Vor den Toren Raublings
Wiedervernässung der Moore geht weiter: Was in der Hochrunstfilze bei Nicklheim geplant ist
Die Wiedervernässung der Moore vor den Toren Raublings geht weiter. Am Montag (9. Dezember) beginnen die Arbeiten in der Hochrunstfilze mit Baumfällungen. Was geplant ist, um das Wasser im Moor anzustauen.
Raubling – Die nördlich von Nicklheim gelegene Hochrunstfilze ist eines von mehreren Mooren der Rosenheimer Stammbeckenmoore. Während ihre westlichen Teilflächen und die südwestlich angrenzende Kollerfilze bereits vor Jahrzehnten renaturiert wurden, ist der östliche Teil der Hochsrunstfilze derzeit noch mit einem fichtenreichen Waldbestand bestockt.
„Die etwa 40 Hektar große Teilfläche wird vom Forstbetrieb Schliersee der Bayerischen Staatsforsten betreut und soll nun ebenfalls renaturiert werden“, informiert Stephan Breit, Stellvertretender Forstbetriebsleiter. „Ziel ist ein standortgerechter Moorwald.“
Die Fichte mag keine nassen Füße
Bereits in der kommenden Woche – also ab Montag, 9. Dezember – beginnt die Renaturierung. Erster Schritt ist ein Vorbereitungshieb. „Dabei wird ein Großteil der aufstockenden Fichtenbestockung entnommen“, erläutert Breit. Der Grund: Die Fichte mag keine nassen Füße. „Insbesondere ältere Fichten würden mit den künftig deutlich nässeren Standortverhältnissen nicht zurechtkommen und dadurch ‚leichte Beute‘ für den Borkenkäfer“, so Breit. Daher werden vor den Arbeiten an den Entwässerungsgräben zahlreiche Fichten entnommen. „Stehen bleiben dürfen vor allem Kiefern und Birken sowie die jüngeren Fichten.“
Ziel der Hiebmaßnahme sei ein Waldbestand, der bereits nach den Fällungen möglichst gut strukturiert ist, also aus Bäumen in nahezu allen Größen und verschiedenen Baumaltern besteht. „Im Laufe der Jahre soll sich dieser Waldbestand immer weiter in Richtung eines natürlichen Moorwaldes mit den Baumarten Kiefer, Fichte und Birke entwickeln“, erläutert Stephan Breit die Renaturierung.
Im nächsten Schritt kommt der Bagger
Voraussichtlich im Frühjahr und Sommer 2025 werden im östlichen Bereich der Hochrunstfilze zahlreiche Torfdämme eingebaut, um die alten Entwässerungsgräben zu verschließen. „Damit wird die Entwässerung des Moores gestoppt, und der Torfkörper kann sich wieder mit Wasser füllen“, erläutert Breit. Auf den wiedervernässten und teilweise lichteren Flächen können sich die torfbildenden Torfmoosarten ansiedeln und mit ihrem Wachstum den Torfkörper regenerieren und vergrößern.
Wie bei der im vergangenen Jahr umgesetzten Renaturierungsmaßnahme in der Eulenauer Filze sei ein erfahrenes und auf Maßnahmen zur Moorrenaturierung spezialisiertes Unternehmen beauftragt worden. Dieses könne mit kleinen Maschinen und sehr geringem Reifendruck in dem kaum befahrbaren Gelände problemlos arbeiten.
Moore sind wahre Multitalente
Die Urbarmachung von Mooren hat eine lange Tradition: Bereits vor Jahrhunderten wurde mit der Entwässerung von Mooren begonnen, um diese für Wald- und Weidestandorte zu gewinnen. Der Schwerpunkt dieser Entwässerungstätigkeit fiel auf die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. In diesem Zeitabschnitt wurden auch besonders viele der oberbayerischen Moore entwässert. Das heute vielfach noch existierende und meist nach wie vor funktionsfähige Netz an Entwässerungsgräben geht im Bereich des Rosenheimer Stammmoorbeckens vor allem auf diese Zeit zurück.
Während vor etwa 100 Jahren noch die Urbarmachung von unnützen Moorflächen im Vordergrund stand, wird mittlerweile die wichtige Rolle von Mooren im Naturhaushalt erkannt. Entgegen der landläufigen Meinung führen intakte Moore nicht zu einer Erhöhung der Abflussmengen, sondern tragen im Gegenteil bei Starkregen zur Abmilderung von Hochwasserspitzen bei. Außerdem sind im Torf der Moore große Mengen an Treibhausgasen gebunden. Während sich in trockengelegten Mooren der Torfboden allmählich zersetzt und so CO2 und weitere Gase an die Atmosphäre freigibt, erhalten intakte Moore den Torfkörper langfristig und bauen diesen im Laufe der Jahrzehnte sogar immer weiter auf.
Durch Wiederherstellung des moortypischen Wasserhaushaltes wird der Moorboden langfristig erhalten, zugleich kommt die Renaturierung auch den auf Moorlebensräumen spezialisierten und meist seltenen Tier- und Pflanzenarten sehr zugute. Erfahrungen aus vergangenen Projekten zeigen, dass sich bereits nach kurzer Zeit die ursprüngliche Vegetation wieder einstellt und die Natur wieder ihr volles Potenzial entfaltet.
Keine negative Veränderung für Privatgrund
Die Umsetzung der Maßnahme in der Hochrunstfilze sei ein weiterer Baustein der Renaturierung der Rosenheimer Stammbeckenmoore. „In den kommenden Jahren werden im Staatswald noch weitere Bauabschnitte folgen“, kündigt der stellvertretende Leiter des Forstbetriebs Schliersee an. Bereits bei den Planungen werde besonders berücksichtigt, „dass sich die Auswirkungen der Maßnahmen auf die Staatswaldflächen beschränken und negative Veränderungen auf angrenzendem Privatgrund ausgeschlossen sind“. (PM/ka)
