Stadt will mehr Radfahrer
E-Bikes und Lastenräder zum Ausleihen: Was dieser Idee in Wasserburg noch im Weg steht
Fünf Prozent mehr Fahrrad-Fahrer: Dieses Ziel hat sich Wasserburg gesteckt. Um es zu erreichen, will die Stadt E-Bikes und Lastenfahrräder per App zur Ausleihe anbieten. Doch so einfach ist es nicht.
Wasserburg – Ein Lastenfahrrad oder ein E-Bike kosten eine Menge Geld. Toll wäre es, wenn man solche Gefährte auch in Wasserburg unkompliziert leihen könnte. Die Stadt will daher prüfen, ob und auf welche Weise ein E-Bike-Verleihsystem umgesetzt werden kann. Das hat der Haupt- und Verwaltungsausschuss in seiner vergangenen Sitzung beschlossen.
Durch die Bereitstellung von E-Bikes und E-Lastenrädern soll die Mobilität der Bürger gefördert sowie ein Verleihsystem für Touristen angeboten werden. Das Ziel ist es für die Stadt, die Fahrradquote um mindestens fünf Prozent zu erhöhen. Wie das Vorhaben aussehen könnte, haben sich Bürgermeister Michael Kölbl (SPD), Klimaschutzmanager Albert Bernstetter und Andreas Hiebl vom Amt für Öffentlichkeitsarbeit bei einem Besuch in Wolnzach angeschaut. Das dortige Pilotmodell funktioniert mit Fahrradgaragen, die mit einem Key von den Ausleihern geöffnet werden können. Dort können die Räder ausgeliehen und wieder abgestellt werden – das System wird „Insellösung“ genannt.
Die Krux bei der Geschichte laut Bürgermeister Kölbl: „Alle Komponenten kommen von einem Anbieter.“ Darunter auch die Software für den Ausleih-Vorgang oder das elektronische Zugangssystem zu den Garagen. „In Wolnzach ist das sehr ausgefeilt, die Gebäude sind ansprechend und es wird sehr gut angenommen“, berichtete Klimaschutzmanager Bernstetter. „Eine großartige Idee“, fand Werner Gartner (SPD). Besonders positiv sei, dass die Aufgaben vom Anbieter übernommen würden und für die Stadt damit kaum Arbeit anfalle.
So viel könnte es kosten
Laut Bürgermeister Kölbl könnte das Garagen-Gebäude gefördert werden. Die Ausleih-Gebühr betrage in Wolnzach 3,50 Euro pro Stunde. Das lege allerdings die Kommune fest, die auch das Defizit tragen müsse. Bei fünf Euro pro Stunde wäre das System kostendeckend, so Kölbl. „Also trägt die Stadt das finanzielle Risiko?“, wollte Heike Maas (CSU) wissen. Klimaschutzmanager Bernstetter erklärte, dass es sich um ein Verleihsystem handele. Die Kosten trage die Stadt, die aber keine Leistung erbringen müsse. Der Anbieter liefere die Infrastruktur als Paket.
Der Bürgermeister betonte, dass man vom Anbieter noch genaue Kosten mitgeteilt bekommen werde, und damit später der Stadtrat seine Grundsatzentscheidung treffe, ob es gemacht werde oder nicht. Heute werde lediglich entschieden, ob die Umsetzung einer E-Bike-Sharing-Garage geprüft werden solle. Zu den Punkten, die dabei untersucht werden sollen, gehören unter anderem ein geeignetes Gebäude, die Software der Buchung, die Gebührenstruktur sowie die Ladestruktur für die E-Bikes.
Stadträtin Maas wollte außerdem wissen, ob man das Rad wieder an den Ausleihpunkt zurückbringen müsse. „Für ein System, bei dem die Räder einfach irgendwo abgestellt werden können, ist Wasserburg zu klein“, sagte Kölbl. In Wolnzach mache man mit der „Insellösung“ aber gute Erfahrungen. Es seien zum Beispiel Familien, die ein Lastenrad für einen Ausflug ausleihen, Touristen, die mit dem E-Bike eine Tour fahren oder Bürger, die einen größeren Einkauf mit dem Lastenrad machen wollen. „Ich bin zuversichtlich, dass es für Wasserburg eine finanziell überschaubare und attraktive Lösung ist“, so der Bürgermeister.
Räder würden vor Ort gekauft und gewartet
Josef Baumann (FWRW) allerdings fand die Kosten für das Ausleihen zu hoch. „Bei 3,50 Euro pro Stunde kommt ganz schön was zusammen, wenn man einen Ausflug macht“, meinte er. Außerdem würde es bevorzugen, dass ein regionaler Händler als Anbieter gewonnen würde. Klimaschutzmanager Bernstetter betonte, dass das System mit Ausleihsoftware und Türöffnungsmechanismus sehr komplex sei. Bürgermeister Kölbl informierte, dass der Anbieter sowieso die regionalen Händler kontaktiere, da die Räder in der Regel vor Ort gekauft und gewartet würden. Er betonte, dass die Suche nach einem Anbieter ausgeschrieben werde und man mit dem Verleih „sicher nicht heuer“ starten werde.
Mehr Tempo gefordert
Gerade bei der Zeitschiene würde Christian Stadler (Bündnis 90/Die Grünen) allerdings gerne mehr Gas geben. Nach einer Studie zur „Shared Mobility“ in Wasserburg, bei der Weiterentwicklung des Radkonzepts der Stadt und auch seit dem Beitritt zur Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern sei kaum etwas passiert. „Mir fehlt hier jeglicher Zeitfaktor. Da sollte mehr Zug dahinterstecken“, meinte er. Die anderen Ausschussmitglieder waren einverstanden, den Beschluss entsprechend zu ändern. Sie stimmten einstimmig dafür, die Umsetzung und Machbarkeit einer E-Bike-Sharing-Garage zu prüfen und die Fördermöglichkeiten zu evaluieren. Regionale Händler sollen bei der Umsetzung nach Möglichkeit einbezogen werden. Außerdem soll eine Grundsatzentscheidung über die Umsetzung bis zum Jahresende erfolgen.