Doppel-Diebstahl in Rott am Inn
20.000-Euro-Wärmepumpe von Baustelle geklaut: Gelegenheitstat oder organisiertes Verbrechen?
Gleich zwei Diebstähle an zwei Tagen auf zwei Baustellen in Rott: Neben einer Wärmepumpe mit Boiler klauten Unbekannte Werkzeug. Kein Einzelfall. So unsicher sind Baustellen, wo jetzt auch teure Wärmepumpen ins Visier der Diebe geraten. Und wie Bauherren und Handwerker es den Tätern schwerer machen können.
Rott – Diebe werden immer dreister: Sie klauen am helllichten Tag Kupferkabel oder Werkzeuge. Auch vor großen Geräten machen sie nicht halt. In Rott kam es in den vergangenen Tagen zu zwei Diebstählen auf Baustellen. In der Austraße haben laut Polizei Wasserburg Unbekannte zwischen Samstag (20. April) und Montag (21. April) eine Wärmepumpe samt Boiler im Wert von 20.000 Euro demontiert und gestohlen. Zusätzlich wurden in der Nacht von Montag (21. April) auf Dienstag (22. April) im Gewerbegebiet „Am Eckfeld-Süd“ mehrere Werkzeuge, wie Akkuschrauber und -Bohrer, im Wert von 3.500 Euro entwendet, wie die Polizeiinspektion Wasserburg weiter mitteilte.
Kein neues Phänomen
Diebstähle auf Baustellen seien kein neues Phänomen, erklärt Markus Steinmaßl, Polizeichef von Wasserburg. Derzeit würden die Beamten in Rott von keiner Tat-Serie ausgehen. Des Weiteren stehe nach aktuellem Ermittlungsstand nicht fest, ob die beiden Diebstähle in Verbindung zueinander stünden, so Steinmaßl.
Bei Diebstählen von Werkzeugen gebe es generell unterschiedliche Gründe. Zum einen könnten Handwerker auf Baustellen die Maschinen untereinander verwechselt haben. Zum anderen könne der Dieb ein Arbeiter einer anderen Firma sein. Beim Fall der Wärmepumpe und des Boilers gehe die Polizei von einer vorbereiteten Tat aus, so Steinmaßl. Die Täter hätten gewusst, wie sie das Gerät abmontieren konnten und hätten für die beiden Teile ein großes Fahrzeug zum Abtransport benötigt. „Das war kein Gelegenheitsdieb“, so der Dienstellenleiter. Die Aufklärungsrate derartiger Delikte sei jedoch gering, räumt Steinmaßl ein. Baustellen seien meist nicht gesichert oder selten videoüberwacht.
Einlasskontrollen bei Großbaustellen
Auch Rudi Schiller, Kreishandwerksmeister, sind Diebstähle dieser Art bekannt. „Je größer eine Baustelle ist, desto weniger kann kontrolliert werden, wer ein und aus geht“, erklärt er auf Anfrage. Großbaustellen hätten zum Teil eine Einlasskontrolle, jedoch nicht alle. Ebenso spiele der Ort eine Rolle. „In einem Gewerbegebiet ohne Betriebsleiter-Wohnungen zum Beispiel sind nach Dienstende und am Wochenende kaum Menschen unterwegs“, sagt er. Auch hier könne somit niemand auf Baustoffe, Maschinen oder Werkzeuge aufpassen. Schiller, der einen Zimmereibetrieb in Soyen leitet, rät allen Handwerkern, ihre Materialien über Nacht und am Wochenende in einem Lager zu sichern. Außerdem sollten so wenig Baustoffe wie möglich vor Ort sein. Mittlerweile gebe es auch Lieferdienste, die die Ware „just-in-time“ und zweimal am Tag auf die Baustelle bringen würden, sagt er.
Diebstähle seien hier meistens im Vorfeld organisiert worden, ist Schiller überzeugt. Bei großen oder schweren Mengen müssten die Täter mit entsprechenden Fahrzeugen kommen, erklärt der Kreishandwerksmeister. Das Diebesgut würde anschließend aus der Region transportiert werden, sagt Schiller. „Es klaut nicht einer auf der Baustelle im Rosenheimer Süden, um es im Rosenheimer Norden zu verbauen“, meinte er.
Wärmepumpe wiegt 100 Kilogramm
Jürgen Schleehuber, Heizungsbauer und Geschäftsführer der Karl Göpfert GmbH aus Wasserburg, findet die Tatsache, dass in Rott auch eine Wärmepumpe gestohlen wurde, „kurios“. Schließlich könne es sein, dass auf einer solchen Anlage schon Wasserdruck drauf sei. Außerdem würden die Außenteile eines kleinen Geräts dieser Art bereits 100 Kilogramm wiegen. Mit handelsüblichen Werkzeugen lasse sich eine solche Pumpe jedoch abmontieren. Sie sei nicht weiter gesichert, erklärt Schleehuber.
Die Kosten für eine Wärmepumpe beginnen laut dem Heizungsbauer bei 10.000 Euro, jeweils bezogen auf das Außenteil und die Innenkomponenten. Zur Montage benötigt Schleehuber nach eigenen Angaben vier Personen. Eine Wärmepumpe zu stehlen, ist also ein Kraftakt. Das gilt nicht nur für Rohbauten, sondern auch bei fertiggestellten Gebäuden. Die Verbraucherzentralen raten deshalb allen, die eine Wärmepumpe im Außenbereich des Hauses aufgestellt haben, ihren Versicherungsschutz zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.
Polizei bittet um Hilfe
Die Polizeiinspektion Wasserburg nimmt unter der Telefonnummer 08071/91770 Hinweise oder verdächtige Wahrnehmungen zu den beiden Diebstählen entgegen.

