Rektorin Evelyn Bukowski über das neue Schuljahr
Lehrer entlasten und mehr Aufmerksamkeit schenken: Was die Waldorfschule in Prien plant
Die Auszeit ist vorbei – der Unterricht beginnt wieder. Auch in der freien Waldorfschule Chiemgau in Prien. Schulleiterin Evelyn Bukowski spricht im OVB-Interview über die Herausforderungen, Neuerungen und Highlights im Schuljahr 2023/24.
Prien – „Die Entwicklung des jungen Menschen zu Freiheit, Selbstbewusstsein und Verantwortung für sich und die Welt ist das Ziel unserer Schule.“ So steht es auf der Homepage der freien Waldorfschule Chiemgau in Prien. Dieses Ziel spielt wieder eine wichtige Rolle, denn ein neues Schuljahr beginnt. Und in diesem darf die Waldorfschule wieder um die 640 Schüler begrüßen, welche die Jahrgangsstufen eins bis 13 besuchen, sowie etwa 65 Lehrkräfte. Einen Einblick in das Schuljahr 2023/24 haben wir von Schulleiterin Dr. Evelyn Bukowski erhalten.
Guten Tag Frau Bukowski. Die Freie Waldorfschule Chiemgau in Prien startet in ein neues Schuljahr. Ist das auch mit Neuerungen verbunden?
Dr. Evelyn Bukowski: Wir haben dieses Schuljahr etwas sehr Außergewöhnliches. Trotz Lehrermangel leisten wir uns ein „Co-Teaching-Projekt“ in einer unserer ersten Klassen und in der dritten Klasse. Das bedeutet: Zwei Lehrkräfte unterrichten gemeinsam eine Klasse. Wir versprechen uns davon, dass wir die Lehrkräfte dadurch besser entlasten können, da die Jüngeren doch noch mehr Aufmerksamkeit brauchen, und zum anderen, dass wir auf die neuen Schüler besser eingehen können.
Haben Sie dazu ein Beispiel?
Bukowski: Man hat ja Entwicklungsunterschiede bei den Kindern. Da kann es mal vorkommen, dass ein Erstklässler seine Eltern vermisst, weil die Situation, ohne sie im Unterricht zu sein, doch noch ungewohnt für die Kleinen ist. Dann kann eine Lehrkraft mit dem oder den Kindern raus gehen, die anderen machen mit dem Unterricht weiter. Zwar haben wir auch unsere Patenschaften, wo sich immer ein Neuntklässler um einen aus der ersten Klasse kümmert. Aber dann gibt es auch hier ein wenig Unterstützung. Und auch noch neu: Unser Eingang wird restauriert. Wir bekommen eine wunderschöne Eingangstreppe. Die wird zwar nicht bis zu Schulbeginn fertig, weshalb die Schüler und Lehrer den Hintereingang nehmen müssen, aber Ende September sollten die Arbeiten abgeschlossen sein.
Vorhin haben Sie gesagt, Sie leisten sich ein „Co-Teaching-Projekt“ trotz Lehrermangel. Heißt also, auch in der Waldorfschule in Prien fehlen Lehrkräfte?
Bukowski: Ja. Wie überall im Land trifft uns auch der Lehrermangel. Aber wir versuchen ihn so gut es geht auszugleichen.
Gibt es noch weitere Herausforderungen, denen Sie sich in diesem Schuljahr stellen müssen?
Bukowski: Corona ist wieder ein Thema. Da gibt es ja eine neue Variante, und ich hoffe, dass sich das nicht weiter zuspitzt, weil es für den Schulbetrieb wahnsinnige Konsequenzen nach sich zieht, und das brauchen die Schulen nicht mehr. Aber: Wir blicken mit Zuversicht in das Schuljahr.
Und da sind auch bestimmt einige Highlights dabei.
Bukowski: Auf alle Fälle. Es wird am 1. Oktober eine Matinee in Mike‘s Kino in Prien mit einem Film-Zusammenspiel geben. Da will ich jetzt aber noch gar nicht zu viel verraten. Wir werden auch die Schulwiese mehr nutzen, die wir im vergangenen Jahr im Eichental gekauft haben. Da weiden schon Schafe, und so können wir in kleinem Rahmen ein Schulbauernhof-Projekt starten. Die Erstklässler können die Tiere füttern, die Drittklässler säen Weizen und beobachten dann, wie er wächst. Und die Großen lernen, wie man Bäume veredelt und pflanzt. So ist für jede Altersstufe was dabei. Ansonsten gibt es viele tolle öffentliche Veranstaltungen, zum Beispiel beginnen wir im Herbst wieder mit unseren Theaterstücken der 12. Klasse. Die werden dann im König-Ludwig-Saal in Prien aufgeführt. Wir haben auch wieder zwei Klassenfahrten nach Weimar, die wir mit den 10. Klassen unternehmen. Und die jährliche Alpenüberquerung der 9. Klassen im Sommer darf natürlich auch in diesem Schuljahr nicht fehlen.
