Bauministerin Klara Geywitz zu Gast in der Region
Weniger Nachfrage, weniger Gestein vom Heuberg: So steht es um das Rohrdorfer Zementwerk
Es ist eine schwere Zeit für das Rohrdorfer Zementwerk. Die Nachfrage sinkt, die Baukonjunktur hinkt hinterher und obendrein verlor man den Kampf um den Ausbau des Steinbruchs am Heuberg. Beim Besuch der Bundesbauministerin Klara Geywitz gab die Firma einen exklusiven Einblick, wie es um die Arbeit mit Sand und Gestein bestellt ist.
Rohrdorf – Es wirkte ein wenig so als wären sowohl Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, als auch der Rohrdorfer Geschäftsführer Mike Edelmann darum bemüht, in schweren Zeiten eine möglichst positive Einstellung gegenüber der Baubranche zu bewahren. Dabei schien jedoch beiden Parteien klar zu sein, wie groß die Herausforderungen in der Zementindustrie aktuell sind. Dafür war ein kurzer Blick auf die Zahlen ausreichend. „Die Absatzmenge an Elementdecken ging seit 2020 um rund die Hälfte zurück”, bilanzierte Edelmann direkt nach der Begrüßung und deutete auf einen fallenden Graphen. Allein im Jahr 2023 sank die Nachfrage in diesem Bausegment demnach um rund 26 Prozent.
„Heftige Entwicklung am Baumarkt“
Auch Geywitz sieht in den vergangenen Jahren einen negativen Trend und eine durchaus „heftige“ Entwicklung auf dem Baumarkt. „Wir hoffen jedoch, dass sie zwar heftig, aber auch kurz war”, sagt Geywitz und betont, dass aktuell eine gewisse Stabilität eintritt. Doch nicht nur der Absatzmarkt, auch die notwendige „Dekarbonisierung der Baustoffindustrie” und „das weiter Hineinwachsen” in klimafreundlichere Produktionsprozesse seien große Herausforderungen für die Zukunft. Zu diesem Zweck fragte die Ministerin nach, wie das Ziel der Rohrdorfer Gruppe erreicht werden soll, bis ins Jahr 2038 CO₂-frei zu produzieren.
Die Antwort erhielt Geywitz beim Rundgang durch das Rohrdorfer Zementwerk. So werde beispielsweise seit 2022 Kohlenstoffdioxid aus dem Zementrauchgas zurückgewonnen und zu Ameisensäure umgewandelt. Zudem versucht man laut Dr. Christopher Ehrenberg, technischer Leiter der Sparte Zement, zu einem gewissen Teil den benötigten Strom mit erneuerbaren Energien zu erzeugen. „Die Flächen, beispielsweise für PV-Anlagen, reichen uns jedoch bei weitem nicht aus”, sagt Ehrenberg auf Nachfrage der Ministerin.
Zumindest die Fläche des Werkes sei bereits bestmöglich genutzt, wie Geschäftsführer Edelmann betont. „Alles innerhalb des Zaunes kriegen wir hin“, sagte er. Außerhalb sei es jedoch nicht nur mit den PV-Anlagen schwieriger, wie das Beispiel des Steinbruchs am Heuberg zeigt. Dort wollte die Zement-Gruppe den seit rund 60 Jahre laufenden Abbau des für die Produktion so wichtigen Kalksteins verlängern und stellte einen entsprechenden Antrag. Doch als das Rosenheimer Landratsamt bereits im Januar 2023 signalisierte, den Erweiterungsantrag ablehnen zu wollen, zogen die Betreiber des Steinbruches diesen zurück.
Kalkstein aus Südtirol statt vom Heuberg
„Dabei bleibt es auch erstmal”, sagt Edelmann auf OVB-Nachfrage. Die erhofften zusätzlichen rund zehn Millionen Tonnen Gestein werden aktuell aus Tirol importiert. Offensichtlich sei das nicht förderlich für die CO₂-Bilanz, zumal das Gestein des Heubergs aufgrund seiner Beschaffenheit und der Nähe des Steinbruchs rund 10.000 Tonnen CO₂ im Jahr hätte einsparen sollen. Doch Edelmann möchte sich diesbezüglich nicht aus der Ruhe bringen lassen. „Solche Prozesse dauern meiner Erfahrung nach lange”, meint er. Ein erneuter Versuch für eine Genehmigung, um künftig auch über der vor rund 60 Jahren festgelegten Höhe von 758 Metern Gestein abzubauen, sei dementsprechend nicht ausgeschlossen.
Aber nicht nur die Frage nach Material und Energiebeschaffung beschäftigt das Unternehmen, das an 150 Standorten rund 2300 Mitarbeiter beschäftigt. „Die Frage ist auch, wo ich Energie speichern darf?“, sagt Edelmann. Am Chiemsee gebe es zum Beispiel ehemalige Erdgas- und Öllager. „Die können wir aber aufgrund der rechtlichen Regelungen noch nicht nutzen”. Hier erhofft sich der Geschäftsführer auch Unterstützung von Seiten des Staates. „Denn ganz ohne Hilfe geht es nicht.”
Zu lokalen Lagern oder dem Steinbruch konnte die Bundesministerin keine konkreten Aussagen tätigen. Allgemein versicherte sie jedoch, die Rahmenbedingungen für die Bauindustrie verbessern zu wollen. „Es kann nicht alles nur aus Holz gebaut werden. Es braucht Zement für Beton und Mörtel”, meint sie. Die Lösungen, die ihr im Rohrdorfer Zementwerk präsentiert wurden, seien dabei eine Inspiration im Transformationsprozess.
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