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Erster IHK-Wirtschaftsempfang in Rosenheim

„Stehen mittendrin“: Wie sich der Machtkampf zwischen China und USA auf die Region auswirkt

Stephan Bierling, Professor für internationale Politik an der Universität Regensburg, hielt beim ersten Wirtschaftsempfang der IHK München und Oberbayern einen Vortrag über den Machtkampf zwischen China und den USA.
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Stephan Bierling, Professor für internationale Politik an der Universität Regensburg, hielt beim ersten Wirtschaftsempfang der IHK München und Oberbayern einen Vortrag über den Machtkampf zwischen China und den USA.

Die USA als Platzhirsch, China als Herausforderer und Europa mittendrin. Beim ersten Wirtschaftsempfang der IHK Rosenheim machte der Politikwissenschaftler Professor Stephan Bierling eines klar: Einige Unternehmen, auch in der Region, könnten bald vor einer unmöglichen Wahl stehen. 

Rosenheim/Kolbermoor – „Wir leben in einer Achsenzeit.“ Das war der erste Satz von Politikwissenschaftler Professor Stephan Bierling, mit dem er die Aufmerksamkeit von rund 200 Unternehmern beim ersten IHK-Wirtschaftsempfang im Kolbermoorer Kesselhaus auf sich zog. Der Leiter für internationale Politik und transatlantische Beziehungen an der Uni Regensburg erklärt die Achsenzeit als einen kurzen Abschnitt in der Historie, in dem zahlreiche Entwicklungen stattfinden, die Auswirkungen auf die kommenden Jahrzehnte haben werden. Der Auslöser für diese historisch bedeutsamen Entwicklungen: Der Machtkampf zwischen den USA und China oder wie Bierling es ausdrückt: „Der Platzhirsch gegen den Herausforderer, mit Europa mittendrin.“ 

China pirscht sich an Weltmacht heran

Denn während die Amerikaner nach wie vor die größte Wirtschaftsmacht der Welt sind, hat sich China laut des Experten in den vergangenen Jahren immer näher „herangepirscht“. Das Bruttoinlandsprodukt ist mittlerweile so groß wie das der gesamten EU und in über einhundert Ländern ist China der größte Handelspartner.

Der erste Rosenheimer Wirtschaftsempfang der IHK im Kesselhaus Kolbermoor mit (von links) Klaus Stöttner, CSU Kreisvorsitzender Landkreis Rosenheim, Otto Lederer, Rosenheimer Landrat, Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern, Prof. Klaus Josef Lutz, Präsident der IHK für München und Oberbayern, Andreas Bensegger, Regionalausschussvorsitzender IHK Rosenheim, Jens Wucherpfennig, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Rosenheim, Daniel Artmann, CSU Landtagsabgeordneter und Elke Christian, Bereichsleiterin der IHK für München und Oberbayern.

Aber warum ist dieser Machtkampf für die europäischen Regionen und somit auch für Rosenheim relevant? Um diese Frage zu beantworten, macht Bierling deutlich, dass China sich nicht einfach so zur Weltwirtschaftsmacht aufschwingen wird. „Staatspräsident Xi Jinping hat viele Fehler gemacht“, meint er. Anstatt die Nachbarländer zu integrieren, haben diese laut Bierling Angst vor einer chinesischen Übernahme. Zudem schadete der knallharte Corona-Lockdown der Wirtschaft enorm und die kommunistische Diktatur erlaube keinen Raum zur freien Entfaltung. „Gepaart mit Deflation und demografischen Problemen hat China enorm viele Baustellen und braucht daher Verbündete“, sagt der Politikwissenschaftler.  

Und genau hier kommt Europa ins Spiel. „China rollt den Teppich für uns aus”, sagt Bierling. Doch was zunächst so privilegiert klingt, könnte für die westlichen Länder zu einem großen Problem werden. Denn wer mit China kooperiert, muss mit den Konsequenzen leben. 

Zum Auftakt des ersten IHK-Wirtschaftsempfangs diskutierten (von links) Andreas Bensegger, Regionalausschussvorsitzender IHK Rosenheim, Otto Lederer, Rosenheimer Landrat und Prof. Klaus Josef Lutz, Präsident der IHK für München und Oberbayern.

„Wer nicht sofort begeistert ist, der wird von diesem Teppich überrollt“, bestätigt Professor Klaus Josef Lutz, Präsident der IHK München und Oberbayern, der den Empfang im Kesselhaus mit dem Rosenheimer Landrat Otto Lederer und Andreas Bensegger, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Rosenheim, eröffnete. Demnach erlebte Lutz bei den Treffen zwischen großen Dax-Konzernen mit chinesischen Handelspartnern, wie stark das Konfliktpotenzial sein kann. Vor allem, wenn man mit dem Angebot aus China nicht direkt einverstanden ist oder gar mit den USA sympathisiert. „Da steigt dann plötzlich der Druck und die Unternehmer stehen vor einer nahezu unmöglichen Wahl – China oder USA“, beschreibt Lutz. 

„Es ist brandgefährlich“

Und genau diese Wahl könnte es für jeden Firmenchef auch in der Region Rosenheim schwierig machen, vor allem wenn der Machtkampf zu eskalieren droht. „China ist jetzt auf seinem Peak und Xi Jinping voller Panik, die Kontrolle zu verlieren. Das macht es brandgefährlich“, meint Bierling, der die Aussage mit einem Beispiel unterstrich. „Würde China den Konflikt mit den Nachbarländern eskalieren lassen und beispielsweise Taiwan angreifen, hätte das unvorstellbare Konsequenzen.“ Denn einer der größten Produzenten für Mikrochips ist auch für Deutschland enorm wichtig. Dementsprechend waren sich die beiden Professoren Bierling und Lutz einig. „Wenn wir uns entscheiden müssten und Taiwan nach einer Übernahme als Handelspartner wegfallen würde, gehen hier die Lichter aus.“ 

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