Große Wut in Innstadt - Repressalien angedroht
Behörden wird‘s zu bunt: Streit um Gewandhaus-Fassadenfarbe in Wasserburg eskaliert
Stadträte sind sauer, die Stadtbaumeisterin ist es auch - jetzt dreht auch noch die Denkmalschutzbehörde die Daumenschrauben an: Sie akzeptiert die neue Fassadenfarbe beim Gewandhaus Gruber nicht. Warum die Behörde mit Repressalien droht, was der Bauherr dazu sagt.
Wasserburg – Lange waren es eher Vermutungen, dass sich unter dem mit Planen verkleideten Gewandhaus Gruber an der Fassade zum Inn eine zu kräftige Farbe verstecken könnte. Als die Gerüste abgebaut waren, kam dann die Überraschung zum Vorschein, die eigentlich keine Überraschung mehr war.
Die frisch gemalerte Hauswand erstrahlt in neuen, kräftigeren Tönen. Hier prangt außerdem eine große weiße Werbeschrift. Im Bauausschuss gab es deshalb Schelte für den Bauherrn. Stadtbaumeisterin Mechtild Herrmann betonte, für diese Farben gebe es keine Freigabe der Unteren Denkmalschutzbehörde. Auch die große Werbeanlage – neuer weißer Schriftzug „Gewandhaus Gruber“ – sei nicht genehmigt.
Die Thematik sei zur Behandlung weitergeleitet worden an das zuständige Landratsamt. Die Stadt sei nicht einverstanden mit der Farbwahl und mit der Werbeschrift (zu groß). Stadt und Landratsamt seien immer im Gespräch mit der Gewandhaus-Geschäftsführung gewesen, trotzdem sei es schief gegangen, ärgerte sich Herrmann.
Das Landratsamt bestätigt auf Nachfrage der Wasserburger Zeitung, dass die Untere Denkmalschutzbehörde eingeschritten ist. „Die realisierte, nicht freigegebene Farbfassung des mittleren Gebäudes“ entspreche nicht der Gestaltungssatzung und sei „nicht gemäß der Auflage im Erlaubnisbescheid mit den Denkmalbehörden abgestimmt worden“, so Pressesprecher Michael Fischer.
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Der Bauherr sei deshalb aufgefordert, Farbmuster gemäß den stattgefundenen Gesprächen an der Fassade anzubringen und die Wand des mittleren Hauses anschließend in dem mit den Behörden abgestimmten Farbton zu streichen. Außerdem sei dem Bauherrn mitgeteilt worden, dass die seitliche Fassade des mittleren Hauses mit einem putzsichtigen Farbton gestrichen werden, sowie die Farbigkeit des rechten Hauses, vor allem des Treppengiebels, noch einmal abgestimmt werden müsse.
Geschäftsführer: „Das klären wir jetzt“
„Die aufgebrachte Werbeanlage ist aus baurechtlicher Sicht nachträglich nicht genehmigungsfähig. Das Kreisbauamt hat daher den Bauherrn mit Schreiben vom 24.10.2022 aufgefordert, die Werbeanlage bis Jahresende zu beseitigen.“ Für den Fall, dass dieser Aufforderung nicht nachgekommen werde, „wurde eine förmliche und zwangsgeldbewehrte Beseitigungsanordnung angedroht“, heißt es vom Landratsamt weiter.
Klare Worte, die Leopold Gruber, Geschäftsführer des Gewandhauses, entspannt zur Kenntnis genommen hat. „Die Forderung ist da, wir sehen das anders. Das klären wir jetzt“, sagt er. Mehr möchte Gruber angesichts der noch ausstehenden Verhandlungen nicht sagen. Nur so viel: „Die Resonanz in der Stadt auf unsere Farbe ist ausgesprochen positiv.“
In der Tat gehen die Meinungen in Wasserburg auseinander – von „passt“ bis „zu auffällig“ reichen die Reaktionen. Es gibt jedoch auch viele Passanten, denen die Veränderung gar nicht aufgefallen ist. Fest steht außerdem: Die Fassade vom Haupthaus des Bekleidungsgeschäfts am Marienplatz passt allen – Denkmalpflegern, Stadträten und Bürgern. Die auffälligen Rhomben in Schwarz, Gelb und Rostrot symbolisieren „Geisterfallen“ – angelehnt an die historischen Quellen.

