Fairer Handel
Der Weltladen Wasserburg hilft - aber er sucht auch selber Helfer
Er verkauft Waren aus fairem Handel und unterstützt auf diese Weise Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern. Doch der Weltladen Wasserburg benötigt auch selber Hilfe. Wer ihn wie unterstützen kann - auch im Versuch, Fluchtursachen zu bekämpfen.
Wasserburg – Betritt man den Wasserburger Weltladen am Weberzipfel, hat man zunächst den Eindruck, einen traditionellen „Tante-Emma-Laden“ mit vielfältigem Angebot zu besuchen. Denn auf den ersten Blick fällt eine Auswahl an Produkten auf, die von Gewürzen, Kaffee, Tee über Textilien bis hin zu Lebensmitteln, Schmuck und Geschenkartikeln reicht. Auf den zweiten Blick merkt man dann schon einen wesentlichen Unterschied: Das Angebot stammt durchwegs aus Gegenden, die Otto-Normalverbraucher wohl nur selten als Urlaubsland auswählen würde. Und alles stammt aus fairem Handel, bekräftigt das Team.
Seit 34 Jahren ist der Welt-Laden in Wasserburg, betrieben von „Initiative Eine Welt e.V.“, bei steigender Akzeptanz eine feste Größe für alle, diese Art des gerechteren globalen Handels sowie nachhaltig produzierte Produkte schätzen. Im Oktober 1989 bezog der Verein aufgrund der Initiative einer Gruppe engagierter Menschen, die sich für eine bessere Welt einsetzen wollten, zunächst einen Raum des Pfarrheimes der katholischen Kirche. Der damalige „Dritte-Welt-Laden“ war aber kurz darauf schon in der Färbergasse zu finden. Im Jahr 1992 wurde dann bereits der Verkaufsraum im Weberzipfel 1 bezogen, wo sich das Geschäft bis heute befindet.
Gleich geblieben ist auch die Grundidee, denn die Betreiber des Ladens legen nach eigenen Angaben wie in der Vergangenheit größten Wert darauf, dass die Produzenten in den Ländern des globalen Südens eine faire Bezahlung für ihre Arbeit erhalten und soziale und ökologische Standards eingehalten werden. Der Laden, der Teil der internationalen Fair-Trade-Bewegung ist, schreibt schwarze Zahlen, freuen sich Bärbel Kammerl, Vorsitzende des Vereins, und Marianne Sterr, zuständig für die Organisation. Ein wesentlicher Grund: Geringe Nebenkosten und alle der gut 25 Mitarbeitenden im Verkauf und in der Organisation arbeiten in drei Schichten ohne Aufwandsentschädigung ehrenamtlich.
Auch Jugendliche helfen schon mal im Rahmen ihrer Vorbereitung auf die Konfirmation eifrig mit. Alle Gewinne werden seit Jahren satzungsgemäß zumeist Vereinen und Organisationen gespendet, die ebenfalls nachhaltige Projekte in sogenannten Entwicklungsländern fördern helfen, um damit die Lebensbedingungen dort zu verbessern. So werden zum Beispiel beim Projekt WIPALLA Frauen, die Strickwaren aus 100 Prozent Alpaka-Wolle in El Alto, der ärmsten Stadt Boliviens herstellen, unterstützt oder wie zuletzt ein Vorhaben des Vereins „Begegnungen mit Menschen e.V.“, das für verbesserte Bildungsmöglichkeiten von Jugendlichen in Bolivien sorgt. Aber auch Zeltschulen für Flüchtlingskinder im Libanon und Syrien wurden schon mitgefördert.
Aktuell kam dazu die traurige Nachricht, dass durch das letzte Erdbeben im Norden Syriens einige davon wohl unbrauchbar geworden sind. Die Gestänge der Zelte, so Roswitha Betz-Heindl, Schriftführerin des Vereins und seit 20 Jahren für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, hätten wohl die Erschütterungen nicht ausgehalten. Hier greift aber auch das Grundprinzip der
Ladenbetreiber noch weiter. Mit jedem Einkauf, mit jeder fair bezahlten Ware im Mutterland würden auch Fluchtursachen bekämpft, so Kammerl. Denn wenn sich die Lebensgrundlagen verbessern würden, dann blieben die Menschen auch eher in ihrer Heimat, ist sie überzeugt. Jeder sollte sich deshalb überlegen, ob er nicht durch die eigene Entscheidung „Wo kaufe ich ein?“ einen kleinen Beitrag leisten könne, das Leid im globalen Süden etwas zu lindern und Fluchtgedanken dort gar nicht erst Realität werden zu lassen, findet das Team.
Damit die treue Stammkundschaft gut versorgt werden könne, wünschen sich Kammerl, Sterr und Betz-Heindl derzeit aber auch weitere ehrenamtliche Unterstützung in allen möglichen Bereichen. Für Verkauf, IT-Verwaltung, Leitung von Workshops - auch an Schulen - Lagertätigkeiten und Öffentlichkeitsarbeit werden beständig Talente und Helfer gesucht.
