Leiche im Auto - italienische Polizei redet
Vater ermordet? Raublinger (31) in Haft - So soll sich das Drama abgespielt haben
Ein Raublinger wird in Süditalien tot im Auto aufgefunden, sein Sohn kurz darauf in Neapel als dringend tatverdächtig verhaftet: Es ist ein Fall, in dem die Behörden zweier Länder mit Hochdruck ermitteln. Was bisher bekannt ist.
Rosenheim – Hat ein 31-jähriger Mann aus Raubling seinen Vater umgebracht? Wenn ja: aus welchen Motiven? Und was ließ ihn nach Süditalien flüchten? Man stehe noch ganz am Anfang der Ermittlungen, beteuert Daniel Katz, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Mit Informationen hält er sich entsprechend zurück.
Was bisher feststeht: Der 31-Jährige wurde am Dienstag gegen Mittag (13. August) in Süditalien festgenommen. Er steht unter dringendem Tatverdacht, seinen Vater (60) umgebracht zu haben. Die Italiener nahmen den Mann in Neapel in Gewahrsam. Italienische Medien berichten übereinstimmend, dass die Polizei eingriff, da sie von Anwohnern auf einen versuchten Diebstahl in der Nachbarschaft aufmerksam gemacht wurden. Die italienische Polizei geht nach Medienberichten davon aus, dass der Raublinger so versuchte, sich ein Fluchtauto zu organisieren. Denn das Auto, mit dem er aus Raubling geflüchtet war, hatte ihn laut der italienischen Medien am Autobahnkreuz Pomigliano d‘Arco bei Neapel im Stich gelassen. Kurz nach seiner Festnahme stellte die Polizei den Medienberichten zufolge fest, dass der Mann mit internationalem Haftbefehl gesucht wurde. Der 31-Jährige sitzt nach Angaben des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd in Italien in U-Haft.
Todesursache? Die deutsche Polizei hält sich bedeckt, die italienische nicht
Dass der Mann schnell ausgeliefert wird, steht nicht fest, schließlich stellen die italienischen Behörden eigene, sehr intensive Ermittlungen an. „Es wird sicherlich einige Tage dauern, bis darüber entschieden wird“, sagt Daniel Katz. Mehr Details kann er nicht nennen. Etwa, was zum Tode des älteren Mannes führte. „Das wäre Täterwissen, darüber können wir nichts sagen.“ Katz‘ italienischen Kollegen sind da offenherziger. Sie teilten den Reportern mit, dass die Leiche des Vaters Stichwunden aufweist.
Der 60-Jährige und sein 31-jähriger Sohn waren am Montagabend (12. August) von einer Angehörigen als vermisst gemeldet worden. Die Umstände hätten dazu geführt, dass man schnell von einem Gewaltverbrechen ausgegangen sei, hieß es von Seiten des Polizeipräsidiums. Zunächst seien unter der Leitung der örtlich zuständigen Polizeiinspektion Brannenburg intensive Nachforschungen und großangelegte Suchmaßnahmen eingeleitet worden. Bereits am Dienstagmorgen (13. August) übernahm jedoch die Kriminalpolizeiinspektion Rosenheim die Ermittlungen – zu diesem Zeitpunkt deutete bereits zu viel auf ein Gewaltverbrechen hin.
Der Verdächtige war nach der Tat im Skoda unterwegs
Immer noch sucht die Polizei nach Zeugen. So soll der 31-Jährige dringend tatverdächtige Mann mit einem grauen Skoda Kodiaq mit dem Kennzeichen MB-HH 1020 im Bereich Raubling, Großholzhausen gefahren sein. Auch auf einem Fahrrad sei er unterwegs gewesen, einem schwarz-silbernen Mountainbike mit Scheibenbremsen. Wer hat nach Montagmorgen, 12. August, um 5 Uhr den Pkw oder das Mountainbike in Bereich von Großholzhausen gesehen? Wer hat überhaupt Auffälliges am Montagmorgen wahrgenommen? Die Polizei bittet Zeugen, sich unter Telefon 08031/2000 zu melden.
Die italienische Polizei geht nach den Berichten mehrerer Zeitungen davon aus, dass der 31-Jährige seinen Vater noch in Bayern umgebracht und die Leiche in 18 Stunden 1100 Kilometer weit nach Neapel gebracht hat. Im Kofferraum. Der Weg des Täters von Oberbayern nach Süditalien und der Standort des liegengebliebenen Skoda ließen sich anhand von Überwachungskameras – auch von Autobahnmautstellen – nachvollziehen. Wenige Stunden nach der Festnahme, die italienischen Medien schreiben von Dienstag gegen 15 Uhr, fand die Polizei das havarierte Auto nebst Leiche im Kofferraum.
Traunsteiner Modell führte zum Erfolg
Was auffällt, ist die Geschwindigkeit der Nachforschungen. Die Ermittlungen seien intensiv, die Kooperation zwischen italienischen und deutschen Behörden eng, sagt Katz. Die guten Kontakte der Staatsanwaltschaft Traunstein in andere europäische Länder hätten es erlaubt, die italienischen Behörden über einen persönlich bekannten italienischen Staatsanwalt zu informieren –„in Rekordzeit“, wie die Ermittler stolz vermelden. Dieser Ablauf ordnet sich in das Muster vorangegangener Ermittlungen ein, die nach dem „Traunsteiner Modell“ internationaler Zusammenarbeit grenzüberschreitend geführt wurden. In den vergangenen Jahren feierten die Traunsteiner Staatsanwälte Erfolge unter anderem Verhaftungen von Hintermännern bei Schockanrufen.