Markus Huber will Rednerliste nochmal prüfen
Verschwörungs-Ideologien bei Großdemo in Berlin? Bad Feilnbacher Initiator kontert Kritik
Am Samstag (23. November) ruft das Bündnis „Hand in Hand für unser Land“ zum Großprotest in Berlin auf. Jedoch keimt Kritik auf, nachdem Verschwörungstheoretiker auf dem Demo-Programm aufgetaucht sind. Was dahinter steckt und was der Bad Feilnbacher Organisator dazu sagt.
Bad Feilnbach/Rosenheim/Berlin – Nachdem das Bündnis „Hand in Hand für unser Land“ zu einer Großkundgebung am Samstag (23. November) in Berlin aufgerufen hat, keimt neben Unterstützung auch harsche Kritik auf. Ein Grund: Auf der Rednerliste der Demonstration tauchen Namen auf, die unter anderem der Szene von Verschwörungsideologen zugerechnet werden. Doch was steckt dahinter und wie äußern sich die Verantwortlichen dazu?
Das Bündnis hatte sich im Rahmen der Bauernproteste und der Demowelle, die Anfang des Jahres durch das Land schwappte, gegründet. Einer der Initiatoren ist Markus Huber aus Bad Feilnbach, der zuletzt erklärte, dass man mit der anstehenden Berliner Kundgebung auf die Ungerechtigkeiten im Land, insbesondere für die Mittelschicht, hinweisen und sogar Redezeit im Bundestag erwirken wolle. Huber betonte stets, dass man sich friedlich und auf demokratischem Weg Gehör verschaffen will und dass man sich nicht in die „rechte Ecke treiben“ lasse.
Corona-Impfung als „Genozid“ bezeichnet
Auf der Rednerliste für die Demo am Samstag tauchen nun neben Unternehmern, Handwerkern oder Publizisten unter anderem auch die Namen Anselm Lenz und Axel Turck auf. Der Tagesspiegel hatte zuerst darüber berichtet. Lenz wird mit der Szene der Verschwörungstheorien in Verbindung gebracht und soll laut Medienberichten unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stehen. Laut einem Handelsblatt-Bericht hat überdies Axel Turck die Corona-Impfung einst als „Genozid“ bezeichnet. Zudem habe er gemäß eines rechtsextremen Duktus falsche Opferzahlen bezüglich der alliierten Bombardierung von Dresden im Februar 1945 verbreitet.
Doch wie passt dies mit der stets betonten Haltung der Initiatoren von „Hand in Hand für unser Land“ zusammen? Auf OVB-Nachfrage erklärte Mitinitiator Markus Huber zunächst grundsätzlich, dass man natürlich ein Stück weit damit rechnen musste, in eine bestimmte Ecke geschoben zu werden. „Allerdings haben wir keinen Einfluss darauf, wenn eine AfD, die NPD oder sonst wer auf ihren Seiten für unsere Veranstaltungen werben.“ Man selbst habe nur in der Hand, bei der Kundgebung in Berlin „alles richtigzumachen“. Dazu gehöre etwa auch, entsprechende Aktionen vor Ort als Veranstalter zu unterbinden. „Wenn wir jemanden sehen, der bei der Demo beispielsweise eine entsprechende Fahne hochhält und damit etwas vertritt, was nicht unserer freiheitlich und demokratischen Haltung entspricht, werden wir sofort einschreiten“, betont Huber.
Huber will Redner-Programm noch einmal prüfen
Was die umstrittenen Redner betrifft, habe man eine solche Welle der Empörung nicht einkalkuliert. „Man darf nicht vergessen, dass wir einfache arbeitende Menschen sind, die nicht tagtäglich überprüfen, wer früher einmal irgendwas gesagt hat.“ Die Redner, Lenz, Turck und Co., die dem Bündnis zugetragen worden seien, habe man freilich nicht bewusst aufgrund von Verschwörungstheorien oder umstrittenen Äußerungen ins Programm eingeplant. Der 38-Jährige, der sein gesamtes Engagement ehrenamtlich einbringe, stellt aber klar: „Wir haben noch eine Besprechung und dann schauen wir, ob wirklich alle, die auf der Liste stehen, am Samstag auch sprechen werden.“
Ohnehin habe man alle Reden von allen auftretenden Personen inhaltlich vorab geprüft. „Sollte jemand die Bühne für anderweitiges nutzen, werden wir das natürlich unterbinden.“ Und klar sei auch: In den eingereichten Reden sei von den besagten Vorwürfen nichts zu finden. „In Berlin wird es ja beispielsweise nicht um Corona gehen.“ Huber bedauert jedoch auch, dass die Öffentlichkeit sofort auf Privatpersonen losgehe, die sich für Gerechtigkeit einsetzen und dabei vielleicht nicht jedes kleinste Detail bedenken können.
„Da wird sofort drauf gehauen, wenn Politiker aber Millionen verbraten, interessiert das im Nachhinein niemanden“, sagt der Bad Feilnbacher. Den Vorwurf, nicht jeden Redner im Vorfeld auf Herz und Nieren geprüft zu haben, müsse er sich jedoch gefallen lassen, erklärt Huber. Allerdings hätten dies auch Politiker, etwa Hubert Aiwanger, der laut Markus Huber seine Unterstützung bei der Kundgebung angekündigt hätte, nicht vorab so bedacht. „Jetzt, wo die Kritik aufkommt, rät er uns, die Leute von der Liste zu streichen. Davor kannte er das Programm aber auch und hat nichts gesagt.“
Kampf gegen „Verengung des Meinungskorridors“
Frank-Wolfgang Hirdes, Pressevertreter von „Hand in Hand für unser Land“ erklärte indes gegenüber dem OVB, dass es durchaus legitim sei, bei der Veranstaltung auch unterschiedliche Ansichten zuzulassen. „Wir wollen zu einem gesunden Dialog zurückfinden“, sagt Hirdes. Zwar seien angebliche Äußerungen, wie etwa Turcks „Genozid“-Bezeichnung für die Corona-Impfung, sicher „etwas“ überzeichnet. „Allerdings müssen wir uns schon mal anschauen dürfen, was wirklich während Corona passiert ist“, sagt Hirdes und wirft der Politik vor, während der Pandemie aus einer Mücke einen Elefanten gemacht zu haben.
Keine Beteiligung des Bauernverbands
Bei aller Kritik, die in Teilen völlig unberechtigt sei, hofft Markus Huber aus Bad Feilnbach dennoch auf eine große Beteiligung. Auf viel Unterstützung aus der eigenen Region wird er dabei womöglich nicht hoffen können. So zeigte er sich am Donnerstag (21. November) in einem Facebook-Video sichtlich enttäuscht, nachdem er erfahren hat, dass aus Rosenheim lediglich ein Bus mit 50 Teilnehmern anreisen wird. Nun äußerte er sich jedoch etwas optimistischer, dass womöglich doch ein paar mehr aus dem Raum Rosenheim dabei sein werden.
Klar ist indes, dass die Kundgebung in Berlin in keinem Zusammenhang mit dem Bauernverband steht, der zu Beginn des Jahres bei zahlreichen Protestaktionen involviert war. Während sich Vertreter des Bauernverbandes Medienberichten zufolge bereits von der jetzigen Protestaktion distanzierten, erklärte auch die Geschäftsstelle Rosenheim des Bayerischen Bauernverbands auf OVB-Anfrage, dass man mit der Berliner Kundgebung nichts zu tun habe. Hierzu habe es auch keinen Kontakt zu den Veranstaltern gegeben.