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Ermittlungen dauern an

Unfall mit zwei Toten in Eiselfing wirkt nach: Welche Rolle spielte ein Micro-Car?

Trauerkerzen und Blumen erinnern an den tragischen Verkehrsunfall bei Kerschdorf (Eiselfing).
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Trauerkerzen und Blumen erinnern an den tragischen Verkehrsunfall bei Kerschdorf (Eiselfing).

Ein Besuch an der Unfallstelle bei Kerschdorf (Eiselfing) zeigt: Viele Menschen bewegt der Tod zweier Menschen nach einem Zusammenstoß zweier Pkw. Das sagt die Polizei zum Ermittlungsstand und zur besonderen Frage, welche Rolle ein Micro-Car spielte.

Eiselfing – Der Unfallort an der Staatsstraße zwischen Wasserburg und Griesstätt ist ein Ort des Gedenkens geworden: Zahlreiche Kerzen flackern im kühlen Wind, Trauernde haben Blumensträuße in Vasen gestellt. Menschen halten an und sprechen ein kurzes Gebet. Der Schock über den schweren Unfall von Freitagabend, 9. Februar, wirkt nach wie vor nach. Viele sind in Gedanken auch bei den drei Schwerverletzten, Ehefrau, Sohn und Tochter des verstorbenen Rosenheimers, und bei den Angehörigen des ebenfalls tödlich verunglückten 18-Jährigen aus Rott.

Die Unfallstelle bei Kerschdorf.

Gutachter analysiert Unfallhergang

„Es gibt noch keine neuen Erkenntnisse zum Unfallhergang“, sagt auf Anfrage Wasserburgs Polizeichef Markus Steinmaßl. Seine Inspektion hat die Ermittlungen übernommen. Die Staatsanwaltschaft ordnete zur Klärung des Hergangs laut Polizeipräsidium ein Gutachten an. Es wird noch dauern, bis die Analysen abgeschlossen sind, so Steinmaßl.

Ein Satz im Polizeibericht zum Unfallhergang hat in der Region Diskussionen ausgelöst: Denn vor dem Zusammenstoß der zwei Autos auf Höhe von Kerschdorf hatte einer der Unfallbeteiligten ein sogenanntes Micro-Car überholt. In sozialen Netzwerken wird die Frage diskutiert, ob diese Mini-Autos den Verkehr gefährden.

Ein tpyisches Micro-Car, hier ausgestellt auf der Hannover Messe.

Festzuhalten bleibt: Beim Unfall in Kerschdorf trage der Fahrer des Micro-Cars keine Schuld, unterstreicht Steinmaßl. Sein Fahrzeug war nach Angaben der Polizei nicht in den Crash verwickelt.

„Langsam unterwegs ist auch ein Traktor“

Gibt es Anhaltspunkte dafür, dass Micro-Cars grundsätzlich die Sicherheit auf den Straßen beeinträchtigen? „Es tritt keine besondere Unfallhäufung auf, uns sind keine Auffälligkeiten bekannt“, sagt Wasserburgs Polizeichef Steinmaßl. Die Moped-Autos seien erlaubte und zugelassene Fahrzeuge, die sich im Straßenverkehr bewegen dürften. „Langsam unterwegs ist auch ein Traktor“, betont Steinmaßl angesichts der Tatsache, dass die Mini-Autos nur bis zu Tempo 45 fahren und deshalb manchmal außerhalb von Städten als Verkehrsbehinderung betrachtet werden.

„Überdachtes Moped“

Ein Micro-Car ist quasi ein „überdachtes Moped“. Dafür ist laut Steinmaßl mindestens ein Führerschein der Klasse AM notwendig. Das Mini-Auto darf laut Bußgeldkatalog schon ab 15 Jahren gefahren werden. Wie viele dieser kleinen Pkw im Landkreis unterwegs sind, kann das Landratsamt Rosenheim auf Anfrage nicht sagen, denn Micro-Cars müssten nicht zugelassen werden. Es reiche ein Versicherungskennzeichen. Nach Steinmaßls Erfahrung ist das Micro-Car vor allem bei jungen Leuten beliebt. Die Hauptzielgruppe seien Jugendliche auf dem Land, die auf dem Weg zur Arbeit oder zur Berufsschule eine Alternative zum öffentlichen Personennahverkehr oder zum Moped und Roller suchen würden.

Laut dem Magazin „Bußgeldkatalog.org“ gibt es die Mopeds auf vier Rädern mit einem Dach über dem Kopf als Ein- oder Zweisitzer, E-Autos oder Benziner. Sie sind höchstens 425 Kilogramm schwer. „Auf Landstraßen sorgen sie immer öfter für Staus, denn wegen ihrer autoähnlichen Breite sind sie schwerer zu überholen als ein gewöhnliches Kleinkraftrad“, warnt die DEVK-Versicherung in einer Pressemitteilung von März 2023.

Nur mit bis zu Tempo 45 unterwegs

Es gibt in der Tat einen Punkt, bei dem der ADAC Gefahrenpotenzial für den Straßenverkehr sieht, vor allem nachts, wenn die Sicht nicht so gut ist. Ein Micro-Car fahre dann mit Tempo 45 über die Straße, sehe aufgrund der beiden Lichter von hinten und von weiter entfernt aus wie ein richtiges Auto. Es bestehe die Gefahr, dass nachfolgende Fahrer, die mit normaler Pkw-Geschwindigkeit unterwegs seien, zu spät erkennen würden, wie langsam das Mini-Auto ist. Werde dies nicht rechtzeitig realisiert, könne es zu gefährlichen Bremsmanövern oder ungeplanten Überholvorgängen kommen, warnt der Pressesprecher des ADAC in Bayern, Michael Gebhardt.

Kerzen und Blumen zum Gedenken an die beiden tödlich Verunglückten.

ADAC kritisiert fehlende Sicherheitsvorschriften

Gefährdet seien auch die Fahrer und Beifahrer im Mini-Auto, hätten Crashtests mit „sehr ernüchternden Ergebnissen“ ergeben, bestätigt der ADAC. Deshalb stehen bei der Diskussion um die Sicherheit eher die Insassen der Mini-Cars im Fokus.

Trotzdem stehe fest, dass ein umkleidetes Moped eine Spur sicherer sei als beispielsweise ein Roller. Immerhin gebe es im Mini-Car einen Gurt zum Anschnallen. Manchen seien auch mit Antiblockiersystem (ABS) und Airbag ausgestattet, doch es gebe keine gesetzlichen Sicherheitsvorschriften. Hier müsse der Gesetzgeber nachjustieren, fordert der ADAC. Schließlich sei ein Micro-Car weitaus teurer als ein Moped: Es koste zwischen 8.000 und 19.000 Euro. Problematisch sei das Fahrverhalten eines solchen Mini-Autos: Es sei wesentlich unstabiler unterwegs als ein richtiger Pkw. Die Fahrer würden ihren Führerschein außerdem nicht im Micro-Car, sondern auf einem Moped machen, das wiederum ein ganz anderes Fahrverhalten habe.

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