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Knackpunkt Treppenstufen im Wasserburger Utopia

Mit dem Rollstuhl ins Kellerkino: Für Tobi Haller wird ein Traum wahr

Rollstuhlfahrer Tobi Haller im Kino Utopia in Wasserburg
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Tobi Haller sitzt im Rollstuhl. Dennoch konnte ihm ein Besuch im Wasserburger Kellerkino ermöglicht werden.

Ein großer Wunsch geht in Erfüllung: Helfende Hände ermöglichten es, dass Tobi Haller, „Bob Marley - One Love“ im Wasserburger Utopia sehen kann. Warum das so besonders ist? Tobi sitzt im Rollstuhl - und vom Kellerkino trennen ihn mehrere Stufen.

Wasserburg am Inn - Ein später Mittwochnachmittag im März, milde Temperaturen, kein Regen. Die erste Herausforderung für die Johanniter: Das grobe Kopfsteinpflaster am Eingang des Kinos in der Herrengasse. Obwohl sie den Rollstuhl langsam schieben, schüttelt es Tobi ordentlich durch.

Wie kommt Tobi samt Rollstuhl ins Kino?

Der 51-Jährige sieht das gelassen. Er ist die teils holprigen Straßen der Wasserburger Altstadt gewohnt. Außerdem befindet er sich schon im Filmfieber: Er freut sich, den aktuellen Film „Bob Marley - One Love“ sehen zu können. Für ihn als Rollstuhlfahrer nicht selbstverständlich, denn der Weg ins Kino führt über Treppen.

Dass es Tobi trotzdem ins Kellerkino schaffte, die Idee entsprang Albin „Al“ Beschta. Über 30 Jahre lang war er das Gesicht hinterm Tresen im Café Central. Inzwischen ist er nur noch Gast - und freut sich immer über einen Plausch mit Freunden.

Auch Tobis Lieblingsplatzerl in der Altstadt ist das Central. Dort kamen die zwei Wasserburger ins Gespräch - landeten schließlich beim Reggae und Tobi äußerte den Wunsch, dass er gerne den Film über Bob Marleys Leben sehen würde.

Für „Al“ ein Grund zu handeln: „Mir war es ein Anliegen, dass Tobi ins Kino kommt. Warum sollte er wegen seiner Erkrankung ausgeschlossen sein vom Kinobesuch?“

Facebook-Aufruf zur Unterstützung

Auf Facebook startete er kurzerhand einen privaten Aufruf: Wer kann helfen, Tobi ins Kellerkino zu tragen? Es war bereits der zweite Versuch, denn beim ersten bedachte er nicht, dass die Johanniter für den Transport von Tobi und seinem Rollstuhl zwei Tage Vorlaufzeit brauchen.

Doch dieses Mal klappte es. 17.30 Uhr Kinostart, eine halbe Stunde vorher fanden sich einige starke und hilfsbereite Wasserburger vor dem Kino ein.

Schweißtreibende Aktion: Tobi Haller konnte ein Stockwerk nach unten mit dem Aufzug fahren, die letzten Meter aber trennten ihn Stufen vom Kinosaal.

Für Tobi stellt das Ganze einen besonderen Moment dar. Seit er 17 ist, lebt er mit der Diagnose Multiple Skerose, eine chronische Nervenkrankheit, die nicht heilbar ist und mit den Jahren weiter voranschreitet. Er ist mittlerweile auf einen elektrischen Rollstuhl angewiesen - 95 Kilogramm schwer.

Diesen ins Utopia zu hieven, davon ging „Al“ zunächst aus. „Ich wollte Tobi den Wunsch erfüllen - und dafür brauchte es starke Hände. Allerdings wusste ich nicht, dass es mit einem normalen Rollstuhl auch geht“, schildert „Al“.

Erfolg auf ganzer Linie

Ein paar Meter entfernt vom Kinoeingang befindet sich ein Aufzug - allerdings ist auch der Hintereingang mit Stufen belegt auf den letzten paar Metern ins Utopia. Für die Johanniter Routine, Tobi im Rollstuhl zu manövrieren. Die Aktion ging schnell über die Bühne und die meisten freiwilligen Helfer wurden lediglich zum Tür aufhalten benötigt.

Nur wenige Minuten später sitzt Tobi im Kinosaal. Ein Lächeln huscht ihm über das Gesicht, als ihn Mama Magdalena Haller fragt, ob alles in Ordnung ist. Die Aktion: Gelungen.

Albin „Al“ Beschta freut sich über die gelungene Aktion - und bedankt sich auf Facebook über die Hilfsbereitschaft der Wasserburger.

Wie steht es um die Barrierefreiheit in Wasserburg?

Treppen im Alltag - für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung ein unüberwindbares Hindernis. So wie für Tobi auch. Bis vor wenigen Jahren engagierte er sich im Wasserburger Behindertenbeirat.

Wie stellt sich die Barrierefreiheit in der Innstadt überhaupt dar? Auf einer Skala von eins bis zehn vergibt Tobi eine „Acht“ für Wasserburg. Ein ziemlich guter Wert. „Ich komme überall hin, wo ich hin möchte - manchmal brauche ich eine Rampe, wie bei der Backstube“, erklärt Tobi entspannt.

Und sollten ihm doch ein paar Stufen den Weg versperren, so hilft man einander. Tobi hofft, dass er durch die Kino-Aktion Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung Mut machen kann, sodass sich keiner, der in gewissen Situationen auf Hilfe angewiesen ist, scheut, auch aktiv nach Hilfe zu fragen. Und die Wasserburger, die halten sowieso zusammen.

mb

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