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Meteorologe im Interview

Sturzfluten, Dürre, Schnee-Chaos: So extrem dürfte Rosenheims Wetter-Zukunft aussehen

Hochwasserkatastrophen, wie hier am 3. Juni 2013 in Kolbermoor, könnte es laut dem Wetterexperten Björn Walz künftig häufiger geben.
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Hochwasserkatastrophen, wie hier am 3. Juni 2013 in Kolbermoor, könnte es laut dem Wetterexperten Björn Walz künftig häufiger geben.

Auch Rosenheim bleibt nicht vom Klimawandel verschont. Extremwetter wie Hitze oder Hochwasser werden immer häufiger. Wie es in der Zukunft aussehen könnte, erklärt ein Meteorologe im OVB-Interview.

Rosenheim – Hitzewelle, Starkregen, Schneechaos, Stürme: In den vergangenen Jahren waren Rosenheim und die Region immer häufiger mit extremen Wetterereignissen konfrontiert. Doch wird das nun der neue Normalzustand? Worauf sich die Rosenheimer künftig einstellen müssen und wie man sich am besten auf das Wetter der Zukunft einstellt, erklärt der Meteorologe Björn Walz im OVB-Interview.

Wetter in Rosenheim: Was künftig auf die Region zukommt

Herr Walz, auf welche Wetterereignisse müssen sich die Rosenheimer in Zukunft einstellen?

Walz: Definitiv auf höhere Temperaturen und länger anhaltende Wetterlagen. Durch den Klimawandel steigen die Temperaturen seit Jahrzehnten auch bei uns spürbar an. In der Region Rosenheim liegt die durchschnittliche Jahrestemperatur mittlerweile um 1,5 Grad höher als im Vergleich zur Klimareferenzperiode 1961 bis 1990.

Aber 1,5 Grad klingt ja gar nicht so tragisch?

Walz: Das klingt nach nicht viel, ist es aber. Höhere Temperaturen bedeuten „intensivere“ Wetterereignisse.

Inwiefern?

Walz: Im Sommer wird es trockener und heißer, Dürreperioden und mittelfristig auch die Waldbrandgefahr nehmen zu. Gleichzeitig bringen Tiefdruckgebiete oder Gewitter intensiveren Regen, der auch innerhalb von kurzer Zeit zu lokalen Sturzfluten führen kann – wir erinnern uns an die Flutkatastrophe von Simbach am Inn im Juni 2021. Hagelschläge werden ebenfalls häufiger und im Winter nehmen die Tage mit Schneefall ab. Wenn es dann aber schneit, kann es intensiver sein, so wie beim Schnee-Chaos im Januar 2019 oder Anfang Dezember 2023.

Steigt mit den Temperaturen also auch die Gefahr für Naturkatastrophen?

Walz: Ja, mit der steigenden Anzahl von Extremwetter-Situationen steigt auch die Gefahr von wetterbedingten Naturkatastrophen. In der wärmeren Atmosphäre kann zum Beispiel mehr Feuchtigkeit transportiert werden. Gleichzeitig beobachten die Wetterfrösche einen Trend zu anhaltenden Wetterlagen: Das heißt, die Großwetterlagen sind stabiler geworden – das Wetter ändert weniger oft.

Welche Folgen bringt das mit sich?

Walz: Hat sich zum Beispiel eine Tiefdruck-Regensituation eingestellt, bleibt sie mitunter für Wochen wetterbestimmend. Sind dann die Böden schon feucht und wassergesättigt, können sie kaum noch Wasser aufnehmen, Bäche und Flüsse sind ebenfalls schon randvoll. Genau das passiert gerade in Norddeutschland. Übrigens genau in den Gebieten, die zuletzt jahrelang unter außergewöhnlicher Trockenheit litten. Die Bauern hatten kein Grünfutter mehr und mussten teilweise ihr Vieh notschlachten, weil die Vorräte nicht für den Winter gereicht hätten.

Schutz vor Naturkatastrophen: Worauf man achten sollte

Kann man sich irgendwie auf diese extremen Wetterereignisse vorbereiten?

Walz: Wir müssen uns anpassen. Besonders ältere Menschen leiden unter den zunehmenden Hitzewellen im Sommer – hier können Aufklärung und Klimaanlagen helfen. Im Sommer in der prallen Mittagshitze draußen zu arbeiten ist schlicht auch nicht gesund. In den Mittelmeerländern gibt es daher die Siesta – das kann im Sommer auch ein Modell für Bayern werden, zumindest für gewisse Berufsgruppen. Hochwasser und Sturzfluten kann baulich begegnet werden. Wir müssen unsere Infrastruktur anpassen, Gullys und Kanäle größer dimensionieren, weniger versiegeln. Und ganz wichtig: Aufhören Bau- und Gewerbeflächen in hochwassergefährdeten Bereichen auszuweisen, wie zum Beispiel teils im Mangfalltal geschehen – das ist einfach nicht schlau.

Und wie können Landwirte ihre Ernten vor Dürre schützen?

Walz: Bei zukünftigen Trockenperioden können zum Beispiel Regenwasserspeicher helfen, den Wasserverbrauch zu reduzieren. Die Land- und Forstwirtschaft muss mittelfristig ihre Bewirtschaftung und Feldfrüchte anpassen, auch hier empfehle ich den Blick über die Alpen nach Süden.

Klimawandel: Was man als Einzelner dagegen tun kann

Der Klimawandel ist ja die Ursache für diese Extreme. Aber kann man als Einzelner überhaupt etwas dagegen unternehmen?

Walz: Zunächst müssen wir begreifen, dass wir alle Teil der Lösung sind – man kann nicht warten bis „die Anderen“ anfangen etwas zu ändern, global betrachtet sitzen wir alle in einem Boot namens Mutter Erde. Klimawandel ist international und tückisch, er ist kaum mit unseren Sinnen wahrnehmbar. Die Erwärmung geht für die Ökosysteme aber so schnell vonstatten, dass eine Anpassung für alle Individuen nicht möglich sein wird: Die Folge ist Artensterben und Verlust von Biodiversität. Der Mensch ist übrigens auch Teils dieses Systems und nicht unabhängig davon – auch wenn wir das gerne aus dem Blick verlieren.  Wir alle müssen schnell weniger Treibhausgase wie CO₂ ausstoßen, entweder durch effizientere Technik oder das Überdenken von Energie-verschwendenden Gewohnheiten.

Von welchen Gewohnheiten sprechen Sie?

Walz: Die größten Sparpotenziale liegen beim Heizen, bei Mobilität & Reisen, beim Konsum und der Ernährung. Jeder kann dabei einen wertvollen Beitrag leisten. Zum Beispiel Urlaub in unserer schönen Heimat, anstatt dem neuesten Trend „Fernreise auf die Philippinen“ nach zu hecheln. Das spart pro Passagier circa vier Tonnen CO₂ – das entspricht fast 40 Prozent des durchschnittlichen Jahresausstoßes pro Kopf in Deutschland, der bei rund elf Tonnen liegt.

Rosenheimer Energiedialoge am 17. Januar

Björn Walz wird bei der nächsten Info-Veranstaltung der „Rosenheimer Energiedialoge“ einen Vortrag unter dem Titel „Was macht der Klimawandel mit uns?“ halten. Zudem kommen an dem Abend unter dem Motto „Wetterextreme auch bei uns – wie damit umgehen?“ noch weitere Experten zu Wort. Die Veranstaltung findet am 17. Januar ab 19 Uhr in der FOS/BOS Rosenheim in der Westerndorfer Straße 45 statt. Die Teilnahme ist kostenlos.

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