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Bürgerinitiative Brennerdialog Tuntenhausen lädt ein

Brenner-Nordzulauf mit neuem oder altem Bahnhof? – In Ostermünchen ist die Meinung der Bürger gefragt

Welche Vorteile es hätte, den alten Bahnhof Ostermünchen und die Bestandsstrecke zu erhalten, erklärt Stefan Hofbauer von der Bürgerinitiative Brennerdialog Tuntenhausen im OVB-Interview.
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Welche Vorteile es hätte, den alten Bahnhof Ostermünchen und die Bestandsstrecke zu erhalten, erklärt Stefan Hofbauer von der Bürgerinitiative Brennerdialog Tuntenhausen im OVB-Interview.

Soll in Ostermünchen die Bestandsstrecke mit dem alten Bahnhof erhalten oder eine neue Strecke mit modernem Bahnhof gebaut werden? Im OVB-Interview greift Stefan Hofbauer vom Brennerdialog die Argumente dazu auf. Am Donnerstag (5. Oktober) ist die Meinung der Bürger gefragt.

Tuntenhausen – Die Alternativvorschläge stammen aus der Planungswerkstatt der Deutschen Bahn. In seiner Sitzung am 12. Oktober soll sich der Tuntenhausener Gemeinderat dazu positionieren. Am Donnerstag (5. Oktober) lädt die Bürgerinitiative Brennerdialog Tuntenhausen (BI) um 19.30 Uhr in Wallners Landgasthof zur Post ein, um mit den Bürgern über die Alternativen sowie ihre Vor- und Nachteile zu diskutieren. Im Interview mit dem OVB erklärt BI-Mitglied Stefan Hofbauer, welche Vorteile er im Erhalt des alten Bahnhofes sieht, wobei er einen Vorteil eines Neubaus nicht unerwähnt lässt.

Die Vertreter der Bahn haben in der Ratssitzung im August den neuen Bahnhof als eine Chance für die ganze Gemeinde bezeichnet, weil er zentral gelegen, ortsverbindend, barrierefrei und modern ist. Was sagt die Bürgerinitiative dazu?

Stefan Hofbauer: Ich möchte eines vorstellen. Die Bürgerinitiative wollte sich zunächst gar nicht zu den beiden Alternativen äußern, da sie – wie alle anderen Bürgerinitiativen im Landkreis auch – eine modernisierte Bestandsstrecke insgesamt als völlig ausreichend für den zu erwartenden Verkehr erachtet. Würde die Bahn dem folgen, wäre die jetzige Fragestellung überflüssig. Sie wäre außerdem überflüssig, wenn die von unserem Landrat und den Kommunalpolitikern der CSU geforderte Innunterquerung im Rosenheimer Norden käme. Denn dann würde die Neubaustrecke erst wieder hinter Ostermünchen in Richtung Assling aus dem Untergrund auftauchen.

Da das Votum für den alten oder einen neuen Bahnhof jedoch für den Fall von Bedeutung sein kann, dass der Bedarf einer zweigleisigen Neubaustrecke zwischen Grafing und Kufstein zweifelsfrei nachgewiesen wird, und ein Neubau unumgänglich sein sollte, haben wir uns mit den vorgelegten Plänen befasst.

Nun zu Ihrer Frage: Ob der neue geplante Bahnhof wirklich eine echte Barrierefreiheit bringt, sei infrage gestellt: Zwei jeweils 250 Meter lange Rampen führen vom Parkplatz auf den gegenüberliegenden Bahnsteig, aber ein Aufzug ist offensichtlich aus Kostengründen nicht geplant. Meiner Ansicht nach ist auch eine bessere Erreichbarkeit des vorgeschlagenen neuen Bahnhofs nicht gegeben, denn der Weg dorthin ist für Pendler aus dem östlichen Bereich Ostermünchens, also aus Oberrain oder Aubenhausen und gegebenenfalls auch Tattenhausen oder Schechen länger.

Mit dem Erhalt des alten Bahnhofs würden zwei Bestandsgleise im Norden und zwei neue Gleise im Süden an Stetten und Berg vorbeiführen. Dadurch wären die Orte förmlich abgeschnitten. Sollte das nicht vermieden werden?

