Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Rosenheimer Herbstfest hat es weiter in sich

Wiesn-Streiflichter vom Mittwoch: Hoher Stock, Brezn-Debatte und ein Hauch von Venedig

Wiesn-Streiflichter vom 161. Herbstfest
+
Wiesn-Streiflichter vom Herbstfest

Keine Männer, die Masskrüge stemmen. Dafür Frauen, die Frauen stemmen. Applaus statt Strafzeit für hohen Stock, eine Urheberdebatte ums künftige Kulturerbe Brezn und ein Wasserscooter, der an Venezianische Festspiele erinnert – die Wiesn-Streiflichter vom Herbstfest haben es wieder in sich.

Dreimal hoher Stock und drei Assistpunkte

Das schaut gut aus: Die neuen Starbulls Michael Knaub, Klenem Pretnar und Travis Oleksuk (von links) im Flötzinger.

Wer soll kommende Saison die Eishockey-Oberliga dirigieren? Na was für eine Frage, die Starbulls halt. Die Körpersprache der „Neuen“ stimmt schon mal: Michael Knaub, Klenem Pretnar und Travis Oleksuk herzten Auftritt auf der Flötzinger Bühne an, dass sie ihr Publikum mitreißen können. Strafzeiten wegen zu hohen Stocks gibt es auf der Wiesn ja auch nicht, und so bestellte der Wiesnigel Ignaz drei Mass für die Neuen („de ham se de Buam jetz verdient“) und ließ sich dafür gleich drei Skorerpunkte gutschreiben.

Der Deutsch-Kanadier Michael Knaub (27) kam vom Ligarivalen SC Riessersee und ist mit 1,95 Metern Größe und 102 Kilo ein sportliches Schwergewicht. Der slowenische Nationalverteidiger Klemen Pretnar (35) wechselte vom französischen Amiens nach Rosenheim. Und Center Travis Oleksuk (33) ließ zuletzt im englischen Sheffield und in Villach die Tornetze zappeln.

Kulturerbe Brezn? Eine verknotete Angelegenheit

Bald Kulturerbe? Susann Heymann und Ramona Deutsch, Verkäuferinnen im Wiesn-Stand der Bäckerei Huber, finden die Brezn zum Reinbeißen.

Susann Heymann und Ramona Deutsch, die zwei Verkäuferinnen auf dem Stand der Bäckerei Huber neben dem Flötzinger-Zelt, finden sie sichtlich zum Reinbeißen. Und bald schon könnte auch die Unesco auf den Geschmack kommen. Denn die Brezn soll Kulturerbe werden. Dass der Baden-Württemberger Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir allerdings neben der bayerischen Brezn auch die schwäbische Variante, quasi gleichberechtigt, zum Kulturerbe anmelden will, empfindet der Wiesnigel Ignaz schon als verknotete Sache, die er dem Politiker krumm nimmt. Der „brezendemische“ kulturellen Ruhm gebühre allein Altbaiern. Sprachlich verhunzten Raubkopien wie der „Bretschl“ (auf Niederalemannisch in Südbaden), der „Brezet“ und „Brezget“ (schwäbisch in Württemberg) oder gar der „Brezg“ (Ost-Schwaben) werde man bei der Unesco den Teig sauber versalzen. Aber er da den Breznbogen überspannt?

+++ Weitere Fotos und Artikel zur Wiesn gibt‘s auf der Herbstfest-Webseite +++

Viermal hell und einmal dunkel

„Strohhuatmusi“: Volksmusik im Biergarten.

Sie haben es zwar nicht auf ihre Hüte geschrieben, aber wie sie heißen, ist leicht zu erraten: Die „Strohhuatmusi“ aus Rohrdorf „schpuit“ von Donnerstag bis Sonntag im Flötzinger-Biergarten zünftig auf. Bloß der stehende Basszupfer rechts tanzt mit seinem dunklen Hutschmuck etwas aus der Reihe.

Frau stemmt Frau

Respekt, sog i: Ungewöhnliche Stemmübung auf der Wiesn.

Masskrugstemmen? Keine Frauendomäne. Und so zeigten diese zwei jungen sportlichen Damen den staunenden männlichen Zelthockern im Flötzinger, dass es noch viel spektakulärere Kraftmeiereien gibt. Bei dieser besonderen Stemmübung braucht es neben Irxenschmoiz auch Akrobatik, Technik und Körperbeherrschung.

Zur Wiesn wie anno dazumal

Nostalgisch zur Wiesn: Miss Herbstfest Anna Birklein mit Lokführer Andreas Mitterer (links), Express-Initiator Helmut Wiesböck (rechts) und Michael Hinterseer (Auerbräu).

