Tausendsassa prägt Wasserburg und Edling
Lernen als Lebensaufgabe: Das bewegt Ex-Schulamtsdirektor Peter Göllner (80) aus Wasserburg
Lehrer, Schulamtsdirektor, Partei- und Vereinsgründer, Kulturliebhaber. Viele Wörter beschreiben Peter Göllner. Ein Porträt über den Tausendsassa, dessen Umtriebigkeit das Leben in Wasserburg und Edling nachhaltig geprägt hat.
von Thomas Kirchgraber
Wasserburg/Edling – Peter Göllner ist eine rheinische Frohnatur seit seiner Jugend in Bonn, bodenständig seit seiner Kindheit in Wilhelmshaven und geradezu ein Segen für Lehrer, Schüler und Dozenten seit seiner Lehrtätigkeit. Mit seiner Lust auf Geselligkeit ist Peter Göllner gern gesehener Gast in so manchen Edlinger Kreisen und Jahr für Jahr ein treuer Besucher des Bonner Karnevals. Und man kennt ihn als Chauffeur seiner „Oldies“ – sei es ein 1989er Porsche 911, ein Triumph TR6 oder eine Harley Davidson, mit der er als Biker auch noch in jüngster Zeit ausgedehnte Touren ins Rhein-Mosel-Gebiet unternahm.
Sportverein und Partei gegründet
Überhaupt zeichnet Peter Göllner die Fähigkeit aus, seine Interessen so zu bündeln, dass daraus auch Neugründungen entstanden. So rief der sportbegeisterte Fußball- und Tennisspieler mit einem kleinen Kreis Interessierter den TC Reitmehring ins Leben.
Und als die Gemeinde Edling in den 80er-Jahren wieder die Unabhängigkeit von Wasserburg erlangte, mündete sein Interesse an Politik auch in die Gründung der Partei „Neuer Edlinger Block“, die es auf Anhieb mit zwei Vertretern in den Edlinger Gemeinderat schaffte – Klaus Weiß und er selbst.
Peter Göllners Interesse an Politik setzte der Tausendsassa auch in der Weise um, dass er seinen zehn Jahre jüngeren Bruder häufig an die Uni München begleitete. Mit dem Resultat, dass man ihm eine Promotion anbot. Und so wurde seine Arbeit „Politisch-historische Beiträge zu Ludwig Erhards Kanzlerschaft und Sturz“ 1986 mit dem Doktortitel geadelt.
Steckbrief
Name: Peter Göllner
Geburtstag: 29. Juli 1944
Geburtsort: Radolfzell am Bodensee
Die wichtigste Neugründung indes entsprang Peter Göllners grundsätzlicher Überzeugung, dass Lernen auch eine lebenslange Aufgabe sei. Im Alter von nur 28 Jahren gelang ihm 1972 mit fünf Mitstreitern, darunter Bürgermeister Dr. Martin Geiger, die Wiederbelebung der völlig darniederliegenden Wasserburger Volkshochschule.
„Wir haben bei absolut null angefangen“, erinnert sich der Jubilar, der das Amt des Vorstandsvorsitzenden und Leiters 34 Jahre bekleidete. „Als ich mich schließlich 2006 in den Ruhestand zurückzog, war die VHS Wasserburg zu einer blühenden Institution herangewachsen. Dies war natürlich zu einem großen Teil auch meinen Mitgliedern in der VHS-Vorstandschaft zu verdanken und insbesondere der großartigen Arbeit der hauptamtlichen Geschäftsführerin Marlene Hof-Hippke und ihren Mitarbeiterinnen ab 1988.“
Von Lehrer zum Schulamtsdirektor
Ähnlich stürmisch gestaltete sich auch Peter Göllners berufliche Laufbahn: Studium für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen in München, von 1968 bis 1978 Hauptschullehrer, davon die letzten neun Jahre in Edling. Zu dieser Zeit wurde in Bayern der „Qualifizierende Hauptschulabschluss“ eingeführt. Da er sich als junger Lehrer der Aufgabe gewachsen fühlte, die jeweils neunten Klassen zum „Quali“ zu führen, legte er hier schon den Grundstein für seine weitere Karriere. 1978 kam die Beförderung zum Seminarrektor für die Ausbildung der Lehramts-Referendare für die Grund- und Hauptschulen dazu. In dieser Position war Göllner verantwortlich für die gesamte Region Südostoberbayern.
Zudem bekleidete Peter Göllner auch das Amt des Vorsitzenden des oberbayerischen Seminarleiter-Verbandes .1996 erfolgte seine Berufung zum Schulrat, 2003 die Beförderung zum Schulamtsdirektor. „Mein ganzes pädagogisches, politisches, aber auch privates Wirken richtete ich aus an der Pädagogik des Philosophen Jean-Jaques Rousseau, der in erster Linie das Gute im Menschen sah – mithin am humanistischen Menschenbild.“
Grundlegend dafür waren ein partnerschaftlicher Führungsstil, die Förderung und Ausprägung der spezifisch menschlichen Fähigkeiten. Das schloss mit ein Freiheit, Offenheit, Empathie, Verantwortungsbewusstsein, logisches Denken, Sprachkompetenz, politisches Engagement und Demokratiefähigkeit.
Kurz und bündig
Welche Devise gibt Ihrem Leben Sinn? Intensives Leben nach dem anthropologischen beziehungsweise humanistischen Menschenbild.
Was können Sie nicht ausstehen? Verlogenheit, Neid und Dummheit.
Was lesen Sie am liebsten? Dokus aus den Bereichen Politik, Sport, Musik und Reisen.
Was würden Sie gerne einmal tun? Eine große Reise nach Peru und Patagonien unternehmen.
Wo sind Sie an Grenzen gestoßen? Bei Problemlösungsversuchen mit beratungsresistenten Menschen.
Auf welche Leistung sind Sie besonders stolz? Auf die Förderung der Bildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
In seinem weiteren Leben möchte Peter Göllner auch weiterhin seinen Maximen Mut, Witz, Humor, auch Galgenhumor, treu bleiben. Ebenso sorgsam pflegt er die enge Bindung zu seiner Familie, insbesondere zu seinen drei Enkelkindern.
Mit an erster Stelle aber steht für ihn und seine Frau Johanna das Reisen. Dieser Leidenschaft frönt das Ehepaar schon seit Jahrzehnten. Höhepunkt war für die beiden eine einjährige Auszeit vom Berufsleben, in der sie die Welt bereisten. „Einmal rund um den Erdball, von London bis London“, wie es Peter Göllner gerne ausdrückt.
Liebe zur Kultur ungebrochen
Verständlich, wenn sich seine sportlichen Interessen vom Spielfeld auf Live-Übertragungen im TV verlagert haben. Mit den Wasserburger Basketballerinnen litt er genauso wie beim Ausscheiden der deutschen EM-Elf gegen Spanien. Dafür ist die Liebe von Peter und Johanna Göllner zur Kultur ungebrochen – seien es zehn Jahre Mitgliedschaft in einem regionalen Opern- und Konzerte-Kreis oder Besuche von Museen, Galerien und Kirchen.
Sein allerletztes Stündchen hat Peter Göllner zumindest schon mal akustisch ausgestattet. Seine finale Musikauswahl: Der Evergreen „My Way“ von Frank Sinatra und der „Jailhouse Rock“ von Elvis Presley.
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