„Es muss schmecken!“
Immer weniger Fleisch? So halten es die Wasserburger mit dem Essen
Immer mehr Bürger in Bayern essen vegetarisch oder vegan. Das geht aus der dritten Bayerischen Ernährungsstudie hervor. Wie die Wasserburger Gastronomen den Trend erleben und warum vegetarische Gerichte oft genauso viel kosten wie welche mit Fleisch.
Wasserburg – Curry, Salat oder veganer Burger: Immer mehr Menschen essen weniger Fleisch und dafür mehr Gemüse, Kartoffeln und Getreideprodukte. So geht es aus der dritten Bayerischen Ernährungsstudie des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus hervor. Auch Gastronomen aus Wasserburg haben diesen Trend bereits bemerkt.
Vegetarische und vegane Gerichte gehören dazu
So zum Beispiel beim Restaurant Stechl Keller am Marienplatz. Gut ein Drittel aller Gerichte sind vegetarisch oder vegan. „Sie sind ein fester Bestandteil unserer Karte“, erklärt Inhaber Peter Fichter. Auch die Nachfrage werde immer größer. Sowohl bei Hauptgerichten als auch beim Frühstück würden seine Gäste häufig fleischlose Alternativen bestellen. „Wir hatten sogar einmal ein veganes Rührei auf der Karte. Das war jedoch ein Misserfolg und kam nicht so gut an“, sagt Fichter.
Den Trend hin zu vegetarischen und veganen Gerichten bestätigt auch Elisabeth Riedl, Inhaberin des Cafés „K.Zwoa“ in der Schustergasse. Sie koche mittlerweile fast ausschließlich ohne Fleisch. Vier von fünf Mittagsgerichten sind bei ihr in dieser Woche vegetarisch oder vegan. „Und das wird auch nachgefragt“, sagt Riedl. Früher habe sie auch mehrere Fleisch- und Fischgerichte gekocht, doch die hätten sich gegen die Alternativen nicht durchgesetzt. „Die Leute wollen zu Mittag auch gerne Mahlzeiten, die nicht schwer im Magen liegen, gerne mit Linsen oder Kichererbsen“, erklärt die Inhaberin. In der vegetarischen Küche seien zudem Gewürze, frische Zutaten und vor allem Abwechslung wichtig. „Es muss eben schmecken und soll nicht immer das Gleiche sein“, betont sie.
Hin und wieder vegetarisch oder vegan
Dem stimmt auch ein Stammgast zu. „Ich komme extra aus Bad Endorf nach Wasserburg, um hier Mittag zu essen“, sagt er. Er selbst ordne sich keiner bestimmten Ernährungsweise zu, esse aber gerne mal vegetarisch oder vegan. „Oft fehlt mir jedoch die Varianz bei den Gerichten oder das Vegetarische schmeckt dann nicht“, erklärt der Bad Endorfer.
Fleischlose Gerichte seien in der Zubereitung meist aufwendiger, erklärt Riedl. „Das Gemüse muss geschnitten werden. Nur dafür brauche ich zwischen zwei und drei Stunden.“ Ein Schnitzel sei schnell gewürzt und in der Pfanne gebraten, verdeutlicht sie. Durch den zeitlichen Mehraufwand würden vegetarische Gerichte deswegen oft genauso viel kosten wie welche mit Fleisch.
Auch Matthias Eggerl, Juniorchef des Restaurants Fischerstüberl in Attel, merkt die steigende Nachfrage nach fleischlosem Essen. „Wir haben deswegen immer mindestens drei vegetarische und ein veganes Gericht auf der Karte“, sagt er. Gerade bei Familienfeiern gebe es immer Personen, die zum Beispiel keine tierischen Produkte essen würden. Darauf müsse auch jedes Restaurant Rücksicht nehmen, so Eggerl.
Dritte Bayerische Ernährungsstudie: Mehr Gemüse, weniger Wurst
Dass weniger Fleisch und dafür mehr Gemüse verzehrt wird, zeigt die dritte Bayerische Ernährungsstudie. Demnach essen die Bürgerinnen und Bürger in Bayern rund 30 Prozent weniger Fleisch und vor allem weniger Wurst als vor 20 Jahren, als die zweite Bayerische Verzehrstudie verfasst worden war. Zudem würden sowohl Frauen (plus 26 Prozent) als auch Männer (plus zehn Prozent) mehr Gemüse essen. Der Fleischverzehr ging laut der aktuellen Studie um 18 (Frauen) beziehungsweise elf Prozent (Männer) zurück und Wurst sogar um 36 (Frauen) beziehungsweise 47 Prozent (Männer). Mittlerweile würden sich sechs Prozent der bayerischen Bevölkerung vegan oder vegetarisch ernähren. 2003 waren es noch zwei Prozent.
Nicht nur die Ess-, sondern auch die Trinkgewohnheiten haben sich geändert. Demnach würden Frauen und Männer um 34 beziehungsweise 25 Prozent weniger gesüßte Erfrischungsgetränke zu sich nehmen, heißt es in der Studie. Auch der Bier- und Weinkonsum ging zurück. Dafür stieg der Verzehr von Trinkwasser um 62 (Frauen) beziehungsweise 93 Prozent (Männer).



