Fassadenkrieg an der Wasserburger Innfront
Kampf um „Gewandhaus Gruber“ - Kompromiss ein „Kuhhandel“?
Der Fassadenstreit um Farbe und Werbeanlage an der Rückseite des „Gewandhauses Gruber“ zum Inn flammt erneut auf. Der druckfrisch geschlossene Kompromiss stößt nicht überall auf Begeisterung.
Wasserburg am Inn - „Totaler Wahnsinn“ sei die „vogelwilde“ Farbgebung, die in den Augen weh tue - und ein „Präzedenzfall“ in den Augen Christian Stadlers (Grüne). „Wofür haben wir eine Gestaltungssatzung, wenn sich darüber hinweggesetzt wird?“
Verärgerung über Kompromiss-Lösung
Der seitens Landratsamt und Denkmalschutzbehörde gefundene Kompromiss, der gemeinsam mit Leopold Gruber, Eigentümer und Geschäftsführer des Gewandhauses, gefasst wurde, könne er nicht leben, machte er seinem Ärger in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses am 12. März Luft.
Argumente, die saßen: Auch Friederike Kayser-Büker (SPD) und Fraktionskollege Christian Peiker wollen die neue Lösung nicht einfach so hinnehmen. Die Behörden hätten verhandelt zusammen mit dem Eigentümer, der Bauausschuss sei nicht involviert gewesen, solle nun aber zustimmen?
So sieht der Kompromiss aus:
Was war geschehen? Die Südfassade des „Gewandhauses Gruber“ ist mehrfach in die Kritik geraten, nachdem der Eigentümer die Hausfassade mitsamt einem prominent platzierten Werbezug in einem satten Rotton gestrichen hatte.
Das Problem: Die Gestaltungssatzung der Stadt Wasserburg untersagt Werbeanlagen an der Innfront. Zudem wirke seit der Sanierung ein nebenliegender Treppengiebel farblich wie „durchgeschnitten“.
Die Untere Denkmalschutzbehörde schaltete sich ein, forderte gemeinsam mit dem Landratsamt als Bauaufsichtsbehörde eine neue Farbe für die damals frisch sanierte Fassade zum Inn sowie die Werbeanlage zu beseitigen. Es drohte Zwangsgeld - und womöglich sogar ein Verfahren vor Gericht.
Nun aber scheinen die Behörden zurückzurudern, wie Bürgermeister Michael Kölbl in der Sitzung offenbarte: „Mit der kräftigen Farbe müssen wir leben, dafür werde der Treppengiebel überstrichen und farblich angepasst. Der große helle Schriftzug wird verschwinden, dafür darf der Eigentümer unterhalb des großen Fensters einen kleinen neuen Schriftzug in dezenterer dunkler Farbe - grau oder braun - anbringen. Ähnlich, wie es vor der Sanierung war.“
Neue Lösung für Fassade am Inn: Pro und Contra
Die Meinungen der Mitglieder im Ausschuss: Gespalten. Während sich sowohl der Bürgermeister als auch die Stadtbaumeisterin sowie Wolfgang Schmid (CSU), Markus Pöhmerer (Freie Wähler) und Dr. Herrmann Budenhofer (Freie Wähler) damit arrangieren könnten, zeigte sich der Rest irritiert.
Kayser-Büker wetterte, es gebe keine Gleichbehandlung für Menschen mit Macht und Geld: „Wir haben Regeln, die wir behüten sollten. Wenn wir immer die Leute fragen würden, was gefällt, brauchen wir keine Satzung. Die Farbe war damals nicht genehmigt, wurde dennoch angebracht und jetzt darf es so bleiben, wie es sich der Eigentümer vorstellt?“
„Gleichberechtigung“ - ein Thema, das auch für Peiker schwer wiegt und bei Dr. Budenhofer auf offene Ohren stieß. Er könne die Argumente der Kollegen durchaus nachvollziehen, denn die Verfassung spreche eine andere Sprache: „Ich kann nicht gegen die Werbeanlage sein und dann sagen, wenn die Fassade so bleibt und die Werbeanlage versetzt wird, ist das in Ordnung. Das ist ein Kuhhandel.“
Knappes Abstimmungsergebnis
Gegen genau diesen „Kuhhandel“ will Stadler weiterkämpfen und plädiert dafür, den Ursprungszustand wiederherzustellen. Gemeinsam mit der SPD-Fraktion stimmte er gegen den Kompromiss: „Ich verstehe nicht, wieso es Herrn Gruber nicht zuzumuten ist, die Werbeanlage an der Innseite zu entfernen und das Haus neu zu streichen.
Für den neuen Kompromiss, dass die Farbe bleibt, der Giebel farblich angepasst wird und die Werbeanlage versetzt und dezenter angebracht wird, sprachen sich am Ende jedoch die übrigen Mitglieder des Ausschusses aus. Abstimmungsergebnis 4:3.
mb