Stefan Hofbauer: Die trennende Wirkung des jetzigen Dammes würde bleiben. Beim Bau einer vier- bis sechsspurigen Brenner-Nordzulauf-Neubautrasse bliebe der mit Umweltgiften belastete alte Bahndamm nämlich erhalten. Nach Informationen des Projektabschnittsleiters der Deutschen Bahn gibt es bislang nur Pläne dafür, Gleise, Oberleitungen und Lärmschutz abzubauen.

Außerdem haben wir die Hoffnung nicht aufgegeben, dass eine zweispurige Strecke entlang von Stetten in Trogbauweise erstellt und mit einem Deckel versehen werden könnte. Dem Gemeinderat zur Verfügung gestellte Schnittzeichnungen und die Höhenlage der Strecke bei Stetten würden meines Erachtens nach eine solche Lösung erlauben. Damit könnte nach den Bauarbeiten das Landschaftsbild bei Stetten nahezu unverändert wiederhergestellt werden. Dann wären Stetten und Berg nicht mehr eingesperrt, könnte der Flächenverbrauch weiter reduziert werden. Und vielleicht könnten dadurch sogar Teilflächen am Sportgelände des SV Ostermünchen erhalten bleiben.

Der Planer stellte im Gemeinderat neue städtebauliche Entwicklungsmöglichkeiten in Aussicht. Welche könnten das Ihrer Meinung nach sein?

Stefan Hofbauer: Ich glaube nicht, dass unsere Gemeinde oder andere Investoren einen mit Pestiziden verseuchten Bahndamm kaufen. Überdies erlaubt der Naturschutz keine Bebauung. Zudem wird die Fläche als Ausgleichsfläche dringend benötigt. Die wirklich bebaubare Fläche würde sich allenfalls auf den jetzigen Parkplatz reduzieren.

Würde die Neubaustrecke eine Entlastung für die Anwohner der Bestandsstrecke bringen?

Stefan Hofbauer: Ich rechne auch bei Erhalt des alten Bahnhofs mit einer Entlastung, denn nach Angaben der Bahn würden dann auf der alten Strecke bedeutend weniger Güterzüge fahren – im Wesentlichen wären es nur noch die leisen und erschütterungsarmen Regionalzüge. Die Beeinträchtigung der Anwohner wäre demnach hier nicht mit dem jetzigen Zustand zu vergleichen.

Ein Blick in die Planungswerkstatt der Deutschen Bahn: Der neue, barrierefreie Bahnhof wäre an der Ortseinfahrt von Ostermünchen gegenüber dem Autohaus geplant. Er soll über zwei Außenbahnsteige und eine Park-and-Ride-Anlage verfügen.

Einen Vorteil des neuen Bahnhofs beschrieben die Planer auch damit, dass sie auf der grünen Wiese bauen könnten, und die Pendler damit nicht beeinträchtigt würden.

Stefan Hofbauer: Der Preis dafür wären 51 Hektar hochwertiger landwirtschaftlicher Fläche, die für immer verloren gingen. Weitere 16 Hektar für die Baustelle wären vermutlich während der etwa zehnjährigen Bauzeit nicht nutzbar. Hinzu käme der Zeitraum für Rekultivierung und vollwertige Wiederherstellung der landwirtschaftlichen Produktionsflächen. Nach den nicht nachprüfbaren Zahlen, die die Bahn dem Gemeinderat zur Verfügung gestellt hat, würden beim Erhalt des alten Bahnhofs nur 45 Hektar und vermutlich bauzeitlich weitere 14 Hektar verbraucht werden– leider sind auch das immer noch gigantische Zahlen. Es wären eben keine Flächen für einen neuen Bahnhof, für Parkplätze, für die Erweiterung von zwei auf vier Gleise bei Stetten und für die Verknüpfungsstelle zwischen Aubenhausen und Hilperting erforderlich.

Die Bürgerinitiative plädiert also für den Erhalt des alten Bahnhofs?

Stefan Hofbauer: Wir glauben, dass dadurch unsere Landschaft weniger zerstört würde, die Gefährdung landwirtschaftlicher Existenzen minimiert und vor allem Steuergelder gespart werden könnten. Aber das ist unsere Sicht der Dinge. Deshalb möchten wir jetzt mit den Bürgern ins Gespräch kommen, denn für die Meinungsbildung im Gemeinderat ist es wichtig, das Stimmungsbild in der Bevölkerung – vor allem bei den jeweils direkt Betroffenen – zu kennen.

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