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Niederschlag fehlt - Erleichterung über Söder-Rückzieher

Lage teils „dramatisch“ – die Sorge um das Grundwasser ist in der Region groß

Ob Chiemsee oder Innschleife - der (Grund-)Wasserstand ist überall zu niedrig. Und in Stephanskirchen muss Bürgermeister Karl Mair wegen des Brenner-Nordzulaufs um seine Trinkwasserversorgung und das Grundwasser bangen.
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Ob Chiemsee oder Innschleife - der (Grund-)Wasserstand ist überall zu niedrig. Und in Stephanskirchen muss Bürgermeister Karl Mair wegen des Brenner-Nordzulaufs um seine Trinkwasserversorgung und das Grundwasser bangen.

Das Grundwasser der Lebensmittelindustrie preisgeben? Geht gar nicht. Da sind sich Kommunen, Fischer und Naturschützer einig. Denn auch der Landkreis Rosenheim leidet zunehmend unter Wassermangel.

Rosenheim - Vorsichtiges Aufatmen in der Region: Der Trink- und Grundwasserschutz scheint gesichert. Nach wochenlanger Kritik von allen Seiten sind drei Anträge von CSU und Freien Wählern vom Tisch, die im Landesentwicklungsprogramm (LEP) für eine Aufweichung dieses Schutzes gesorgt hätten.

Es war eine sehr große und sehr bunte Koalition, die dagegen Front machte: Die Opposition im Landtag im Schulterschluss mit Bürgerinitiativen, die kommunalen Versorgungsunternehmen und ihre Spitzenverbände Seite an Seite mit den Naturschützern. Sie alle befürchteten, dass Lebensmittelproduzenten und Handelsketten diesen aufgeweichten Schutz ausnutzen könnten. Die Betreuungsabgeordnete der Grünen im Landkreis Rosenheim, Claudia Köhler, sagt: „Der Druck hat vorerst gewirkt. Ich freue mich sehr, dass Söder endlich zurück rudern musste beim Versuch, den Ausverkauf von Wasser an Investoren zu ermöglichen.

Zurückgerudert angesichts der Landtagswahl

Rainer Auer, Kreisvorsitzender Bund Naturschutz, ist durchaus zufrieden: „Ein so überlebenswichtiges Gut wie Wasser sollte nicht wirtschaftlichen Interessen unterworfen werden.“ Ministerpräsident Markus Söder habe wohl erkannt, dass er von den Freien Wählern in eine gefährliche Lage manövriert wurde - und sei ob des Widerstands und angesichts der Landtagswahl im Herbst zurückgerudert.

„Trinkwasser ist das Lebensmittel Nummer eins, daher muss der Trinkwasserschutz oberste Priorität haben“, sagt Karl Mair, Bürgermeister von Stephanskirchen. Seine Gemeinde liegt - wie die Nachbarorte - auf einem Plateau oberhalb des Inns auf einer großen Grundwasserblase. Begehrlichkeiten von Großunternehmen, die Blase anzuzapfen, habe es bisher nicht gegeben, sagt Mair. Und der gemeindeeigene Brunnen reicht 40 Meter in die Tiefe, sichert laut Mair die Wasserversorgung langfristig. Beneidenswerte Voraussetzungen - wenn der Gemeinde nicht der Brenner-Nordzulauf dazwischenkommt. Eine der drei im Gemeindegebiet geplanten Trassen führt durch die Schutzzone 1 „und würde unsere geplante Trinkwasserversorgung zerstören.“

Auswirkungen des Brenner-Nordzulaufs auf Grundwasser unbekannt

Was derzeit niemand abschätzen kann: Wie sich der 5,5 Kilometer lange Tunnel unter Stephanskirchen hindurch auf die Grundwasserblase auswirkt. „Bei Veränderungen im Untergrund sucht sich das Wasser neue Wege“, weiß Martin Abfalter, Geschäftsführer der St.Leonhardsquelle, „und die sind auch von Fachleuten nicht vorherzuberechnen.“ Von der Schutzgemeinschaft Hofstätter und Rinser See beauftragte Geologen gehen von Auswirkungen in einem Umkreis von mindestens zehn Kilometern aus.

