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Brand in Bergwald bei Bayrischzell

Großeinsatz an der Heißenplatte: Wie Rosenheimer Flughelfer den Lösch-Einsatz aus der Luft erlebten

Als am 7. März der Wald an der Heißenplatte bei Bayrischzell in Flammen stand, waren die Flughelfer der Landkreisfeuerwehren gefragt. Manfred Gierlinger beschreibt, wie sie den Löschangriff aus der Luft unterstützen.
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Als am 7. März der Wald an der Heißenplatte bei Bayrischzell in Flammen stand, waren die Flughelfer der Landkreisfeuerwehren gefragt. Manfred Gierlinger beschreibt, wie sie den Löschangriff aus der Luft unterstützen.

Drei Tage haben die Löscharbeiten gedauert, um lodernde Flammen und tückische Glutnester an der Heißenplatte zu löschen. Im Einsatz waren 500 Rettungskräfte – darunter auch die Feuerwehrflughelfer aus dem Landkreis Rosenheim. Wie sie den Einsatz erlebt haben.

Von Kathrin Gerlach und Sebastian Grauvogel

Landkreis Rosenheim – „Der Einsatz war anstrengend, aber zielführend.“ Die Bilanz der kräftezehrenden, dreitägigen Löscharbeiten an der Heißenplatte bei Bayrischzell von Kreisbrandmeister Manfred Gierlinger ist sachlich. Während der Großbrand nahe der Geitauer Alm für Außenstehende absolut spektakulär war, ging es den Einsatzkräften vor Ort vor allem um eines: Die reibungslose Zusammenarbeit der etwa 500 Rettungskräfte, die drei Tage lang gegen Flammen und Glutnester kämpften. Daran beteiligt waren etwa 20 Feuerwehren, Einsatzkräfte von Bundes- und Landespolizei, die Hubschrauerstaffel der Polizei, private Helikopter, zwei THW-Einheiten, sechs Bergwachten und vier BRK-Einheiten. „Alles hat hervorragend geklappt“, zieht Manfred Gierlinger Bilanz.

Eine Sondereinheit der Landkreisfeuerwehr

Er ist Leiter der Sondereinheit „Flughelfer“ der Rosenheimer Landkreisfeuerwehren. Gemeinsam mit Martin Gruber und Johannes Huber hat er die Verantwortung für 30 Spezialkräfte der Feuerwehren Babensham, Roßholzen, Degerndorf, Brannenburg, Großbrannenberg, Nußdorf, Grainbach und Törwang aus dem Landkreis Rosenheim sowie Waakirchen aus dem Landkreis Miesbach. Sie sind gefragt, wenn Waldbrände zu bekämpfen sind, haben dafür an der staatlichen Feuerwehrschule Würzburg eine Spezialausbildung als „Flughelfer Technik“ gemacht. Sie wissen um das sichere Verhalten an Hubschraubern, das Arbeiten mit Außenlasten des Helikopters, die Kommunikation per Funk, Handzeichen und den Umgang mit der Rettungswinde.

Die Sondereinheit „Feuerwehrflughelfer“

Das ist einzigartig in Deutschland: Für Waldbrände haben sich bei den bayerischen Feuerwehren Sondereinheiten gegründet – die Feuerwehrflughelfer. Bei Waldbränden kommen sie deutschlandweit zum Einsatz. Bayernweit gibt es 17 Flughelfer-Standorte, einer davon befindet sich im Landkreis Rosenheim.

Das Konzept „Flughelfer“ ist eine in Bayern entwickelte Spezialisierung, die an der staatlichen Feuerwehrschule Würzburg ausgebildet wird. Feuerwehrangehörige durchlaufen dort den einwöchigen Basislehrgang „Flughelfer-Technik“. Hier wird das sichere Verhalten an Hubschraubern, das Arbeiten mit verschiedenen Lastanschlagmitteln, Kommunikation per Funk, Handzeichen und die Verbringung mit der Rettungswinde trainiert. Voraussetzung ist, dass die Kameraden vorher in ihren örtlichen Feuerwehren die Grundausbildung und MTA-Ausbildung absolviert haben.

