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Kabarettistin Christl Sittenauer in Rosenheim

„Beim Pinkeln möchte ich immer ein Mann sein“ – Christl Sittenauer über Feminismus

Christl Sittenauer setzt sich für Gleichberechtigung ein
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Christl Sittenauer geht den Weg der Gleichberechtigung.

Die Kabarettistin und Feministin Christl Sittenauer kommt mit ihrem Programm „Frauen sind keine Menschen“ nach Rosenheim. Im Interview erklärt sie, warum sich jeder für Feminismus einsetzen sollte und in welchen Situationen sie lieber ein Mann wäre.

Rosenheim –Anlässlich des Weltfrauentags (8. März) kommt die bayerische Kabarettistin Christl Sittenauer am Tag darauf (Samstag, 9. März) mit ihrem neuen Programm in den Rosenheimer Künstlerhof. Im Exklusiv-Interview mit dem OVB erklärt sie, warum Feminismus nicht nur für Frauen wichtig ist und was sich in unserer Gesellschaft ändern muss.

Mit welcher Beschreibung können Sie sich am besten identifizieren: Schauspielerin, Kabarettistin, Mathematikerin, Dozentin oder Feministin?

Christl Sittenauer: Von der charakterlichen Bezeichnung würde ich Feministin nehmen, von der Berufsbezeichnung Kabarettistin.

Was macht eine Feministin aus?

Sittenauer: Dass sie sich für die Rechte von Frauen und vor allem für Gleichberechtigung einsetzt. Dass sie ihre Stimme erhebt und versucht, Ungleichheiten aufzudecken und aufzuzeigen. Manche verstehen gar nicht, warum man dafür kämpft? Es ist ja teilweise schon etwas passiert, aber es geht eben nicht nur um meine Rechte und um meine Bedürfnisse, die ich mir schon erkämpft habe. Sondern es geht eben auch um die Frauen, die weniger Möglichkeiten haben, ihre Rechte einzufordern.

An welchem entscheidenden Punkt gibt es noch keine Gleichberechtigung?

Sittenauer: Bei der Care-Arbeit. Unbezahlten Arbeiten, die Frauen einfach so nebenbei machen. Ob das jetzt Kindererziehung ist oder die Pflege von älteren Menschen. Bei einer Studie kam heraus, dass Frauen immer noch 43 Prozent pro Tag mehr für unbezahlte Care-Arbeit aufwenden als Männer. Wir sind so sozialisiert. Da muss sich was ändern.

Wie kann man Kabarett und Feminismus zusammenbringen?

Sittenauer: Ich versuche es immer aus meiner Sicht, in einer humorvollen Art und Weise zu beschreiben. Dabei nehme ich mich auch selber auf die Schippe.

Wie sieht Ihr Publikum aus?

Sittenauer: Das ist tatsächlich sehr gemischt. Sowohl alters- als auch geschlechtertechnisch. Ich frage am Anfang oft, wer unfreiwillig da ist. Dann melden sich manchmal ein paar Männer, die mussten mitgehen. Aber da denke ich mir, sie kommen wenigstens mit und hören es sich an. Gleichberechtigung ist ja nicht nur für Frauen wichtig. Es geht nicht darum, dass Frauen sich über Männer stellen wollen oder mehr Rechte haben möchten. Tatsächlich geht es mir darum, dass man mal zeigt, wo es noch nicht gleich ist.

Wie ist die Resonanz auf das Programm, gerade bei den Männern?

Sittenauer: Die ist sehr gut. Ich liebe es, wenn Männer nach der Vorstellung zu mir kommen und mir erzählen was ihnen auffällt, oder wo sie diskriminiert werden. Gleichberechtigung bringt auch Männern etwas. Dann ist es eben kein Thema mehr, wenn Männer auch in Elternzeit gehen möchten.

Warum ist Kabarett von Männer dominiert?

Sittenauer: Ein Teil hat bestimmt, wie bei ganz vielen Berufsfeldern, einfach mit dem Thema Kinder zu tun. Wenn das Kind da ist, stellt man als Frau die Karriere erstmal zurück. Dann gab es lange dieses Vorurteil, Frauen sind halt nicht lustig. Das hat sich mittlerweile schon stark widerlegt. Jetzt kommen gefühlt auch ganz viele Frauen in die Kabarettszene rein. Es ändert sich gerade sehr viel.

Gab es eine Situation, in der Sie sich als Frau stark benachteiligt gefühlt haben?

Sittenauer: Nachdem ich mein Kind bekommen habe, wurde ich in der Arbeit sehr schäbig behandelt. Mein Sohn war noch kein Jahr alt, als ich wieder angefangen habe zu arbeiten. Deswegen habe ich häufig das Wort „Rabenmutter“ zu hören bekommen.

Gab es auch eine Situation, in der Sie lieber ein Mann gewesen wären?

Sittenauer: Beim Pinkeln möchte ich immer ein Mann sein (lacht). Vor allem auf Festivals. Oder im Zug.

Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit Frauen im Kabarett erlebt?

Sittenauer: Ich kenne im Kabarett-Bereich nur tolle Kolleginnen. Da merke ich, dass wir uns gegenseitig schon unterstützen, was ich sehr schätze und im Kabarett nur positiv erlebt habe.

Wie stehen Sie zur gendergerechten Sprache?

Sittenauer: Ich finde es wichtig. Es ist sehr gut, dass es endlich mal eine Bewegung gibt und die auch sichtbar gemacht wird.

Ihr Sohn hat gesagt, Frauen sind keine Menschen und dadurch ist dann Ihr neues Programm entstanden. Wie kam er auf die Assoziation und wie haben Sie reagiert?

Sittenauer: Er konnte das Wort Menschen und Männer vom Wortlaut her nicht unterscheiden. Irgendwann hat er gesagt, es gibt Menschen und es gibt Frauen. Ich habe gesagt, Frauen sind ja auch Menschen. Dann hat er zu mir gesagt: „Nein Mama, Frauen sind keine Menschen.“

Für wen ist Ihr Programm am besten geeignet?

Sittenauer: Für alle Altersstufen, die offen sind, sich auf lustige Art und Weise neue Erkenntnisse einzuholen. Und für alle, die für Gleichberechtigung sind.

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