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Marie Theres Relin: eine besondere Freundschaft

„Traumata und Kämpfe“ – Wasserburgerin interviewt Shiva Akhavan Rad: So geht es Frauen im Iran

Shiva Akhavan Rad, Autorin aus dem Iran.
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Shiva Akhavan Rad, Autorin aus dem Iran.

Wasserburgs Bestseller-Autorin Marie Theres Relin, Tochter von Weltstar Maria Schell und selber auch Schausspielerin, pflegt eine Brieffreundschaft mit einer iranischen Journalistin. Shiva Akhavan Rad gab Relin jetzt ein offenes Interview über das komplizierte Leben der Frauen im Iran.

Wasserburg/Iran – Wasserburgs Bestseller-Autorin Marie Theres Relin, Tochter von Weltstar Maria Schell und selber auch Schauspielerin, ist auch als Frauenrechtlerin ( „Die Hausfrauenrevolution“) bekannt geworden. Seit einiger Zeit pflegt sie eine Brieffreundschaft mit einer iranischen Journalistin. Ihr gab Relin vor einigen Wochen ein Interview auf Farsi, also in der persischen Sprache. Und drehte den Spieß gleich um: Relin bat ihre Kollegin aus dem Iran um ein Gespräch über deren Heimat.

Marie Theres Relin

Wie geht es den Frauen im Iran?

Hier machte jüngst Ahou Daryaei, eine iranische Freiheitskämpferin, auf sich aufmerksam, die sich aus Protest gegen die Diskriminierung der Frauen öffentlich ausgezogen hatte und in Unterwäsche auf einem Universitätscampus gegen das Mullah-Regime protestierte. „Sie wird hoffentlich nicht so schnell vergessen werden wie die Frauen in Afghanistan, die nicht mal mehr ohne männliche Begleitung auf die Straße dürfen, geschweige denn in die Schule“, ärgert sich die Wasserburger Autorin Relin.

Wie geht es den Frauen im Iran, ein Land, das viele, so Relin, mit Schlagwörtern wie Vergeltung, Bomben, Sittenpolizei, mit männlichen Machthabern mit Turban, Bart und langen Roben verbinden. „Wie versuchen Menschen trotz des politischen Irrsinns, ein ganz normales Leben zu führen?“, fragte sie sich und bat Shiva Akhavan Rad zum Interview mit der Wasserburger Zeitung und wasserburg24.de. Eine schöne junge Frau, die 1985 geboren wurde. Sie hat, seit sie „denken kann, eine tiefe Liebe zur Literatur und zum Kino“. Die freiberufliche Journalistin und Übersetzerin lebt in Teheran und arbeitete unter anderem für das iranische Vegetarier-Magazin, übersetzte wissenschaftliche Artikel und fungierte als Moderatorin für den Podcast. „Als Veganerin bin ich der festen Überzeugung, dass Tiere das gleiche Recht auf Leben verdienen wie Menschen, und es macht mich traurig, dass viele sie immer noch als bloße Nahrungsquelle betrachten“, sagt sie.

Vor paar Jahren übersetzte Shiva das Theaterstück „Wer durchs Laub geht“ von Franz Xaver Kroetz, Ex-Mann von Relin, ins Persische und wollte nun mit dem Schöpfer dieses Werkes ein Interview führen. Das hat bis dato nicht geklappt, aber es entstand ein Kontakt mit Relin.

Mein Horizont ist ein sehr begrenztes Bild vom Iran, wie beschreiben Sie Ihr Land?

Shiva: Für mich ist der Iran eine Landschaft voller Traumata und Kämpfe. Man muss Reife erreichen, um inmitten der Herausforderungen und der Dunkelheit Liebe, Freude und Vergnügen zu entdecken und diese Gefühle für sich zu bewahren. Im Iran gibt es keine Chancengleichheit. Es fehlt oft an Meritokratie; die Berufsaussichten hängen in der Regel mehr von Beziehungen als von Bildung und harter Arbeit ab. Die Situation für Frauen ist sogar noch komplizierter, da Männer in der Regierung viele Aspekte unseres Lebens kontrollieren, einschließlich unserer Kleiderwahl. Der Iran ist eine zutiefst patriarchalische Gesellschaft. Ich habe zum Beispiel Bedenken, meine persönliche Me-Too-Geschichte mit einem bekannten iranischen Filmemacher zu teilen, denn die Auswirkungen könnten kompliziert, unangenehm sein.“

Wie gastfreundschaftlich sind die Iraner?