Darauf aufbauend wird auch ein mehrtägiger Führungslehrgang angeboten, um beim Einsatz mehrerer Hubschrauber die örtliche Einsatzleitung effektiv unterstützen zu können. Vorher muss der Flughelfer aber eine Feuerwehr-Fortbildung zum Gruppenführer absolviert haben.

Die jährliche Fortbildung im „Winchen“ – also dem Umgang mit der Rettungswinde des Hubschraubers – findet im Bergwachtzentrum in Bad Tölz statt. Diese muss von jedem Flughelfer jährlich durchlaufen werden.

Zu den Aufgaben der Flughelfer zählen: Start- und Landeplätze für Hubschrauber einrichten, ankommende Hubschrauber einweisen, Lasten sicher und flugtauglich verzurren, Lasten am Hubschrauber-Lasthaken ein- und abhängen, Löschwasserbehälter mittels Schlauchleitung füllen, Personenrettung von Dächern bei Überflutungen, bei Hochwasserlagen Sandsäcke flugtauglich verzurren sowie die Pflege und Wartung der Behälter und Schutzausrüstung.

Wenn Bodentruppen keine Chance haben

Bei der Waldbrandbekämpfung aus der Luft sollen sie vom Boden aus Unterstützung leisten. Und die ist vor allem im unwegsamem Gelände der Alpen von großer Bedeutung. Am Freitag (7. März) waren die Feuerwehrflughelfer in Bayrischzell gefragt. Zehn Hektar Almwiesen und Bergwald standen oberhalb von Geitau in Vollbrand. Schon die Ersterkundung durch Bergretter und Feuerwehr hatte kurz nach Brandausbruch am Mittag gezeigt, dass sie aufgrund des steilen und mit Felsen durchsetzten Geländes zu Fuß nur bis 800 Meter an das Feuer herankamen. Keine Chance also für Bodentruppen.

So wird ein Waldbrand aus der Luft bekämpft

Der Polizeihubschrauber machte sich aus der Luft ein Bild. Gegen 14 Uhr waren drei Helikopter vor Ort, um den Löschangriff aus der Luft zu fliegen. Am Boden hatten die Flughelfer an der Kläranlage in Ostenhofen den Lande- und Lastaufnahmeplatz für die Helis vorbereitet. Sie müssen die Hubschrauber einweisen und Transportbehälter füllen. „Geplant war, ein Wasserbassin auf der Wiese zu nutzen, damit die Helikopter es anfliegen und mit ihren Löschwasseraußenbehältern das Wasser direkt schöpfen können“, erklärt Gierlinger. Doch das funktionierte nicht optimal. Parallel dazu hatten die Kameraden der örtlichen Feuerwehren bereits eine etwa 50 Meter lange Löschwasserleitung zum Bach gelegt. Auch die Betankung der Helikopter war vorbereitet.

Jeder Handgriff sitzt: Der Hubschrauber fliegt den Landeplatz an, setzt den Bambie Bucket ab, innerhalb von 30 Sekunden wird er von den Kameraden mit Löschwasser gefüllt, dann geht es wieder auf den Berg.

Enorme körperliche Anstrengung

Kurz vor 14 Uhr können die Löschflüge starten. Der Helikopter schwebt über dem Landplatz, setzt den knallroten Löschbehälter – einen sogenannten Bambi Bucket – ab. Sofort hieven vier Kameraden zwei Schläuche in den riesigen Löschbehälter der Hubschrauber. „Ein körperlich schwere Arbeit“, macht Gierlinger klar. Sich unter dem Abwind des Helikopters zu bewegen, will geübt sein und kostet enorme Kraft. Die Flughelfer haben das in ihrer Ausbildung gelernt.

Im Einsatz werden sie von Kameraden der örtlichen Feuerwehren unterstützt. Mit gehörigem Druck schießt das Löschwasser in die Behälter, die zwischen 500 und 1000 Litern fassen. In nur 30 Sekunden ist der Bambi Bucket gefüllt. Der Heli dreht wieder ab in Richtung Heißenplatte, wo er die Schleusen des an einem langen Zugseil hängenden Löschbehälters öffnet. Gegen 14 Uhr ist das erste Löschwasser am Berg. In einem gewaltigen Schwall stürzt es hinunter, um das Feuer zu löschen.