Lage im Landkreis dramatisch

Martina Thalmayr vom Grünen-Kreisverband sagt: „Die Lage des Grundwassers auch bei uns im Landkreis ist viel dramatischer als es auf den ersten Blick wirkt.“ Was das Wasserwirtschaftsamt (WWA) Rosenheim bestätigt: „Besonders im südwestlichen Teil unseres Amtsbezirks lagen die Niederschläge regional unter 30 Prozent des üblichen Jahresmittels“, so Andreas Holderer, der stellvertretende Leiter. Die Situation im Norden des Landkreises Rosenheim und im Landkreis Mühldorf sei nur etwas regenreicher ausgefallen. „Dies hat Auswirkungen auf die bei uns vorherrschenden niedrigen Grundwasserstände, die sich erst nach einer länger anhaltenden Niederschlagsperiode wieder etwas erholen werden.“

Mehr als die Hälfte der Messstellen niedrig oder sehr niedrig

Laut Niedrigwasser-Lagebericht des Landesamtes für Umwelt Bayern von Ende März hat sich in Südbayern im Winterhalbjahr ein Niederschlagsdefizit (Regen und Schnee) von 85 Litern pro Quadratmeter aufgebaut. In der Folge liegt der aktuelle Anteil von Messstellen mit niedrigen oder sehr niedrigen Messwerten bei rund 57 Prozent. Nur 2022 wurde dieser Wert mit 62 Prozent zum selben Zeitpunkt noch übertroffen. Im Mangfalltal ist es besonders heftig. Auch nördlich und nordöstlich des Chiemsees sind die Grundwasserpegel sehr niedrig, im nördlichen Landkreis niedrig. Keine gute Ausgangslage für den weiteren Jahresverlauf. Nur südlich und östlich des Chiemsees war Ende März alles im grünen Bereich.

Grundwasserbildung seit 2003 nicht ausreichend

Aufgrund der zu geringen Niederschläge der letzten Jahre, so das Landesamt für Umwelt, weise die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein mittleres jährliches Defizit von 16 Prozent auf. Durch die zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre (2015, 2018, 2019, 2020, 2022) könne dieses Defizit nicht durch einzelne regenreiche Monate langfristig ausgeglichen werden. Für eine Verbesserung der Situation sei zumindest ein außergewöhnlich niederschlagsreiches Frühjahr 2023 von Nöten.

Fische in Gumpen sind leichte Opfer

Das bisschen Regen der letzten Tage hat jedenfalls den Gewässern im Norden des Landkreises nicht viel gebracht, sagt Hans Ellmer, Gewässerwart des Kreisfischereivereins Wasserburg. In den Bächen wie Murn und Ache seien die Wasserstände so niedrig, dass sich Fische nur in den tieferen Gumpen aufhalten können - und dadurch zum leichten Opfer von Fressfeinden werden. Und den Seen und Kiesgruben rund um Wasserburg fehlt derzeit, so Ellmer, „oft mehr als ein halber oder dreiviertel Meter Wasser.“ Dass sich das ändere, dazu sei viel mehr Regen nötig.

Wasserstand des Chiemsees regulieren?

Ob das Michael Fessler gefiele? Dauerregen ließe sicher keine Gäste auf seine Chiemsee-Schiffe strömen. Im Februar wies der Chiemsee noch einen sehr niedrigen Wasserstand auf, aktuell ist der Pegel am unteren Ende von normal. „Fahren können wir immer. Das Problem ist das Anlegen“, sagt Fessler. Ist der Wasserstand zu niedrig, ist oft die niedrigste Stufe des Anlagestegs noch zu hoch. „Wir müssen uns auf Niedrigstände und Niederschlagsarmut einstellen“, sagt der Chef der Chiemsee-Schifffahrt. Ideen zu einer Wasserstandsregulierung am Abfluss der Alz gibt es laut Fessler schon seit den 80er Jahren, „eventuell müssen wir darüber in den nächsten Jahren nachdenken.“

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