Shiva: Ich lade Sie ein, in den Iran zu reisen! Die Iraner geben sich Mühe, Gäste in ihren Häusern willkommen zu heißen, und bieten ihnen unabhängig von der Tageszeit Speisen und Getränke an. Besonders auch während des persischen Neujahrsfestes (Nowruz). Sie sind offen für Gespräche mit Fremden und bereit, ihre Kultur und Traditionen zu teilen.“

Klingt verlockend, aber wie ist die Situation für Frauen?

Shiva: „Frauen und Mütter sind für das Gefüge der iranischen Gesellschaft von entscheidender Bedeutung und bilden oft das Rückgrat von Familien und Gemeinschaften. Historisch gesehen haben sie bei zentralen Ereignissen wie der Verfassungsrevolution und den jüngeren feministischen Bewegungen eine wichtige Rolle gespielt und zur Gestaltung der sozialen und politischen Landschaft des Landes beigetragen. In den letzten Jahren haben sich iranische Frauen deutlich gegen die traditionellen Geschlechterrollen ausgesprochen, vor allem durch die weit verbreiteten Proteste gegen das Hijab-Gesetz. Bei diesen Demonstrationen geht es nicht nur um den Hidschab, sondern um einen umfassenderen Kampf für persönliche Freiheiten und Rechte, bei dem die Frauen mehr Autonomie fordern und festgefahrene gesellschaftliche Normen infrage stellen. Als Schlüsselfiguren in diesen sozialen und politischen Bewegungen haben iranische Frauen immer wieder ihr Engagement für ihre Rechte und Freiheiten unter Beweis gestellt und damit gezeigt, wie wichtig sie für den sozialen Wandel sind und andere inspirieren.“

Stimmt es, dass Frauen in der Öffentlichkeit nicht singen oder tanzen dürfen?

Shiva: „In manchen Zusammenhängen, insbesondere nach der islamischen Revolution von 1979 im Iran, ist es Frauen verboten, in der Öffentlichkeit solo zu singen. Schiitische Führer argumentieren, dass die Stimme einer Frau auf Männer provokativ wirken kann, was zu einem Verbot von Einzelauftritten geführt hat. Frauen dürfen zwar am Chorgesang teilnehmen, Solodarbietungen sind jedoch weiterhin streng verboten. Auch das Tanzen in der Öffentlichkeit ist für Frauen verboten, was ein allgemeines Bestreben des Regimes widerspiegelt, die soziale Präsenz und die Körperbewegungen von Frauen entsprechend ihrer Auslegung von „moralischem“ Verhalten zu kontrollieren. Trotz dieser Beschränkungen gibt es Fälle, in denen junge Frauen frei auf der Straße tanzen, speziell im Anschluss an die Bewegung „Frau, Leben, Freiheit“.“

Beeinflusst die Generation Z die iranische Gesellschaft?

Shiva: „Die Generation Z im Iran engagiert sich aktiv im Internet und nutzt Social-Media-Plattformen wie Twitter, Instagram und Telegram, um Informationen auszutauschen und Unterstützung für verschiedene Anliegen zu mobilisieren, insbesondere angesichts der staatlichen Zensur. Durch die Nutzung von VPNs und Proxy-Netzwerken umgehen junge Iraner effektiv die Beschränkungen und spielen eine entscheidende Rolle bei Bewegungen wie den Protesten „Frau, Leben, Freiheit“. Diese Generation ist sich zunehmend globaler Probleme bewusst und ist bereit, gesellschaftliche Normen in Bezug auf Menschenrechte und Frauenrechte in Frage zu stellen, was zu einer wachsenden Nachfrage nach Reformen führt. Kulturell führt die Generation Z den Wandel in Kunst, Musik und Literatur an, oft durch Untergrundszenen, die sich gegen strenge Zensur wehren.“

Und was sind Ihre Visionen für die Zukunft?

Shiva: „Es macht mir Spaß, für den Veganismus zu werben und andere zu ermutigen, kein Fleisch zu essen. Abgesehen von Tierrechten und Umweltbelangen gibt es noch ein weiteres wichtiges Thema: Erhitztes Fleisch kann krebserregend sein, und wissenschaftliche Untersuchungen belegen dies. Leider wird diese Information von der Viehzucht- und Milchindustrie oft heruntergespielt. Selbst wenn man sich keine Sorgen um das Wohlergehen der Tiere oder den Planeten macht, ist es für die Gesundheit von Vorteil, auf Fleisch, Milchprodukte und Eier zu verzichten. Die Umstellung auf eine vegane Lebensweise kann zudem kostengünstig sein und bietet eine breite Palette an köstlichen Optionen, darunter Eintöpfe, Suppen, Desserts, Sandwiches und Pizza.“

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