60 Löschwasserflüge gegen die Flammen

An diesem Tag fliegen fünf Helikopter der Polizeihubschrauberstaffel insgesamt 60 Mal auf den Berg. Koordiniert werden sie von der fliegerischen Einsatzleitung. Die hat Kreisbrandmeister Manfred Gierlinger inne. Er entscheidet, wo Wasser abgeworfen werden muss. Unterstützt wird er von zahlreichen Fachberatern der örtlichen Einsatzleitung, denn an diesem Tag steht Bayrischzell kurz vor einer Katastrophe.

Am Freitag (7. März) endet der Einsatz gegen 19 Uhr. Die meterhohen Flammen im Bergwald sind eingedämmt, die riesigen Rauchsäulen erstickt. Am Samstagmorgen (8. März) geht es um 7 Uhr weiter. Vier Hubschrauber sind im Einsatz. Die Lage ist soweit unter Kontrolle, dass sie zwei Abwurfkoordinatoren – „Tango I und II“ – auf den Berg bringen können. Auch sie sind Feuerwehrflughelfer, haben das „Winchen“ in ihrer Ausbildung gelernt. Einmal im Jahr frischen sie ihre „Winch-Kenntnisse“ im Bergwachtzentrum in Bad Tölz auf, damit sie im Einsatz sicher sind.

„Tango I und II beobachten die Glutnester aus sicherer Entfernung und geben den Hubschrauberbesatzungen per Funk metergenau durch, wo sie das Löschwasser abwerfen müssen“, erklärt Gierlinger. 25 Löschflüge sind am Samstag nötig. Zugleich starten die ersten von 50 Materialflügen, um den Einsatz der Bodenmannschaft vorzubereiten: ein Sammelbehälter für Löschwasser sowie in Transportboxen auch Schläuche, Motorsägen, Hacken und Spaten werden auf 1500 Meter Höhe gebracht.

Schweißtreibender Einsatz der Bodenmannschaft

Die Fußtruppe aus Feuerwehr und Bergwacht – gut 40 Mann – macht sich von der Gseng-Alm aus auf den Weg ins Brandgebiet. Der Aufstieg ist beschwerlich, dauert etwa eine Stunde. Das Löschwasser können die Feuerwehrleute direkt am Hang aus einem Sammelbehälter in ihre Buckelspritzen pumpen. Mit Spitzhacken suchen die Einsatzkräfte – professionell gesichert von der Bergwacht – nach Glutnestern im Boden, öffnen diese und löschen sie gezielt ab. Ein schweißtreibender und anspruchsvoller Einsatz. Gegen 18 Uhr ist er zu Ende.

Wärmebildkamera erkennt „unsichtbare“ Glutnester

Am Sonntag (9. März) geht es weiter. Wieder ab 7 Uhr. Drei Helikopter sind im Einsatz, um letzte Löscharbeiten im für die Fußtruppen schlecht zugänglichen mittleren und oberen Bereich der Heißenplatte durchzuführen. Parallel ist eine verkleinerte Mannschaft an Feuerwehrleuten und Bergwachtlern nochmals am Hang unterwegs. Die Edelweiß-Crew sucht mit der Wärembildkamera nach letzten, für das menschliche Auge nicht sichtbaren Glutnestern.

Am Sonntag um 15.30 Uhr können die Einsatzkräfte Vollzug melden: Sie haben alles gegeben, drei Tage lang im Akkord gearbeitet. Der Waldbrand ist vollständig gelöscht. Zurückbleibt ein Schaden an einer Fläche von knapp zehn Hektar. Mehr als 500 Einsatzkräfte waren vor Ort. Unter der Leitung der Polizeiinspektion Miesbach beteiligten sich neben Feuerwehren, Rettungsdienst, THW und Bergwacht auch die Alpinen Einsatzgruppen der Grenzpolizeiinspektionen Piding und Raubling, der Bundespolizei sowie die Bayerische Bereitschaftspolizei an der Bekämpfung des Feuers im Bergwald. Aus dem Landkreis Rosenheim waren die Bergretter aus Oberaudorf, Brannenburg, Rosenheim-Samerberg, Sachrang-Aschau sowie Bad Feilnbach am Einsatz beteiligt. Die Kameraden der Feuerwehren kamen aus Babensham, Roßholzen, Degerndorf, Brannenburg, Großbrannenberg, Nußdorf, Grainbach, Törwang und Feldkirchen-Westerham.

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