Nach Vorstoß von Markus Söder
Gendern an Bildungsstätten verbieten? Das sagen die Schulleiter im Wasserburger Land dazu
„Liebe Schüler*innen“: Mit dieser Anrede könnte es bald vorbei sein. Ministerpräsident Söder hat angekündigt, die Gendersprache in Bildungsstätten zu verbieten. Wie sehen das die Schulleiter im Wasserburger Land? Wir haben nachgefragt.
Wasserburg/Gars – Jüngst hat Ministerpräsident Markus Söder in seiner Regierungserklärung mitgeteilt, die Gendersprache in Bildungsstätten zu verbieten. „Haben wir denn eigentlich keine anderen Probleme in Deutschland, als dass wir uns damit beschäftigen müssen?“, sagte er. In Bayern werde es kein verpflichtendes Gendern geben. „Im Gegenteil, wir werden das Gendern in Schulen und Verwaltungen sogar untersagen“, betonte er.
Wie denken die Schulen selbst darüber? Sollte das Gendern – also die Nennung von Schüler*innen, Kolleg:innen und Mitarbeiter_innen – gestrichen werden? Wir haben nachgefragt.
Verena Grillhösl, Schulleiterin des Luitpold-Gymnasiums in Wasserburg: „Wir sehen am Luitpold-Gymnasium das Thema ‚Gendern‘ ganz entspannt. Im Deutschunterricht wird der Sprachgebrauch nach dem aktuellen amtlichen Regelwerk gelehrt, das heißt, die Doppelnennung femininer und maskuliner Formen (Schülerinnen und Schüler) oder die schriftliche Kurzform der Doppelnennung (Schüler/-innen)“, erklärt die Schulleiterin.
„Vom amtlichen Regelwerk nicht abgedeckt sind Schreibweisen wie die folgenden: mit Genderstern wie bei Schüler*innen, mit Binnen-I wie bei SchülerInnen und mit Gender-Gap, wie bei Schüler_innen oder Schüler:innen. Sollten Schülerinnen und Schüler diese Schreibweise verwenden, gehen wir damit aber großzügig um. Ohne große Diskussionen geführt zu haben, sind wir der Meinung, dass wir allen Mitgliedern der Schulfamilie gerecht werden wollen. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, bei allen schulischen offiziellen Texte die Doppelnennung zu nutzen, also Schülerinnen und Schüler, Kolleginnen und Kollegen, Lehrerinnen und Lehrer, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagt Grillhösl.
„Dies finden wir auch aus sprachästhetischen Gründen besser als alle anderen Lösungen. Wir achten auch im Jahresbericht darauf und haben in der redaktionellen Neuausgabe unserer Schulverfassung das generische Maskulinum (Schüler, Lehrer) zur Doppelnennung geändert. Ich selbst verwende in allen Schreiben an das Lehrerkollegium ‚Liebe Kolleginnen und Kollegen‘. Sollte sich jemand für eine andere Schreibweise entscheiden, gehen wir damit liberal um im Sinne der ‚liberalitas Bavariae‘. Ich hoffe, dass auch weiterhin an den Schulen nicht ein Verbot des Genderns durchgesetzt werden muss, sondern das gute sprachliche Vorbild zählt“, hofft sie.
Maria Albert, Rektorin der Mittelschule Wasserburg: „Gendern ist bei uns an der Schule nicht wirklich ein Thema. Natürlich achten wir in offiziellen Schreiben, wie Elternbriefen oder in der Öffentlichkeitsarbeit aufs Gendern. Bei schriftlichen Schülerarbeiten wirkt sich ein ‚Nicht-Gendern‘ keinesfalls negativ aus“, erklärt die Rektorin.
Vonseiten der Eltern oder Schüler gab es noch nie Kritik oder Äußerungen in jeglicher Hinsicht. Meiner Meinung nach sollte das Gendern an Schulen nicht generell verboten werden. Mehr Selbstbestimmung und Toleranz wäre schön und wünschenswert“, findet Albert.
Julian Zwirglmaier, Schulleiter am Gymnasium Gars: „Wir führen an unserer Schule sehr sachliche Diskussionen rund um die Thematik Gendern. Wir haben aber keine einheitlichen Vorgaben und sind dahingehend sehr variabel. Das Gendern hat aber bei uns keinen vorderen Stellenwert. Ich bin mir sicher, dass das Kultusministerium eine gute Lösung für die weitere Vorgehensweise finden wird“, sagt Zwirglmaier.