Miss Herbstfest Anna Birklein (18) ließ sich am Mittwoch mit dem Wiesn-Express von Rohrdorf zum Herbstfest chauffieren. In den vergangenen drei Jahren mussten ihre Vorgängerinnen coronabedingt oder aus verkehrsrechtlichen Gründen auf diese einmalige Tour verzichten. Seit 1970 fahren auf dieser Strecke nur noch Güterzüge. Privatpersonen kommen nur einmal im Jahr zum Herbstfest in den Genuss, die guten alten Bahnzeitenwieder aufleben zu lassen. „Schön, dass viele Herbstfestbesucher von diesem Angebot Gebrauch machen“, sagte Anna Birklein, die Lokführer Andreas Mitterer aufmerksam über die Schulter schaute. Auf der Fahrt wurde sie begleitet von Wiesn-Express-Initiator Helmut Wiesböck und Michael Hinterseer vom Auerbräu.

Luise reißt alle von den Sitzen

86 und kein bisserl müde: Luise Schreiner.

Förmlich von den Sitzen riss Luise Schreiner rund 400 Rentnerinnen und Rentner beim Seniorennachmittag des Wirtschaftlichen Verbandes (WV) im Flötzinger-Festzelt. Die 86-jährige schwang den Taktstock zum „Tölzer Schützenmarsch“ so routiniert und energiegeladen, als wie wenn sie jahrzehntelang nichts anderes getan hätte.

„Wenn es den WV nicht gäbe, dann würden wir jetzt alle zuhause vorm Fernseher sitzen“, bedankte sie sich beim WV und rief den Senioren zu: „Lasst´s ned nach, dann is des Lebn aa im Alter a Freid – so wia heid.“ WV-Geschäftsführer Klaus Hertreiter nahm die Steilvorlage auf: „Auch für uns vom WV ist es eine riesige Freude, den Rosenheimer Senioren nach der Corona-Zwangspause wieder Lebensfreude schenken zu dürfen.“

Ein Hauch von Venedig

Nasser Spaß: der „Wasserscooter“.

Dagegen ist der Autoscooter von heute eine staubtrockene Sache: 1951 galt auf dem Herbstfest der „Wasserskooter“ als größte Attraktion. Die Wiesnbesucher hatten zwar ihren Spaß – vor allem die vielen schaulustigen Zaungäste am Rande der Venezianischen Festspiele. Allerdings war der Fahrgastwechsel in den schwimmenden Zweisitzern kompliziert, und Aufwand sowie Überschwemmungsgefahr waren groß. Ein Jahr zuvor, 1950, hatte die erste Nachkriegs-Wiesn stattgefunden. 1951 wurde die Wiesn dann professioneller, der Wirtschaftliche Verband (WV) gründete erstmals einen Festausschuss. Ausgeschenkt wurde in der Folge nur noch Flötzinger und Auer Bier – auch weil die Münchner Löwenbrauerei 1952 mit ihrem Antrag auf eine Bier-Lizenz für Rosenheim beim WV abblitzte.

Debüt-Kellner bei seiner Isabell in besten Händen

Starkes Duo: Alexander und seine Isabell.

Alexander Gsinn ist heuer einer von sechs Premieren-Kellnern im Flötzinger-Festzelt (zuvor hatte es dort keine männlichen Bedienungen gegeben). Und wie der 26-jährige Nußdorfer und Quereinsteiger (gelernte Fachkraft für Rohrkanal- und Industrieservice) dem Wiesnigel Ignaz verriet, bekommt er bei seinem gastronomischen Debütanten-Einsatz auf der Wiesn beste Unterstützung. Denn seine Partnerin bei der Arbeit im Zelt, Isabell Engetsberger (23), ist gleichzeitig seine Lebensgefährtin. Da kann ja nix schiefgehen. „Zumal mein Alexander des scho recht guad macht“, so die Oberösterreicherin aus dem Rieder Innkreis.

4000 Euro für den Frauennotruf

4000-Euro-Scheck für den Frauennotruf: Darüber freute sich Gudrun Gallin.

Über einen 4000-Euro- Spendenscheck freut sich hier Gudrun Gallin vom Verein Frauen- und Mädchennotruf Rosenheim. Das Geld kommt von den zwei Rosenheimer Brauereien. Bei der Kür der Miss Herbstfest 2022 am Rathaus hatten Auerbräu und Flötzinger Bräu Spenden für den Frauennotruf gesammelt. Als Dankeschön gab es Freibier. Jetzt wurde die stolze Summe – so viel wie noch nie – am Glückshafen an Gallin übergeben. Damit wird auch die Aktion „A sichere Gaudi“ unterstützt, die Mädchen und Frauen dabei hilft, ungestört und unbelästigt durchs Herbstfest und nach Hause zu kommen.

Weitere Streiflichter der Wiesn 2022

Kommentare