aus. Er steigt weiter an – selbst dann noch, wenn der sichtbare Wasserpegel in den Flüssen und Bächen längst wieder zurückgeht. „Das Grundhochwasser steigt zum einen langsamer, sinkt aber eben auch langsamer als das Flusshochwasser“, so Roch.
Das Problem in Thansau: Tiefster Punkt der Gemeinde




Das Problem: „Hochwasser in Gewässern können wir versuchen, mit Schutzeinrichtungen zu managen. Gegen das Grundhochwasser aber kann sich jeder nur selbst schützen.“ Neue Gebäude werden mit sogenannten „weißen Wannen“ gebaut. Ältere, gemauerte Keller hingegen sind noch nicht so gut abgedichtet, dass kein Grundwasser eindringen kann. „Ihre Sanierung ist sehr aufwändig und teuer“, weiß Roch und führt zugleich vor Augen, wie sich das Nutzungsverhalten von Gebäuden geändert hat: „Früher wurden in Kellern die Kartoffeln gelagert, heute sind sie beispielsweise zum Wohnen, für Saunen oder als Waschräume ausgebaut.“
Was passiert, wenn das Wasser aus allen Richtungen kommt, haben die Thansauer im Unwetter vom 3. Juni schmerzhaft gespürt. Besonders betroffen waren unter anderem Baum-, Vogel- und Blumensiedlung, Fabrik-, Mozart-, Neubeurer und Innstraße. Die Wiesen entlang der Rosenheimer Straße glichen Seen. Vor allem über die Neubeurer Straße sei das Wasser wie ein Bach in den Ort gelaufen, beschreiben Anwohner aus der Nelkenstraße. Gegen 0.30 Uhr habe die Feuerwehr die Siedlung aufgegeben. „Das stimmt“, bestätigt Kommandant Johann Reck. „Es war überall Wasser. Wir wussten nicht mehr, wohin wir das Wasser pumpen sollen.“
Dämme müssen angeglichen werden
Eine Anwohnerin beschreibt die Problemsituation in der Nelkenstraße und den umliegenden Straßen so: „Am 3. Juni gegen 23 Uhr verschärfte sich die Situation zunehmend. Verursachend war wohl ein Überfließen der Rohrdorfer Ache über den Damm in Richtung Wohnbebauung.“ Und entgegen der Annahme, dass diese im Überflutungsfall in den unbebauten Westbereich abfließe, sei sie aber an einer Stelle auch in Richtung Wohnbebauung nach Osten abgeflossen. „Dies verschärfte die Situation so sehr, dass auch die Feuerwehr keine Möglichkeiten mehr sah, das Wasser abzupumpen“, so ihre Erfahrung. Für den Schutz der Siedlung sei es deshalb wichtig, die Dämme entsprechend anzugleichen.
Drei Partner auf Lösungssuche
Das Problem in Thansau: „Am tiefsten Punkt der Gemeinde läuft alles zusammen“, beschreibt Reck. Wie schwierig die hydrologische Situation ist, erläutert Dr. Hadumar Roch vom Wasserwirtschaftsamt: „Dort haben wir Ache, Vorlandgräben und Bahngrabensystem. Dort kann es außerdem zum Rückstau des Inn kommen.“ Mit Wasserwirtschaftsamt, Gemeinde und Verbund-Kraftwerk sind drei Verantwortliche im Boot. „Derzeit werden verschiedene Lösungen diskutiert, um Wasser in der Fläche vor dem Ort zurückzuhalten. Aber wir sind noch ganz am Anfang, bei hydrologischen Berechnungen und Variantenüberlegungen“, so Roch. Ein Ansatzpunkt sei, ähnlich wie am Thansauer Badesee, an den Baggerseen wie Pionier- oder Jagdsee Retentionsraum zu schaffen.