Fahrerflucht und Alkoholeinfluss
Rätselhafter Unfall am Bahnübergang Viehhausen: Was bekannt ist und wie es um die Schranke steht
Wieder ist es am Bahnübergang in Viehhausen (Wasserburg) zu einem Unfall gekommen. Er ging glimpflich aus, verlief jedoch ungewöhnlich. Das ist zum rätselhaften Hergang bisher bekannt. Das sagt die Bahn zur Frage, wann die Schranke für den Übergang kommt, an dem es schon zwei Tote gab.
Wasserburg – Zwei junge Frauen haben am Bahnübergang in Viehhausen bereits ihr Leben gelassen, vor knapp einem Jahr gab es hier zuletzt einen schlimmen Unfall, bei dem ein Wagen von einem Zug erfasst und ein 41-jähriger Wasserburger schwer verletzt worden war. Am Samstag, 3. Februar, kam es jetzt erneut zu einem Unfall, der glimpflich ausging, diesmal jedoch Rätsel aufgibt. Denn der Fahrer des Pkw, der gegen 21.10 Uhr eine Lok touchierte, flüchtete.
Unfallhergang: Das ist bisher bekannt
Die Beamten der Polizeiinspektion Wasserburg konnten nach eigenen Angaben nur folgenden Unfallhergang feststellen: Der silberfarbene Pkw befuhr die Ortsverbindungsstraße aus Richtung Viehhausen kommend in Richtung Edling. Die Person am Steuer überquerte den unbeschrankten Bahnübergang, obwohl sich ein Zug aus südlicher Richtung näherte. Es kam am Bahnübergang zum Zusammenstoß zwischen Triebwagen und Pkw. Der Wagen wurde vermutlich hinten links am Rücklicht beschädigt, so die Inspektion Wasserburg. Bei dem Unfall wurde niemand verletzt.
Unfall am Bahnübergang Viehhausen am 3. Februar 2024




Der Pkw-Fahrer setzte seine Fahrt fort, ohne sich um den Unfall zu kümmern, teilt Polizeichef Markus Steinmaßl weiter mit. Am Triebwagen der Deutschen Bahn entstand nach seinen Angaben kein Sachschaden. Dies entbinde den flüchtigen Pkw-Fahrer jedoch nicht von seiner Pflicht, am Unfallort anzuhalten und seine Beteiligung bekannt zu geben, betont die Polizeiinspektion Wasserburg. Sie nimmt Hinweise zum Flüchtigen unter 08071/9177-0 entgegen.
Während der Unfallaufnahme wurde laut Angaben der Beamten festgestellt, dass der Triebwagenführer vermutlich unter dem Einfluss von Alkohol gestanden habe. Ein Vortest habe einen Wert von über 0,9 Promille ergeben. Die Bundespolizei Rosenheim übernahm vor Ort die Ermittlungen gegen den Lokführer wegen des Verdachts der Gefährdung des Bahnverkehrs.
Debatte um Sicherheit kocht wieder hoch
Ein Unfall, der trotz seines guten Ausgangs und seiner ungewöhnlichen Begleitumstände die Debatte um die Sicherheit am Bahnübergang in Viehhausen wieder hochkochen lässt. Denn seit Jahren fordern die Stadt Wasserburg und die Nachbargemeinde Edling sowie die Bürgerinnen und Bürger der beiden Kommunen eine Schranke. Fest steht: Die dafür notwendige Baumaßnahme steht nicht nur für Viehhausen in Wasserburg, sondern auch für die Übergänge in Au (Edling) und Kumpfmühl bei Roßhart (ebenfalls Edling) an. Alle drei sind laut Pressestelle der Bahn in Bayern als technische Anlagen miteinander verknüpft, müssen also gemeinsam erneuert werden. Für Au und Roßhart liegen alle Plangenehmigungen vor, so die Bahn. In Viehhausen ist bekanntlich jedoch ein aufwendiges Planfeststellungsverfahren notwendig geworden, weil es zu keiner Einigung mit einem Grundeigentümer über eine benötigte Fläche gekommen war.
Schwerer Unfall auf Bahnstrecke bei Wasserburg / Viehhausen




Es tut sich was
Trotzdem tut sich mittlerweile was: Die Stadt Wasserburg habe jüngst mit der Bahn eine Kreuzungsvereinbarung abgeschlossen, erklärt auf Anfrage Bürgermeister Michael Kölbl. Der Hauptausschuss habe einem entsprechenden Vertrag zugestimmt. Kommt damit Bewegung in die Angelegenheit? Eine Kreuzungsvereinbarung regelt nach Angaben der Deutschen Bahn, Regionalbüro München, zwischen den „beteiligten Kreuzungspartnern“, in diesem Fall dem Straßenbaulastträger, der Kommune, und dem Baulastträger, der Bahn, die Kostenfrage, die Verantwortlichkeiten und die genauen Grenzen der Zuständigkeiten. Seit Februar 2020 müsse eine Stadt oder eine Gemeinde bei kommunalen Straßen keine Finanzierungsanteile übernehmen, diese würden seitdem durch den Bund und die Länder übernommen.
Da noch kein rechtsgültiger Planfeststellungsbeschluss für den Übergang in Viehhausen vorliege, dürfe ein Vollausbau mit Schranke hier noch nicht realisiert werden. Stattdessen werde die technische Anlage erneuert, heißt es von Seiten der Bahn. In den vergangenen Jahren war bekanntlich auch immer wieder kritisiert worden, die Signale der Ampel am Übergang in Viehhausen könnten leicht übersehen werden, die Sicht auf die Lichtanlage sei hier beeinträchtigt.
Vollausbau in Rosshart und Au noch 2024
Während in Viehhausen also eine Ertüchtigung kommt, werden im Herbst 2024 schon einmal die beiden Edlinger Bahnübergänge Roßhart und Au vollständig ausgebaut, also mit Schranke versehen, teilt die Pressestelle der Bahn in Bayern weiter mit. Ein Anfang ist damit gemacht. Die Vollendung in Viehhausen könne jedoch erst erfolgen, wenn „ein rechtsgültiger, nicht mehr beklagbarer Planfeststellungsbeschluss“ vorliege. Dann starte nach Roßhart und Au in Edling in einer zweiten Bauphase der Straßenausbau, der Neubau von Geh- und Radweg und die Errichtung der Schranken auch auf Wasserburger Gebiet.
Kosten in Höhe von 3,22 Millionen Euro
Die Pressestelle der Bahn in Bayern teilt auf Anfrage mit, dass hier der Abschluss des Planfeststellungsverfahrens aufgrund der weiterhin offenen Grundstücksangelegenheiten nur schwer zu terminieren sei. Die Kosten für die drei neuen Sicherungsanlagen an den Bahnübergängen belaufen sich laut Bahn auf insgesamt etwa 3,22 Millionen Euro. Der Bund finanziere 50 Prozent, der Freistaat Bayern ein Sechstel und die Südostbayernbahn ein Drittel der Kosten.
