Sperrung der Umgehungsstraße auf der B304
Verkehrs-Chaos in der Wasserburger Altstadt? Reporterinnen auf Testfahrt – so lange dauert es
Stau, lange Wartezeiten, hupende Fahrzeuge: Die Umgehung auf der B304 bei Wasserburg ist gesperrt – und strapaziert die Nerven der Autofahrer. Wie schlimm ist es wirklich? Wie lange dauert die Tour durch die Altstadt? Die Reporterinnen Sophia Huber und Anja Leitner haben es getestet.
Von Sophia Huber und Anja Leitner
Wasserburg – Viel Geduld brauchen Pendler und Autofahrer in und um Wasserburg zurzeit. Die Sperrung der B304 nördlich macht sich bemerkbar. Ein Selbstversuch der Redaktion zeigt: Autofahrer haben die Wahl zwischen 30 Kilometer Umweg oder Stau und Hupkonzerte. Die beiden Reporterinnen Sophia Huber und Anja Leitner haben es deshalb gewagt, sich in den Feierabendverkehr zu stürzen.
Verstopfte Straßen, Gehupe und Stau in der Altstadt: Das sind die Wasserburger gewohnt. Auch für die Redaktion der Wasserburger Zeitung, deren Büro direkt gegenüber des Brucktors liegt, ist Verkehrslärm Teil des Alltags. Dass es mehr ist, als üblich, wurde in den vergangenen Tagen schon deutlich. Wie viel es tatsächlich ist, wird aber erst klar, als sich Sophia Huber ins Auto schwingt. Von ihrer Wohnung im Burgerfeld geht die Tour los.
Sophia Huber: Zehn, 15 Minuten rechne ich normalerweise für den Weg bis zum Kreisverkehr „Unter der Rampe“. Je nach Verkehrslage kann es auch mal dauern, bis ich die ganzen Engstellen in der Altstadt hinter mehr gelassen habe. Dieses Mal zeigt sich aber bereits an der Ecke Rosenheimer Straße/Ponschabaustraße deutlich: Das kann dauern. Bis dorthin staut sich am Donnerstagabend (23. Mai) um 17 Uhr der Verkehr.
Ein freundlicher Autofahrer lässt mich als Linksabbieger einfädeln, dann geht es mit „Stop und Go“ langsam und mit viel Geduld Richtung Altstadt. Es dauert. Vor allem am Gimplberg, rund ums Einkaufszentrum, ist das Verkehrsaufkommen enorm, die Linksabbiegerspur der Rosenheimer Straße ist voll. Die Autos von der Salzburger Straße stauen sich so weit hoch, dass ich das Ende nicht mehr erkennen kann.
Viele ortsfremde Kennzeichen
Dass es sich am Gimplberg staut, ist am Feierabend normal. Dieses Mal kommen aber zwischen den Pendlern noch viele, viele Verkehrsteilnehmer mit Kennzeichen aus teils anderen Bundesländern hinzu. Wahrscheinlich Urlauber, die von den Navis durch die Altstadt geschickt wurden, anstatt über die Umleitungsstrecke, überlege ich. Auch sie sorgen für Stau, denn die ortsfremden Autofahrer scheinen von der Verkehrsführung hier am Gimplberg überfordert.
Am Brucktor geht es allerdings dann ziemlich schnell. Statt wie normalerweise abwechselnd zu fahren, wagen sich die Autofahrer auch bei entgegenkommenden Verkehr durch die Engstelle. Stockend fließt der Verkehr weiter durch die Trankgasse, an der Max-Emanuel-Kapelle vorbei. Es ist viel Verkehr, doch es geht relativ zügig voran. Nach zwei, drei Hupkonzerten im Hintergrund bin ich in knapp 23 Minuten am Kreisverkehr an der Rampe. Also in der doppelten Zeit, wie normalerweise.
Zum Vergleich trete ich die Heimfahrt über die offizielle Umleitungsstrecke an, also über die B 15 bis Rott, dann die Innbrücke bei Griesstätt über die St2359 bei Freiham geht es wieder nach Hause. Auch hier brauche ich 22 Minuten. Dafür wird weniger gehupt und der Verkehr fließt. Nur beim Linksabbiegen an der St2359 kurz vorm Griesstätter Penny staut es sich. Geduld braucht es aber auch hier, immerhin ist es ein Umweg von etwa 15 Kilometern.
Anja Leitner: Ich starte meine Tour ebenfalls zur Feierabendzeit um 16.30 Uhr – allerdings genau von der anderen Seite, nämlich von der Rampe in der Wasserburger Altstadt. Mein Ziel: Griesstätt. Normalerweise fahre ich für die rund elf Kilometer eine Viertelstunde. Das wird aber dieses Mal aber nichts, wie ich schnell bemerke.
Von der Rampe über die Burg bis zum Brucktor sind es rund 800 Meter, dafür brauche ich volle zwölf Minuten. Schon beim Abbiegen in Richtung Burg stehe ich einige Minuten, bis mich ein Autofahrer einfädeln lässt. Dann stelle ich mich in die lange Schlange und tuckere – ebenfalls wie meine Kollegin Sophia Huber – Richtung Brucktor. Die restlichen Autofahrer bleiben gelassen, langsam geht es im „Stop und Go“ weiter. Ich frage mich, wie die Fahrzeuge ausweichen sollen, wenn Feuerwehr, Rettungsdienst oder Polizei die Strecke passieren müssen. Dann könnte es wirklich eng werden.
Ist das Brucktor erst einmal passiert, geht es immerhin im Schritttempo weiter. Rund um den Gimplberg ist das Einfädeln das große Problem. In der Rosenheimer Straße stehen die Busse an den Haltestellen, die Autos wollen die Hindernisse umfahren, das sorgt für noch mehr Stau. Auch mir fallen viele ortsfremde Kennzeichen auf, die anscheinend mit dem Navi durch die Altstadt geschickt werden. Nachdem ich den Gimplberg hinter mir gelassen habe, geht es aber recht zügig weiter. Nur noch den Kreisverkehr in der Rosenheimer Straße im Burgerfeld passieren, dann geht es weiter Richtung Griesstätt. Mein Ziel erreiche ich nach rund 26 Minuten, also die doppelte Fahrtzeit wie normalerweise.
Unser Fazit: Die Sperre der Umgehungsstraße ist deutlich zu merken. Wenn irgendwie möglich sollte man den Feierabendverkehr vermeiden – und für alle, die das nicht können: Viel Geduld und Durchhaltevermögen mitbringen, denn die B304 ist voraussichtlich noch bis 15. Juni gesperrt.
Fahrzeuge strategisch platziert
Timo Paul, Erster Kommandant der Wasserburger Feuerwehr, erklärt auf Anfrage, dass wegen der Sperrung der B 304 extra ein Sicherheitskonzept entwickelt wurde, „um die Einsatzbereitschaft zu gewährleisten“. So wurden mehrere Fahrzeuge der Wehr strategisch im Burgerfeld platziert, damit die Feuerwehrler bei Alarmierung nicht durch den ganzen Verkehr in die Altstadt müssen, um von dort aus auszurücken. „Das Konzept hat sich bisher recht gut bewährt“, betont Paul.



