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Schwimmfreizeit am Chiemsee

Ein Herz für herzkranke Kinder: Wie Birgit Anzer den kleinen Patienten den Badespaß vermittelt

Ein großes Hallo gab’s bei der Schwimm-Freizeit des Vereins „Junge Herzen Bayern“ im Bernamare-Bad für unsere Fotografin von Kindern und Eltern sowie von Stefan Anzer (von links), Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber (sitzend). Dahinter freuen sich Bettina Brandmayer und Birgit Anzer mit. Auch auf dem Bild befinden sich (hinten, von rechts) die Wasserwachtler Bianca Krumrey, Andi Krumrey, Nadine Brugger (Schwimmschule); Gustl Posch; (vorne knieend, von rechts) Gerhard Wappmannsperger sowie Vereinsvorsitzender Michael Brandmayer.
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Ein großes Hallo gab’s bei der Schwimm-Freizeit des Vereins „Junge Herzen Bayern“ im Bernamare-Bad für unsere Fotografin von Kindern und Eltern sowie von Stefan Anzer (von links), Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber (sitzend). Dahinter freuen sich Bettina Brandmayer und Birgit Anzer mit. Auch auf dem Bild befinden sich (hinten, von rechts) die Wasserwachtler Bianca Krumrey, Andi Krumrey, Nadine Brugger (Schwimmschule); Gustl Posch; (vorne knieend, von rechts) Gerhard Wappmannsperger sowie Vereinsvorsitzender Michael Brandmayer.

Birgit Anzer lehrt mit einem Team der Wasserwacht Prien-Rimsting Kindern mit Herzerkrankungen das Schwimmen. Im OVB spricht sie über ihren Antrieb und die positiven Effekte für Körper und Seele.

Prien – Der Verein „Junge Herzen Bayern“ mit Sitz im Landkreis Erding hat heuer zum fünften Mal im Chiemgau eine Schwimmfreizeit für Familien angeboten. Dabei ging es „aber nicht ums ,normale‘ Schwimmenlernen“, wie die Prienerin Birgit Anzer im Interview mit dem OVB erklärt. Die 56-Jährige Betreiberin einer Schwimmschule leitet zudem als Mitglied der Wasserwacht Prien-Rimsting die Schwimm-Ausbildung im Verein. Und engagiert sich seit Jahren in den Freizeiten für die jungen kranken Herzen.

Was ist das Besondere an der Schwimmmfreizeit?

Birgit Anzer: Teilnehmer sind Kinder mit Herzerkrankungen, ihre gesunden Geschwister und die Eltern. Wir begleiten die Kinder im Wasser, das heißt zum Beispiel, vom Gewöhnen ans Wasser für Babys, über Schwimmunterricht bis hin zum Rettungsschwimmer-Abzeichen für die Eltern. Die in Gruppen aufgeteilten Aktionen mit den Kindern machen wir abhängig von ihrem gesundheitlichen Leistungsvermögen und ihren Schwimmfähigkeiten. Im Vordergrund dabei stehen aber grundsätzlich das Mitmachen und der Spaß.

Was war der Impuls zur Zusammenarbeit zwischen dem „Junge-Herzen-Verein“ und der Wasserwacht?

Anzer: Es gab vor Jahren eine Anfrage des Vereinsvorsitzenden Michael Brandmayer an unsere Schwimmschule wie auch die Wasserwacht, ob wir die Schwimmaktionen hier im Chiemgau begleiten könnten. Ich bin dann in mich gegangen, ob wir diese Anforderungen stemmen könnten. Wir Wasserwachtler sind zwar in menschlicher wie auch technischer Hinsicht vielseitig, aber herzkranke Kinder im Wasser zu begleiten ist eine völlig andere Hausnummer in puncto Herausforderung.

Mit welchen Herausforderungen sahen Sie sich konfrontiert?

