Gestrandet nach Unwetter in Mauerkirchen
Zug mit über 200 Passagieren evakuiert: 13 Feuerwehren richten Shuttle-Service auf freier Strecke ein
Ohne ehrenamtliche Helfer wären am Dienstagabend (13. August) mehr als 200 Menschen in Mauerkirchen gestrandet. Warum für ihre Evakuierung 13 Feuerwehren, THW, BRK und Polizei mit mehr als 60 Rettern alarmiert werden mussten.
Bad Endorf – Ein Eurocity kollidierte am Dienstagabend (13. August), gegen 19.15 Uhr, auf dem Weg von München nach Klagenfurt mit einem Baum. Dieser war nach Angaben der Bundespolizei im Bereich Mauerkirchen (Gemeinde Bad Endorf) infolge des Unwetters in den Gleisbereich gestürzt.
Grundsätzlich, so erklärt eine Sprecherin der Bahn, werde zunächst immer versucht, den Zug zu einem Bahnhof zu schleppen und die Reisenden dort auf dem Bahnsteig aussteigen zu lassen. Aufgrund des Schadens an der Lok war dies am Dienstagabend jedoch nicht möglich, sodass die Reisenden den Zug auf freier Strecke verlassen mussten.
„In solchen Situationen gelten klare Sicherheitsregeln, zu denen wir im engen Austausch mit den Sicherheits- und Rettungskräften vor Ort stehen. So wird immer die Feuerwehr hinzugerufen“, erläutert die Bahnsprecherin.
13 Feuerwehren im Einsatz
Gegen 20.15 Uhr wurden die Feuerwehren alarmiert. Georg Sommer, Kommandant der Feuerwehr Antwort, übernahm die Einsatzleitung. „Einen so feuerwehrintensiven Einsatz hatten wir lange nicht“, sagt er. Immerhin waren insgesamt 13 Wehren, das THW mit vier Fahrzeugen, das BRK und die Polizei vor Ort.
Dieser Großeinsatz hatte vor allem einen Grund: Der Bahn war es nicht gelungen, Busse für die Evakuierung der 273 Passagiere zu ordern. Also rückten neben den örtlichen Wehren aus Antwort, Bad Endorf und Schwabering weitere zehn Feuerwehren mit ihren Mannschaftstransportwagen und einem Großraumbus an, um einen Shuttle-Service zum Bahnhof nach Prien einzurichten.
Die Bad Endorfer Kameraden übernahmen mit ihren Bahnrettungssätzen die Evakuierung der Passagiere. Der Zug war etwa 500 Meter vom Bahnübergang in Mauerkirchen entfernt zum Stehen gekommen. Über einen Feldweg gelangten die Feuerwehren zum Unglücksort.
Die Passagiere konnten über transportable Treppen den Zug auf freier Strecke sicher verlassen und über Rampen das Gleisbett überqueren. Damit niemand unkontrolliert den Zug verließ, wurde nur eine Tür geöffnet. „So waren die Passagiere vor dem strömenden Regen geschützt und konnten so lange im Zug warten, bis wieder ein Mannschaftstransportwagen vor Ort war“, erläutert Sommer. Die Feuerwehren brachten die Passagiere im Shuttle-Verkehr zum Bahnhof nach Prien. Von hier aus konnten sie ihre Reise fortsetzen.
Klasse Zusammenarbeit der Rettungskräfte
„Nach Angaben der Zugbegleiterin waren 273 Passagiere im Zug, allerdings haben wir bei der Evakuierung eine Strichliste geführt und nur 203 Passagiere gezählt“, berichtet Kreisbrandinspektor Franz Hochhäuser, der ebenfalls vor Ort war. „Die Zusammenarbeit der Rettungskräfte hat hervorragend funktioniert“, bilanziert er den Einsatz. Gegen 22.45 Uhr waren alle Passagiere aus dem Zug befreit und am Bahnhof Prien angekommen.
Weiterfahrt mit Hindernissen
Wie die Feuerwehrler von den geretteten Passagieren erfuhren, seien sie dort unzureichend über ihre Anschlussverbindungen informiert worden und mussten lange auf die Weiterfahrt warten. „Wir bedauern die Situation der Reisenden, die in der gestrigen Nacht ihre Fahrt im EC nicht wie geplant bestreiten konnten“, betont eine Sprecherin der Deutschen Bahn. „Wir setzen alles daran, dass Fahrgäste in solchen Fällen schnellstmöglich den Zug verlassen können. Gerade auf freier Strecke ist dies aber nicht immer sofort möglich, denn die Sicherheit unserer Fahrgäste steht für uns an erster Stelle.“
Der Streckenabschnitt zwischen Bad Endorf und Prien war am Dienstagabend ab 19.15 Uhr nicht mehr befahrbar. Die Oberleitung war beschädigt worden, konnte aber noch in der Nacht mit einem Spezialfahrzeug repariert werden. Das THW Rosenheim räumte den Baum von der Bahnstrecke. Der Zug wurde mit einer Diesellok abgeschleppt. Das Ausmaß des Schaden am Fahrzeug müsse erst noch eruiert werden, hieß es von der Deutschen Bahn. Gegen 1.30 Uhr konnte die Strecke wieder freigegeben werden.
Von der Streckensperrung waren auch andere Eisenbahnverkehrsunternehmen betroffen – so die Bayerische Regionalbahn. Am Dienstagabend (13. August) musste für zwölf Züge Schienenersatzverkehr eingerichtet werden. Wie eine Sprecherin informierte, sei es nicht einfach, bei solch kurzfristigen Ereignissen Busunternehmen zu finden, die Busse und Fahrer ordern könnten. Daher seien längere Wartezeiten für die Passagiere leider nicht zu vermeiden.
Auch am Mittwoch (14. August) gab es weiterhin Beeinträchtigungen auf der Strecke zwischen München und Salzburg. Nach Informationen der Bahn war der Streckenabschnitt nur eingleisig befahrbar.


