Toast & Käse als Barriere bei neuestem Crash
Übernächtigt, abgelenkt, zu schnell? Was den Bernauer Berg zum Unfall-Hotspot auf der A8 macht
Der Bernauer Berg auf der A8 ist trotz Geschwindigkeitsbegrenzung eine Gefahrenzone. LKW-Unfälle häufen sich. Kann man daran etwas ändern?
Bernau/Rosenheim – Am vergangenen Samstag (5. Oktober) kam es auf der A8 in Fahrtrichtung Salzburg erneut zu einem schweren LKW-Unfall. Kurz vor der Ausfahrt Bernau, auf der Abfahrt des Bernauer Berges, geriet ein Lastwagen auf regennasser Fahrbahn ins Schleudern und kippte um. Die Feuerwehren Bernau, Frasdorf, Prien, Hittenkirchen und Übersee sowie das THW Rosenheim waren rasch vor Ort, um die Unfallstelle zu sichern und austretende Betriebsstoffe zu binden.
Schnelle Reaktion, ungewöhnliche Maßnahmen
Ein Sprecher der Feuerwehr Bernau schilderte den Einsatz als routiniert und effizient: „Der LKW lag auf der Seite, die auslaufenden Betriebsstoffe konnten schnell gebunden werden. Man hat sich dann ein bisschen der Ladung bemächtigt und eine kleine Barriere gebaut, weil doch eine größere Menge an Dieselkraftstoff ausgelaufen ist.“ Dabei setzten die Einsatzkräfte auf eine kreative, aber wirkungsvolle Maßnahme. „Man mag zwar darüber lachen, dass wir mit Toast und Käse eine Barriere gebaut haben, aber es war eine absolut schnelle und effektive Lösung, die das Eindringen der Flüssigkeiten ins Erdreich verhindert hat. Es entstand somit kein Umweltschaden.“
Lkw-Unfall am Bernauer Berg am Samstag (5. Oktober)




Die Ursachen für die häufigen LKW-Unfälle
Immer wieder kommt es im Bereich des Bernauer Bergs zu LKW Unfällen. Warum gerade dort? „Es sind keine Unfälle, die man unter eine bestimmte Kategorie einordnen kann”, sagt Markus Jerger, stellvertretender Leiter der Verkehrspolizeiinspektion Rosenheim. „Es beginnt bei Fahrfehlern durch Unaufmerksamkeit und geht weiter über nicht angepasste Geschwindigkeit, vor allem bei schlechten Witterungsverhältnissen wie starkem Regen.“ Viele Fahrer seien zu schnell unterwegs, was gerade bei schweren LKW besonders kritisch sei, da die Bremswege länger und die Ladung schwer zu kontrollieren ist.
Eine besondere Gefahrenquelle sei die Ablenkung der Fahrer, sagt Jerger. „Wir vermuten, dass viele LKW-Fahrer übernächtigt sind oder kurz einnickten, insbesondere in den frühen Morgenstunden, wenn viele Unfälle passieren. Doch dies gibt natürlich niemand zu, da der Führerschein in Gefahr wäre.“ Der Bernauer Berg sei zudem kein klassischer Unfallschwerpunkt mit eindeutig identifizierbaren baulichen Mängeln, was die Prävention zusätzlich erschwere.
Bernauer Berg bleibt Gefahrenzone
Trotz der bestehenden Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 km/h, die speziell für den Bernauer Berg gilt, bleibt die Strecke eine Gefahrenzone. Jerger betont, dass die Polizei in Zusammenarbeit mit der Autobahn GmbH darüber nachdenkt, zusätzliche Maßnahmen für den Schwerverkehr zu ergreifen: „Wir sind gerade im Gespräch, ob wir speziell für den Schwerverkehr noch weitere Maßnahmen einleiten können.“
Parallel dazu arbeitet die Autobahn GmbH intensiv daran, den Umweltschutz bei solchen Unfällen zu verbessern. Josef Seebacher, Leiter Kommunikation Südbayern der Autobahn GmbH, erläutert, dass ein Notfallkonzept entwickelt wurde, das bei Unfällen sicherstellt, dass schnell und gezielt gehandelt werden kann: die Feuerwehren seinen eingewiesen worden, welche Feuerwehr zu welcher Stelle fährt, wo sie parkt und wo die Ölsperren eingesetzt werden, um Zeitverlust zu vermeiden. „Dieses Konzept hat sich bei mehreren Unfällen bereits bewährt.“
Darüber hinaus plant die Autobahn GmbH langfristige bauliche Maßnahmen, um die Auswirkungen von Unfällen auf die Umwelt zu minimieren. „Wir haben ein System entwickelt, das Schadstoffe aufhält, bevor sie in die umliegenden Bäche gelangen. Dieses Konzept eines Schachtsystems wird gerade vorbereitet und könnte im nächsten Jahr gebaut werden“, erklärt Seebacher. Dabei handelt es sich um spezielle Rückhaltesysteme, die das Eindringen von Schadstoffen in Gewässer verhindern sollen. Die Umsetzung hängt jedoch stark von der verfügbaren Finanzierung ab. Doch Seebacher versichert, dass dieses Projekt Priorität hat: „Es hängt natürlich immer vom Geld ab.“
Fehlverhalten als Hauptursache
Während die technischen Maßnahmen zur Schadensbegrenzung fortschreiten, bleiben die Ursachen für die Unfälle am Bernauer Berg größtenteils menschliches Versagen. „Die Hauptursache ist Ablenkung. Die Leute sind abgelenkt, machen alles Mögliche beim Autofahren. Vom Prinzip her sind das immer Fehlverhalten von Menschen“, so Seebacher. Moderne Technik könne viele Unfälle verhindern, doch menschliche Fehler und Ablenkung bleiben die größte Herausforderung.
Auch der Sprecher der Feuerwehr Bernau sieht in weiteren Maßnahmen wie Tempolimits keine Lösung: „Es ist eine Bergabfahrt, wo ein Lastwagen immer schiebt. Kein Fahrer macht das mit Absicht. Ich persönlich glaube auch nicht, dass ein weiteres Tempolimit das irgendwie bringt. Wenn ein LKW-Fahrer bremst, schiebt die Ladung nach, und er kommt ins Schlingern. Ich glaube nicht, dass man diese Dinge komplett verhindern kann.“ Häufig seien es unvermeidbare Umstände wie plötzlich auftretender Regen oder ein geplatzter Reifen, die zu den Unfällen führen.