Anzer: (zögernd) Die Kinder zu fordern, aber nicht zu überfordern, ihre Leistungsgrenzen, die sie selbst erkennen sollten, auch rechtzeitig zu bemerken, dass Stopp der Kinder zu akzeptieren, wenn sie nicht weiter können und eine Pause brauchen, gleichzeitig aber auch sensibel dafür zu sein, wenn ein Kind einfach nur keine Lust hat, weiterzumachen.

Sind Sie und Ihre Wasserwacht-Kollegen für solche Einsätze geschult worden?

Anzer: Wir haben in dem Fall zwei Schwimmausbilder der Wasserwacht im zwölfköpfigen Team. Zudem habe ich im vergangenen Jahr über die Wasserwacht den Schwimmausbilder-Kurs für Menschen mit Beeinträchtigung abgeschlossen.

Welche Reaktionen beobachten Sie bei den Kindern, die sie betreuen?

Anzer: (lacht) Wir haben gemeinsam großen Spaß im Wasser. Wir erleben jedes Mal zufriedene Kinder, weil sie beweisen können, was für sie machbar ist. Das trifft für die beeinträchtigten wie auch gesunden Kinder zu; unsere Gruppen sind gemischt, weil wir die herzkranken und die Geschwister Kinder nicht separieren. Die einen trauen sich etwas mehr zu, die anderen etwas weniger. Die Forscheren sind oftmals Vorbild für die weniger Mutigen, die dadurch ihre Grenzen suchen und auch finden können.

Was ist, wenn Kinder diese Grenzen überschreiten?

Anzer: Hin und wieder gib e;s Kamikaze-Aktionen, wo wir frühzeitig einschreiten. Problemfälle gab es zum Glück bislang nicht. Worauf wir aber vorbereitet wären: Unser Team ist entsprechend medizinisch ausgebildet, wir sind alle Sanitäter. Zudem steht uns grundsätzlich immer eine Ärztin oder ein Arzt zur Seite.

Wie viele Kinder haben Sie bei diesen Schwimmfreizeiten bereits betreut?

Anzer: Heuer gab es den fünften Kurs, den wir aufgrund der Prienavera-Schließung im Bernamare in Bernau durchgeführt haben. Insgesamt haben wir bislang etwa 100 Kinder betreut.

Was war dabei der schönste Erlebnis für Sie?

Anzer: Da gibt es eigentlich sehr viele Momente, an die ich mich erinnere. Zum Beispiel an diese kurzen Glücksmomente, wenn Eltern es schaffen, ihr Kind loszulassen und sie plötzlich merken, dass die Tochter oder der Sohn die Herausforderungen im Wasser tatsächlich bewältigen kann. Oder die Urkundenübergabe, wenn ein Kind die Seepferdchen-Prüfung geschafft hat. Die Freudentränen sind dann schon mal überwältigend (schluckt und atmet durch). Ich gehe immer sehr dankbar aus solch einer Woche heraus, wenn ich die Kinder wohlbehalten wieder ihren Eltern überlassen kann und mir zudem bewusst wird, welches Glück ich privat leben darf mit zwei gesunden Kindern.

Wie beschäftigen Sie die Eltern, während sie mit den Kindern trainieren?

Anzer: Bei den Kursen im Prienavera haben wir normalerweise Extra-Angebote für sie, wie etwa Techniktraining, oder das Rettungsschwimmer-Abzeichen Bronze, oder ein Meerjungfrauen-Kurs wie im vergangenen Jahr. Heuer war es räumlich bedingt dafür zu eng. Aber einige Eltern haben sich bei der Betreuung der Kinder engagiert, der Rest hatte tatsächlich mal „Kind frei“.

Wie koordinieren Sie und ihr Team dieses Engagement mit ihren Berufen?

Anzer: Wir engagieren uns alle ehrenamtlich für diese Schwimm-Freizeit. Das bedeutet, dass wir dafür alle eine Woche Urlaub nehmen. Aber das tun wir gerne. Diese Betreuung ist mittlerweile mein Herzensprojekt geworden.

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