Was dem Boden-Hersteller zu schaffen macht
„Schwerer Schlag“: Erneut Stellenabbau und Kurzarbeit bei Hamberger in Stephanskirchen
Die Situation in der Baubranche ist nach wie vor angespannt. Das zwingt nun auch das Stephanskirchner Unternehmen Hamberger Flooring zum Handeln: Mitarbeiter werden entlassen. Wie viele es trifft und wie es weitergeht, sagt Geschäftsführer Peter Hamberger im OVB-Gespräch.
Stephanskirchen - 400.000 neue Wohnungen. Dieses Ziel hat sich die Bundesregierung für das Jahr 2024 gesetzt. Fertig gebaut werden laut Schätzungen des ifo-Instituts in München in diesem Jahr allerdings nur rund 225.000 Wohnungen. Die Baubranche steckt weiterhin in der Krise. „Die sehr geringe Nachfrage nach Bodenbelägen hält an. Und das hat leider auch negative Auswirkungen auf unser Unternehmen“, sagt Peter Hamberger, Geschäftsführer bei Hamberger Flooring in Stephanskirchen.
Hamberger Flooring: 40 Mitarbeiter werden entlassen
Der Einbruch in der Baubranche macht dem Bodenbelags-Hersteller zu schaffen. Zudem wird nicht nur weniger gebaut, sondern auch weniger renoviert. Die Menschen halten sich mit großen Ausgaben zurück. Hinzu kommt, dass während der Corona-Pandemie enorm viel renoviert wurde, was nun möglicherweise auch noch nachwirkt, vermutet Hamberger. Mit drastischen Folgen. „Wir gehen davon aus, dass sich der Markt wahrscheinlich erst 2026 erholen wird – und das ist leider zu lange, als dass wir die Produktionsplanung von 2023 noch so aufrechterhalten könnten“, erklärt Hamberger gegenüber dem OVB. „Dementsprechend müssen wir unsere Kapazitäten leider weiter zurückfahren und rund 40 Mitarbeiter entlassen.“ Abgebaut werden die Stellen in den Bereichen Logistik, im Technischen und im Informationsbereich.
Schon 2023 wurden 153 Stellen abgebaut
Es ist nicht das erste Mal, dass in Folge der schwierigen Lage Konsequenzen gezogen werden müssen. Erst Ende 2023 wurden bei Hamberger 153 Stellen abgebaut. „Im vergangenen Jahr hatten Branchenexperten prognostiziert, dass sich die Baubranche im zweiten Halbjahr 2024 wieder leicht erholen könnte“, sagt Hamberger. Darauf habe man dann auch das Personalkonzept ausgerichtet. Doch von einer Stabilisierung des Marktes ist man noch weit entfernt, weshalb nun erneut Mitarbeiter gehen müssen.
Betroffen von den Entlassungen ist hauptsächlich der Standort in Stephanskirchen. In Bulgarien kann die Auslastung gehalten werden, erklärt der Geschäftsführer. Vor zwei Wochen wurden die Angestellten in einer persönlichen Mitarbeiterinformation informiert. Alles verlief in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat, so Hamberger. „Die betroffenen Mitarbeiter sollen einen möglichst sozialverträglichen Abschluss finden“, macht der Geschäftsführer deutlich. Daher wird auch – wie schon im vergangenen Jahr – eine Transfergesellschaft gegründet. „In dieser können die Mitarbeiter bis zu einem Jahr lang bleiben, um eine Weiterbeschäftigung zu finden und Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen zu absolvieren.“
Entlassungen bei Hamberger: „Fällt schwer“
Bei den Mitarbeitern herrscht Betroffenheit, sagt Hamberger. Aber auch Verständnis sei vorhanden. „Die Mitarbeiter sehen ja, dass weniger Aufträge reinkommen und wir weniger produzieren können.“ Dennoch: „Für den Einzelnen ist es natürlich immer ein schwerer Schlag. Und auch uns als Unternehmen fällt es schwer, sich von Mitarbeitern mit viel Expertise zu trennen.“ Auch für einige verbleibende Mitarbeiter des Stephanskirchner Unternehmens wird sich etwas ändern. „Im Produktionsbereich unserer Bodenbeläge, in dem wir keine Mitarbeiter abbauen, werden wir aufgrund der Auftragslage bis auf Weiteres Kurzarbeit haben“, sagt Hamberger. Dies betreffe knapp 300 Mitarbeiter.
Für die Zukunft erhofft sich der Unternehmer, dass die Politik ein Augenmerk auf die Baubranche legt, „in der ja doch Millionen von Menschen beschäftigt sind“. Am verfehlten Ziel der 400.000 Neubauwohnungen sehe man: „Da läuft etwas schief.“ Hamberger würde sich wünschen, dass der Staat mit Baufördermaßnahmen, wie vergünstigten Bauzinsen oder Bürokratieabbau wieder Anreize zum Bau schaffen würde. „Auch in anderen europäischen Ländern leidet die Baubranche, aber Deutschland ist mit Abstand Schlusslicht“, stellt er fest.
Hamberger möchte nicht alles auf die Politik schieben
Der Hamberger-Chef möchte jedoch auf keinen Fall die gesamte Verantwortung und Schuld den politischen Akteuren zuschreiben. „Als Unternehmen hat man natürlich eine Eigenverantwortung und muss selbst aktiv sein, insbesondere wenn das Umfeld nicht passt. Alles auf die Politik zu schieben, wäre nicht gerecht.“ Dementsprechend passe man bei Hamberger die Strukturen an und fokussiere sich beispielsweise noch stärker auf besser funktionierende Auslandsmärkte. „Ich bin überzeugt, dass die getroffenen Maßnahmen dazu beitragen, um unser Unternehmen zukunftsfähig zu erhalten und umso besser auf bevorstehende Chancen reagieren zu können.“