Türen mit Brettern verriegelt
Stilles Örtchen gesucht: Pressieren darf‘s einem am Aiblinger Bahnhof gerade nicht
Pressieren darf‘s einem am Aiblinger Bahnhof nicht. Zumindest, wenn man ein dringendes Bedürfnis verspürt und zielstrebig auf die dortige Toilettenanlage zusteuert: Die Türen zu den WCs sind mit Holzplatten verrammelt. Eine Maßnahme, zu der sich die Stadt jetzt genötigt sah.
Bad Aibling – Verrammelt und verriegelt sind die öffentlichen WCs, die die Stadt Bad Aibling bisher am Bahnhof betrieben hat. „Toiletten bis auf Weiteres geschlossen“ steht auf den großen Holzplatten vor jeder der drei Türen in dem alten Flachbau hinter dem Bahnhofsgebäude. Was sind die Gründe für die Schließung und wird die Anlage je wieder geöffnet?
Unzumutbare Zustände
Die Zustände, in denen sich die Toiletten immer wieder befunden hätten, seien unzumutbar geworden, erklärt Bürgermeister Stephan Schlier gegenüber dem OVB. Doch anders als in manch anderen Kommunen liegt dies nach Aussagen des Liegenschaftsamtes im Rathaus nicht an übermäßigen Fällen von Vandalismus oder permanenten Verschmutzungen, die in der Regel mit hohem Reparatur-, Reinigungs- und Kostenaufwand einhergehen. Zwar komme es vor, dass man den Reinigungsdienst extra bestellen müsse, aber das sei nicht oft der Fall und es gebe ansonsten eher Fälle von Graffiti-Schmierereien.
Das Problem liege in diesem Fall vielmehr im Zustand und an der baulichen Substanz des Gebäudes, in dem sich die Toiletten befinden. Hier sei es mit kleineren Reparaturen nicht mehr getan. Um die Anlage wieder in einen vernünftig nutzbaren Zustand zu bringen, wären laut Schlier schätzungsweise Kosten in Höhe von 15.000 bis 20.000 Euro erforderlich.
Sitzung am 21. Januar entscheidet
Da nun zudem aber auch der Mietvertrag auslaufe, werde sich der Hauptverwaltungsausschuss in seiner Sitzung am Dienstag, 21. Januar, mit dem Thema beschäftigen und über das weitere Vorgehen entscheiden. Dabei handle es sich letzten Endes um eine Frage der Prioritäten, auf die die Stadt angesichts der höchst angespannten Finanzsituation aktuell ein ganz besonderes Augenmerk legen müsse, so der Bürgermeister. Neben den Mietkosten, bei denen die Stadt ebenfalls mit einer Steigerung rechne, schlage der für den laufenden Unterhalt benötigte Schließ- und Reinigungsdienst mit jährlich um die 18.000 Euro zu Buche.
Glücklich sei er mit der Schließung nicht, betont der Bürgermeister. Denn eigentlich erwarte man an einem Bahnhof – unabhängig von der Größe der Kommune – schon eine öffentliche Toilettenanlage. Allerdings sei bei ihm bislang auch noch keine Beschwerde über die Schließung eingegangen, seit die WCs am Bahnhof nicht mehr genutzt werden können. Die Toiletten seien einerseits für Bahnreisende gedacht, wobei heute jeder Zug bereits über WCs verfüge. Alle anderen müsse man momentan auf die öffentlichen WC-Anlagen am Rathaus am Marienplatz, am Haus des Gastes und am Kurpark-Parkplatz an der Rosenheimer Straße verweisen.
Dass die Situation auch bisher schon nicht einladend war, davon kann auch Kurdirektor Thomas Jahn ein Lied singen: „Tatsache ist, dass wir seit Jahren negative Kommentare zu der Situation mit den Toiletten am Bahnhof bekommen. Dies betrifft sowohl die Lage des Gebäudes samt Ausschilderung bis hin zur Optik und dem allgemeinen Zustand im Inneren.“ Und so sieht Jahn in der neuen Situation, in der am Bahnhof gar keine öffentlichen Toiletten mehr zur Verfügung stehen, „lediglich eine Fortsetzung des kritischen Zustandes“.
„Kein Angebot oder sehr schlechtes Angebot“
Die Entscheidung der Verwaltung, die Toiletten zu schließen, kann auch der Kurdirektor nachvollziehen: „Am Ende ist das es ein Abwägen zwischen ,kein Angebot oder einem sehr schlechten Angebot‘! Und in der aktuellen Situation unterstütze ich die Entscheidung der Stadt.“ Auf der anderen Seite brauche die Stadt eine für Bürger und Gäste gute Lösung. Denn die fehlenden Toiletten beträfen eben nicht nur Reisende, die Bus und Bahn nutzten, sondern auch Bürger und Gäste, die beispielsweise bei einem Spaziergang durch die Stadt und nach einer Toilette suchen. In den Köpfen der Menschen sei der Bahnhof nun einmal ein Ort, wo man eine Toilette findet.